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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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sein eigener Computer zehn Prozent draufschlagen. Für den Fall einer direkten Anfrage würde er jegliches Wissen bestreiten und seinen relevanten Datenbestand löschen. Zu dieser Zeit betrug Easterhouses Kontostand vier Milliarden Rial.
    Was Laing aufgefallen war, war der eigenartige Umstand, daß jedesmal, wenn die SAIB auf Weisung des Ministeriums einem Lieferanten einen Betrag gutschrieb, genau zehn Prozent dieser Summe vom Konto des Ministeriums auf ein Nummernkonto in derselben Bank umgebucht wurden.
    Easterhouses Betrugsmanöver war nur eine Abwandlung des Gaunertricks mit der vierten Registrierkasse – und sollte erst im folgenden Frühjahr bei der jährlichen Rechnungsprüfung im Ministerium aufgedeckt werden.
    Die Betrugsmethode hat ihren Namen nach der Geschichte eines amerikanischen Barbesitzers, der, obwohl sein Lokal immer voll war, zu der Überzeugung kam, seine Einnahmen seien um ein Viertel geringer, als sie es von Rechts wegen sein sollten. Er engagierte den besten Privatdetektiv, der in dem Raum über der Bar ein Loch in den Boden bohrte und eine Woche lang auf dem Bauch liegend die Bar darunter beobachtete. Schließlich meldete er: »Tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Ihre Angestellten sind ehrliche Leute. Jeder Dollar, der über die Theke geht, endet in einer Ihrer vier Registrierkassen.« – »Was soll das heißen – vier?« fragte der Barbesitzer. »Ich hab’ doch nur drei.«
    »Man möchte diesem jungen Mann in keiner Weise schaden«, sagte Easterhouse, »aber wenn er so etwas vorhat, wenn er den Mund nicht halten will, wäre es dann nicht klug, ihn nach London zurückzuversetzen?«
    »Nicht so einfach. Würde er denn ohne Protest gehen?« fragte Pyle.
    »Er glaubt sicher«, sagte Easterhouse, »daß dieses Päckchen nach London gelangt ist. Wenn London ihn zurückbeordert – das werden Sie ihm jedenfalls sagen –, wird er sich wie ein Lämmchen auf den Weg machen. Sie brauchen London nur zu erklären, daß sie ihn versetzt sehen möchten. Gründe – er paßt nicht hierher, hat seine Kollegen grob behandelt und ihre Arbeitsmoral untergraben. Den Beweis dafür halten Sie hier in den Händen. Wenn er in London die gleichen Behauptungen vorbringt, wird er nur demonstrieren, daß Sie recht hatten.«
    Pyle war entzückt. Damit war jede Möglichkeit abgedeckt.
    Quinn war gewitzt genug, um zu wissen, daß es in seinem Schlafzimmer vermutlich nicht nur eine, sondern zwei Wanzen gab. Er brauchte eine Stunde, bis er die erste, eine weitere, bis er die zweite entdeckt hatte. Die große Messing-Tischlampe hatte ein millimetergroßes Loch, das in die Bodenplatte gebohrt worden war. Ein solches Loch war nicht notwendig, da die Schnur durch eine seitliche Öffnung in die Platte führte. Quinn kaute mehrere Minuten lang einen von den Kaugummistreifen, die ihm Vizepräsident Odell für den Transatlantikflug mitgegeben hatte, und drückte das Kügelchen in die Öffnung.
    Im Keller der Botschaft drehte sich der diensttuende ELINT -Mann am Steuerpult nach einigen Minuten um und rief einen FBI -Mann zu sich. Bald danach waren Brown und Collins in der Lauschstation.
    »Eine der Wanzen im Schlafzimmer hat gerade den Geist aufgegeben«, sagte der Techniker. »Die in der Bodenplatte der Schreibtischlampe.«
    »Ein mechanischer Fehler?« fragte Collins.
    Was die Hersteller auch behaupten mochten, die Technik hatte die Angewohnheit, in regelmäßigen Abständen zu versagen.
    »Könnte sein«, sagte der ELINT -Mann. »Aber, wie soll man das wissen? Scheint noch unter Strom zu stehen, aber der Geräuschempfang geht auf Null.«
    »Könnte er sie entdeckt und irgendwas hineingesteckt haben?« fragte Brown. »Er ist ein ausgefuchster Hund.«
    »Denkbar«, sagte der Techniker. »Sollen wir hinfahren?«
    »Nein«, sagte Collins. »Er redet in seinem Schlafzimmer sowieso nie. Liegt nur auf dem Rücken und denkt nach. Außerdem haben wir ja noch die andere Wanze, die in der Steckdose in der Wand.«
    In dieser Nacht, der zwölften seit Zacks erstem Anruf, kam Sam in Quinns Zimmer, von McCreas Schlafzimmer aus gesehen am anderen Ende der Wohnung. Die Tür gab ein leises Klicken von sich, als sie aufging.
    »Was war das?« fragte einer der FBI -Männer, der Nachtdienst hatte und neben dem Techniker saß. Dieser zuckte die Achseln.
    »Quinns Schlafzimmer. Türschloß, Fenster. Vielleicht geht er aufs Scheißhaus. Oder er braucht frische Luft. Horch – keine Stimmen.«
    Quinn lag stumm auf seinem Bett. Die

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