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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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die alle einander widersprachen. Zahlreiche Angebote, das Lösegeld, in welcher Höhe auch immer, zu bezahlen, waren von Privatpersonen wie von reichen Stiftungen eingegangen. Die Fernsehprediger hatten sich zu wahren Ekstasen hinreißen lassen; auf den Stufen von Kirchen und Kathedralen wurden Nachtwachen abgehalten.
    Die Wichtigtuer hatten ihre große Stunde erlebt. Mehrere Hundert hatten sich als Geiseln an Simon Cormacks Stelle angeboten, in der beruhigenden Gewißheit, daß es einen solchen Austausch niemals geben werde. Am zehnten Tag nach Zacks erstem Anruf bei Quinn mischte sich eine neue Note in einige der Rundfunk- und Fernsehsendungen, die in Amerika ausgestrahlt wurden.
    Ein Evangelist aus Texas, dessen Schatztruhen eine große und unerwartete Spende von einem Ölkonzern empfangen hatten, behauptete, eine göttlich inspirierte Vision gehabt zu haben. Die Untat an Simon Cormack und mithin an seinem Vater, dem Präsidenten, und damit ein Anschlag auf die Vereinigten Staaten, sei von den Kommunisten verübt worden. Daran könne es keinen Zweifel geben. Große Fernsehgesellschaften griffen die himmlische Botschaft auf und berichteten kurz darüber. Die ersten Schüsse des »Crockett-Plans« waren abgefeuert, die ersten Saatkörner gesät worden.
    Ohne ihr strenges Dienstkostüm, das sie seit dem ersten Abend in der Wohnung nicht mehr getragen hatte, war Special Agent Sam Somerville eine auffallend attraktive Frau. Zweimal in ihrer beruflichen Tätigkeit hatte sie ihre Schönheit eingesetzt, um die Lösung eines Falles zu beschleunigen. Beim ersten Mal hatte sie mehrmals eine Verabredung mit einem hochgestellten Beamten aus dem Pentagon gehabt und war bei dem letzten Rendezvous, in seiner Wohnung, scheinbar völlig betrunken umgekippt. Der Mann, der auf die angebliche Bewußtlosigkeit hereinfiel, machte einen höchst kompromittierenden Telefonanruf, der den Beweis lieferte, daß er bestimmten Rüstungsproduzenten profitable Aufträge zuschanzte und dafür Schmiergelder einsteckte.
    Im zweiten Fall hatte sie sich von einem Mafia-Boß zum Abendessen einladen lassen und in seiner Limousine eine Wanze tief in die Polsterung geschmuggelt. Was dieses Lauschgerät den FBI -Leuten verriet, reichte aus, den Mann wegen mehrerer Vergehen gegen Bundesgesetze vor Gericht zu bringen.
    Kevin Brown hatte genau dies vor Augen gehabt, als er Sam Somerville als »Wachhund« für den Unterhändler auswählte, den das Weiße Haus nach London schicken wollte. Er hoffte, Quinn werde von ihr ebenso beeindruckt sein wie verschiedene andere Männer vor ihm und ihr in einem Augenblick der Schwäche alle geheimen Gedanken oder Absichten anvertrauen, die die Mikrofone nicht registrieren konnten.
    Womit er nicht gerechnet hatte, war die Möglichkeit, daß das Umgekehrte geschehen könnte. Am elften Abend in der Wohnung in Kensington begegneten die beiden einander in dem schmalen Korridor, der vom Bade- zum Wohnzimmer führte. Einer plötzlichen Regung nachgebend, legte Sam Somerville die Arme um Quinns Hals und küßte ihn auf den Mund. Schon seit einer Woche hatte sie dieses Verlangen gespürt. Sie wurde nicht zurückgewiesen und war überrascht, mit welchem Verlangen er ihren Kuß erwiderte.
    Die Umarmung dauerte mehrere Minuten, während der ahnungslose McCrea sich in der Küche hinter dem Wohnzimmer mit einer Bratpfanne abrackerte. Quinns harte, gebräunte Hand streichelte ihr glänzendes blondes Haar. Sie spürte, wie Anspannung und Erschöpfung in Wellen aus ihr hinausströmten.
    »Wie lange noch, Quinn?« flüsterte sie.
    »Nicht mehr lange«, murmelte er, »nur noch ein paar Tage, wenn alles gutgeht, vielleicht eine Woche.«
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkamen, von McCrea zum Essen gerufen, bemerkte dieser keinerlei Veränderung an ihnen.
    Oberst Easterhouse hinkte über den dicken Teppich in Steve Pyles Büro und starrte zum Fenster hinaus. Auf dem Kaffeetisch hinter ihm lag Laings Bericht. Pyle blickte besorgt.
    »Ich fürchte, Ihr junger Mann könnte unserem Land hier in Saudi-Arabien gewaltigen Schaden zufügen«, sagte Easterhouse leise. »Unbeabsichtigt, natürlich. Er ist sicher ein gewissenhafter junger Mensch. Trotzdem …«
    Innerlich war er beunruhigter, als er zu erkennen gab. Sein Plan, das Haus Saud von seiner Spitze abwärts durch ein Massaker zugrunde zu richten, war inzwischen bis zur Hälfte gediehen und anfällig für Störungen.
    Der fundamentalistische schiitische Imam hielt sich versteckt und war dem Zugriff

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