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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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blickte gründlich um sich und suchte den Rand des Tales ab. Er konnte keine Bewegung feststellen.
    »Verdammt«, sagte Brown, »rötlichbraunes Haar, und eine Brille trägt er auch.«
    Der Fahrer des Jeeps ging in das Bauernhaus und tauchte ein paar Sekunden später zusammen mit dem stämmigen Mann wieder auf. Sie hatten einen großen Rottweiler dabei. Die beiden Männer gingen in denselben Schuppen, blieben dort zehn Minuten und kamen dann zurück. Der stämmige Mann fuhr den Jeep in einen anderen Schuppen und schloß das Tor.
    »Ländliche Keramik, wer’s glaubt, wird selig«, sagte Brown. »In diesem verdammten Schuppen ist irgendwas oder irgend jemand. Ich wette mein Hemd, daß es ein junger Mann ist.«
    Sie krochen zum Saum des Gehölzes zurück. Die Dunkelheit senkte sich über das Tal.
    »Holen Sie die Decke aus dem Kofferraum und bleiben Sie hier«, sagte Brown. »Überwachen Sie das Haus die Nacht hindurch. Ich bin mit den andern vor Sonnenaufgang wieder da – falls in diesem verdammten Land überhaupt jemals die Sonne aufgeht.«
    Ihnen gegenüber, auf der anderen Seite des Tals, lag auf einem Ast einer riesigen Eiche ein Mann in einem Tarnanzug bewegungslos ausgestreckt. Auch er hatte ein starkes Fernglas, mit dem er die Bewegungen zwischen den Bäumen auf der anderen Talseite registriert hatte. Als Kevin Brown und sein Untergebener die Anhöhe hinab-schlitterten und in dem Gehölz verschwanden, zog er ein kleines Funkgerät aus der Tasche und sprach mehrere Sekunden leise und in einem dringlichen Ton hinein. Es war der 8.   Oktober, neunzehn Tage seit Simon Cormacks Entführung und siebzehn seit Zacks erstem Anruf in der Wohnung in Kensington.
    An diesem Abend rief er wieder an, gedeckt von der Menge eiliger Passanten im Zentrum von Luton.
    »Was zum Teufel ist denn los, Quinn? Verflucht, drei Tage sind inzwischen vergangen.«
    »Hey, immer mit der Ruhe, Zack. Es sind die Diamanten. Du hast uns damit überrumpelt, alter Kumpel. Es dauert ein Weilchen, bis man so ein Päckchen beisammen hat. Ich hab’s denen drüben in Washington verklickert – ordentlich, kann ich dir verraten. Sie machen, so schnell sie können, aber verdammt, Zack, 25   000   Steine, alles gute, bei denen man nicht feststellen kann, woher sie kommen – das dauert schon ein bißchen …«
    »Yeah, sag ihnen nur, sie bekommen noch zwei Tage Zeit und dann kriegen sie ihren Jungen in einem Sack zurück. Bestell ihnen das.«
    Er hängte ein. Später würden die Experten sagen, daß er mit den Nerven fertig war, nahe daran, der Versuchung zu erliegen, dem Jungen etwas anzutun, aus Frustration oder weil er glaubte, irgendwie hereingelegt zu werden.
    Kevin Brown und sein Team waren gut, und sie waren bewaffnet. Sie kamen paarweise aus den vier Richtungen, aus denen der Bauernhof gestürmt werden konnte. Zwei rannten den Weg entlang, von einer Deckung zur andern springend. Die anderen drei Paare kamen völlig lautlos aus den Gehölzen und über die ins Tal abfallenden Felder herab. Es war jene Stunde vor dem Morgengrauen, wenn das Licht am tückischsten, die Wachsamkeit der Beute auf ihren tiefsten Punkt gesunken ist – die Stunde des Jägers.
    Die Überraschung war vollkommen. Chuck Moxon und sein Partner nahmen sich den verdächtigen Schuppen vor. Moxon schnitt eins, zwei, drei das Schloß durch, sein Partner warf sich mit einem Salto vorwärts durch die Tür und landete mit gezogener Pistole auf dem staubbedeckten Boden des Schuppens. Außer einem Benzingenerator, etwas, das wie ein Trockenofen aussah, und einer Bank mit verschiedenen chemischen Gefäßen war nichts zu sehen. Die sechs Männer und Brown, die in das Bauernhaus eindrangen, hatten mehr Glück.
    Vier katapultierten sich paarweise durch die Fenster, wobei sie die Scheiben und Rahmen mitnahmen, landeten auf den Füßen und rannten sofort nach oben zu den Schlafzimmern.
    Brown und die beiden anderen drangen durch die Haustür ein. Ein einziger Schlag mit dem Vorschlaghammer zertrümmerte das Schloß, und schon waren sie drin.
    Neben der herabgebrannten Glut unter dem Feuerrost in der Küche war der stämmige Mann in einem Sessel eingeschlafen. Er hätte die Nachtwache halten sollen, aber Langeweile und Müdigkeit hatten ihn schläfrig gemacht. Das Krachen an der Haustür riß ihn hoch. Er griff nach der ausgebohrten Schrotflinte, die auf dem Fichtenholztisch lag und hätte es beinahe geschafft, aber das von der Tür her gebrüllte »Keine Bewegung!« und der Anblick des

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