Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
spürte er die Feindseligkeit dieses Ortes, die ihm wie etwas Lebendiges vorkam. Sie richtete sich gegen ihn und die Macht, die ihm verliehen war. Aber sie war nicht stark genug, ihn wirklich zu gefährden, daher schenkte er ihr nicht mehr Beachtung als einem Tier.
Dieser Ort war von seinen Herren bezwungen worden. Er wusste, dass er von den Alten Göttern, den Feinden seiner Herren, geschaffen worden war, um die großen Distanzen der Welt zu überbrücken. So wie es der Frevler auch gesagt hatte. Aber seine Herren hatten sich nach ihrem Sieg genommen, was ihnen gefiel. Sie hatten die Wesen, die hier lebten, besiegt und unter ihren Willen gezwungen.
Langsam hob er seine beiden Schwerter und stach sie entschlossen in die magische Barriere, die ihn am Weiterkommen hinderte. Dieses Mal vermochte er es, sie zu halten und gegen die Barriere anzukämpfen. Sein Körper begann zu zittern und gleiches geschah mit dem, gegen das er kämpfte. Der Wächter spürte die Macht seiner Herren, die aus den Schwertern strömte und den Widerstand der Runen-Magie Stück für Stück verringerte.
Er richtete die Schwerter nach oben und in einer Explosion von Licht verging die magische Sperre, die Eneas erschaffen hatte. Der Wächter ließ die Arme nach unten sinken und verharrte mit geschlossenen Augen lange Zeit bewegungslos. Es hatte ihn überraschend viel Kraft gekostet und er fühlte eine Erschöpfung, die er nie zuvor gekannt hatte.
Etwas hatte sich auch mit seinen Schwertern verändert. Er begriff es nicht direkt, aber dann dämmerte ihm die Erkenntnis. Durch das Beseitigen der magischen Schranke war die Magie seiner Herren aufgebraucht worden, oder zumindest nicht mehr so stark wie noch zuvor.
Es brachte ihn in Nachteil, aber er schüttelte diesen Gedanken wieder ab. Es kam nicht in Frage, erneut als Besiegter zu seinen Herren zurück zu kehren, diese Schmach würde ihm nicht erneut widerfahren. Daher gab es nur eine Richtung, in die er gehen konnte.
Er öffnete seine Augen und begann, dem geflüchteten Frevler zu folgen. Er sehnte die nächste Begegnung mit ihm herbei, denn er wusste mit vollkommener Sicherheit, dass es ihre letzte sein würde. Er lächelte.
***
Mela sah, wie Eneas stockte und in die Knie ging.
»Was ist?«, rief sie uns stürzte zu ihm, doch er hob abwehrend die rechte Hand und sie stoppte nur wenige Schritte von ihm entfernt ohne zu wagen, ihn anzufassen.
Noch immer sah er mitgenommen aus, doch die Wunden in seinem Gesicht hatten sich bereits geschlossen und sie wusste, dass schon bald nichts mehr von ihnen zu sehen sein würde. Wieder einmal.
»Es ist … nichts!«, entgegnete er und richtete sich mühsam wieder auf.
Jetzt war auch Orcard hinzugekommen und starrte ihn genau wie Mela fragend an.
»Der Wächter«, sagte Eneas leise. »Der Wächter folgt uns erneut, er hat meine Sperre durchbrochen.«
Ein Stich ging durch Mela hindurch. Sie wusste, was das bedeutete, denn Eneas schien nicht mehr stark genug zu sein, den Häscher aufzuhalten geschweige denn zu besiegen. Etwas hatte sich verändert, und zwar zu ihren Ungunsten.
»Sag uns endlich, wohin du willst!«, bedrängte Orcard ihn. »Was ist dein Ziel und können wir es noch erreichen, bevor der Häscher uns erneut stellt?«
Eneas schwieg und in seinem Gesicht stand Qual.
»Du musst es uns sagen, Eneas! Du musst!«
Sein Blick fiel auf Mela und sie spürte einen erneuten Stich. Auch wenn seine Augen schwarz waren, so konnte sie doch die Unsicherheit und den Schmerz darin erkennen.
Eneas drehte sich um und deutete nach vorne. »Das Beryllyion befindet sich irgendwo dort vor uns. Das ist mein Ziel.«
»Das Beryllyion ?« Orcard starrte ihn verständnislos an. »Was soll das sein?«
»Es ist eine Waffe der Götter. Der Alten Götter.«
»Eine Waffe? Ich verstehe nicht ...« Orcards Stimme war drängend. »Du meinst den magischen Gegenstand, von dem du uns erzählt hast?«
Eneas ballte die Hände und ein Ruck ging durch seinen Körper. Seine Augen schienen für einen unendlich kurzen Augenblick wieder ihre normale Farbe zu haben.
»Mit diesem Gegenstand habe ich Thuraan getötet. Es ist das Feuer Ashards , der geheimen Berge der Götter. Gebannt in ein Amulett – und bereit, von mir genutzt zu werden.«
Mela begriff nicht was er ihnen sagte: »Wie kommt dieses … Amulett denn hierher, wenn du es gegen Thuraan genutzt hast?«
Eneas' Gesicht wurde steinern, als würde eine längst vergessene Erinnerung ihn einholen. Er atmete
Weitere Kostenlose Bücher