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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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die schriftliche Fassung eintraf. Als er Patrick Seymour in der amerikanischen Botschaft anrief, war er fuchsteufelswild. Brown und seine Männer befanden sich noch auf der Rückfahrt.
    »Patrick, wir sind immer verdammt gut miteinander ausgekommen, aber das ist die Höhe! Für wen zum Teufel hält er sich denn? Und in welchem Land, verdammt noch mal, glaubt er eigentlich zu sein?«
    Seymours Situation war höchst unerquicklich. Drei Jahre hatte er darangewendet, die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen dem Bureau und dem Yard, Erbe seines Vorgängers Darrell Mills, noch auszubauen. Er hatte Kurse in England besucht und Visiten hochrangiger Beamter der Metropolitan Police im Hoover Building arrangiert, damit sich jene persönlichen Beziehungen entwickeln konnten, die in einer Krisensituation den Amtsschimmel auf Galopp bringen.
    »Was war dort auf dem Bauernhof eigentlich los?« fragte er. Cramer beruhigte sich und berichtete ihm. Scotland Yard hatte Monate vorher einen Tip erhalten, daß ein großer Drogenhändlerring eine neue, großangelegte Operation in England starten wolle. Nach geduldiger Ermittlungsarbeit war der Bauernhof als Basis des Unternehmens identifiziert worden. Undercover-Agenten aus seinem eigenen SO Department hatten im Zusammenwirken mit der Polizei von Bedford das Objekt Woche um Woche beschattet. Der Mann, nach dem gefahndet wurde, war ein internationaler Großdealer, in Neuseeland geboren, von einem Dutzend Staaten gesucht, aber glatt wie ein Aal. Die gute Nachricht: Es stand zu erwarten, daß er mit einer großen Menge Koks zum Verarbeiten, Portionieren und Verteilen erscheinen werde; die schlechte: Er würde den Bauernhof meiden.
    »Tut mir leid, Patrick, aber ich werde den Innenminister bitten müssen, daß er Washington veranlaßt, Brown nach Hause zu holen.«
    »Nun ja, wenn Sie müssen, dann müssen Sie eben«, sagte Seymour. Während er den Hörer auflegte, dachte er: Mach du nur zu!
    Cramer hatte noch eine andere, sogar noch dringendere Aufgabe zu erledigen, nämlich zu verhindern, daß die Geschichte von irgendeiner Zeitung, von Rundfunk oder Fernsehen publik gemacht wurde. An diesem Vormittag war er in hohem Maße auf das Entgegenkommen der Besitzer und Chefredakteure der Medien angewiesen.
    Das Komitee in Washington erhielt Seymours Bericht um 7   Uhr morgens, als es zum erstenmal an diesem Tag zusammentrat.
    »Ich bitte Sie, er hatte eine erstklassige Spur und ging ihr nach«, protestierte Philip Kelly. Don Edmonds warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Er hätte sich mit Scotland Yard ins Benehmen setzen sollen«, sagte Außenminister Jim Donaldson. »Wir können es uns in dieser Phase einfach nicht leisten, mit den Briten Ärger zu bekommen. Was zum Kuckuck soll ich denn zu Sir. Harry Marriott sagen, wenn er verlangt, daß wir Brown abziehen?«
    »Moment«, sagte Finanzminister Reed. »Warum nicht einen Kompromiß vorschlagen? Brown war übereifrig, und die Sache tut uns leid. Aber wir sind überzeugt, daß Quinn und die Briten jeden Augenblick Simon Cormacks Freilassung erreichen werden. Wenn es soweit ist, brauchen wir eine Eskorte, die den Jungen nach Hause begleitet. Brown und seine Männer sollten ein paar Tage Aufschub erhalten, um das zu übernehmen. Sagen wir, bis Ende der Woche?«
    Donaldson nickte.
    »Yeah, das wird Sir Harry vielleicht akzeptieren. Übrigens, wie geht es dem Präsidenten?«
    »Er lebt wieder auf«, sagte Odell. »Ist beinahe optimistisch. Ich hab’ ihm vor einer Stunde gesagt, daß Quinn sich einen weiteren Beweis dafür verschafft hat, daß Simon lebt und es ihm anscheinend gutgeht – zum sechstenmal hat sich Quinn einen solchen Beweis von den Kidnappern geben lassen. Wie steht’s mit den Diamanten, Morton?«
    »Am Abend haben wir sie«, antwortete Morton Stannard.
    »Sorgen Sie dafür, daß ein schneller Vogel zum Abflug bereit steht«, sagte Vizepräsident Odell. Verteidigungsminister Stannard nickte und machte sich eine Notiz.
    Andy Laing bekam schließlich einen Gesprächstermin beim Leiter der Revisionsabteilung, noch an diesem Tag, gleich nach dem Mittagessen. Der Mann war ebenfalls Amerikaner und hatte in den vergangenen drei Tagen europäische Niederlassungen der Bank besucht.
    Er hörte sich ernst und mit wachsender Bestürzung an, was der junge Bankmanager aus Dschiddah vorbrachte, und überflog die Computerausdrucke auf seinem Schreibtisch mit geübtem Blick. Als er damit fertig war, lehnte er sich in seinen Sessel zurück, blies die

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