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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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kriegen das Geld, Morton.«
    Die Anwesenden erhoben sich. Odell mußte ins Mansion, um den Präsidenten aufzusuchen.
    »Machen Sie so schnell, wie Sie können, Morton«, sagte er. »Maximal zwei bis drei Tage.«
    Tatsächlich sollte es noch sieben dauern.
    Erst am nächsten Morgen konnte Andy Laing um ein Gespräch mit Mr.   Al-Haroun, dem Chef der Niederlassung, nachsuchen. Aber er ließ die Nacht nicht ungenutzt.
    Als Mr.   Al-Haroun zur Rede gestellt wurde, entschuldigte er sich so liebenswürdig, wie es nur ein wohlerzogener Araber vermag, wenn er mit dem Zorn eines aufgebrachten Westlers konfrontiert wird. Er bedaure die Sache zutiefst, es sei ohne Zweifel eine unglückliche Situation, deren Lösung in Allahs, des Allbarmherzigen, Schoß liege. Nichts könne ihm größeres Vergnügen bereiten, als Mr.   Laing seinen Paß zurückzugeben, den er nur auf Mr.   Pyles spezielles Ersuchen über Nacht in Verwahrung genommen habe. Er trat an seinen Tresor, zog mit seinen schlanken, braunen Fingern den grünen amerikanischen Paß heraus und gab ihn zurück.
    Laing war besänftigt, dankte ihm mit dem formelleren »Achkurah« und empfahl sich. Erst als er wieder in seinem eigenen Büro war, kam ihm der Gedanke, den Paß durchzublättern.
    In Saudi-Arabien brauchen Ausländer nicht nur ein Einreise- sondern auch ein Ausreisevisum. Und seines, früher unbegrenzt gültig, war ungültig gemacht worden. Der Stempel der Immigration Control in Dschiddah war zweifellos echt. Kein Zweifel, sagte er sich bitter, Mr.   Al-Haroun hat einen Freund in diesem Amt. Schließlich wurden hierzulande die Dinge so gehandhabt.
    Laing war sich im klaren darüber, daß es keinen Weg zurück mehr gab, und beschloß, die Sache bis zum bitteren Ende durchzufechten. Da fiel ihm etwas ein, was Mr.   Amin, der Operations-Manager, ihm einmal erzählt hatte. Er rief ihn an.
    »Amin, mein Freund, haben Sie nicht einmal davon gesprochen, daß Sie einen Verwandten hier im Immigration Service haben?« fragte er ihn. Amin bemerkte in der Frage keine Falle.
    »Ja, doch. Einen Vetter.«
    »In welcher Abteilung arbeitet er denn?«
    »Ach, nicht hier, mein Freund. Er ist in Dharan.«
    Dharan liegt nicht nahe bei Dschiddah, am Roten Meer, sondern im äußersten Osten des Landes, am Arabischen Golf. Am späten Vormittag rief Andy Laing Mr.   Zufilquar Amin an seinem Schreibtisch in Dharan an.
    »Hier spricht Mr.   Steve Pyle, General-Manager der Saudi Arabian Investment Bank«, sagte er. »Einer meiner Angestellten hält sich gerade zu geschäftlichen Verhandlungen in Dharan auf. Er muß heute abend in einer dringenden Angelegenheit nach Bahrain fliegen. Leider, so sagte er mir, ist sein Ausreisevisum abgelaufen. Sie wissen ja, wie lange solche Dinge auf dem normalen Weg dauern können … Mir ist der Gedanke gekommen, da Ihr Vetter hier bei uns solche Wertschätzung genießt … Sie werden sehen, daß Mr.   Laing ein äußerst großzügiger Mann ist …«
    Andy Laing nützte die Mittagspause dazu, in seine Wohnung zu fahren, packte seine Sachen und erreichte die Maschine der Fluggesellschaft Saudia, die um 15   Uhr nach Dharan startete. Mr.   Zulfiquar Amin erwartete ihn bereits. Die Neuausstellung eines Ausreisevisums dauerte zwei Stunden und kostete tausend Rial.
    Mr.   Al-Haroun bemerkte Laings Abwesenheit etwa um die Zeit, als dieser nach Dharan abflog. Er rief am Flughafen Dschiddah an, sprach aber mit dem für die Abflüge ins Ausland Verantwortlichen. Keine Spur von einem Mr.   Laing. Beunruhigt rief er in Riad an. Pyle fragte ihn, ob verhindert werden könnte, daß Laing überhaupt eine Maschine bestieg, auch eine mit einem Ziel innerhalb des Landes.
    »Tut mir sehr leid, lieber Kollege«, sagte Mr.   Al-Haroun, der Pyle höchst ungern enttäuschte, »aber das läßt sich nicht einrichten. Ich kann allerdings meinen Freund fragen, ob Mr.   Laing zu einem Flughafen innerhalb des Landes geflogen ist.«
    Laings Spur wurde in Dharan aufgenommen, genau im selben Augenblick, als er auf dem Damm die Grenze zum benachbarten Emirat Bahrain überquerte. Dort gelangte er mühelos an Bord einer Maschine der British Airways, die von Mauritius nach London unterwegs war und in Bahrain zwischenlandete.
    Pyle, der nicht ahnen konnte, daß Laing sich ein neues Ausreisevisum verschafft hatte, wartete bis zum folgenden Vormittag. Dann ersuchte er das Personal in der Filiale in Dharan, sich in der Stadt nach Laing umzusehen und festzustellen, was er dort trieb.

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