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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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den verräterischen Geruch loszuwerden und legte sich dann aufs Bett. Regungslos lag er da, blickte zur Decke hinauf und dachte nach. Er schlief nie viel, wenn eine entscheidende Sache bevorstand; deswegen hatte er am Nachmittag drei Stunden vorgeschlafen. Kurz vor Morgengrauen nickte er ein, und um 7   Uhr erhob er sich, als der Wecker klingelte.
    Die reizende Person am Empfang war im Dienst, als er um halb neun nach unten kam. Er trug seine dickrandige Brille, den Tweedhut und den Burberry, bis zum Hals zugeknöpft. Er erklärte der jungen Dame, daß er in Heathrow sein Gepäck abholen müsse und gerne seine Rechnung hätte.
    Um 8.45   Uhr schlenderte er die Straße entlang zu dem Telefonhäuschen. Um diese Zeit waren sicher keine alten Damen unterwegs. Er wartete eine Viertelstunde in der Zelle, bis es Punkt neun klingelte. Zacks Stimme war heiser vor innerer Anspannung.
    »Jamaica Road, Rotherhithe«, sagte er.
    Quinn kannte die Gegend nicht, hatte aber davon gehört. Die alten Docks, die Gebäude teilweise zu eleganten neuen Häusern und Wohnungen für Yuppies umgebaut, andere Teile hingegen noch heruntergekommen – verlassene Kais und aufgegebene Lagerhäuser.
    »Und weiter?«
    Zack erklärte ihm den Weg. Von der Jamaica Road in eine Straße abbiegen, die zur Themse führt.
    »Es ist ein einstöckiges Lagerhaus aus Stahl, an beiden Enden offen. Über den Toren steht noch der Name ›Babbidge‹. Bezahl das Taxi oben am Anfang der Straße. Geh sie entlang und in die südliche Einfahrt. Geh bis zur Mitte und bleib dann stehen. Wenn dir irgend jemand folgt, lassen wir uns nicht blicken.«
    Das Gespräch war zu Ende. Quinn verließ die Telefonzelle und warf seine leere Kalbsledertasche in eine Mülltonne. Er hielt nach einem Taxi Ausschau. Wegen der morgendlichen Stoßzeit war weit und breit keins zu sehen. Zehn Minuten später erwischte er eins in der Marylebone High Street und ließ sich an der U -Bahn-Station Marble Arch absetzen. Um diese Zeit braucht ein Taxi durch die engen Straßen der City und über die Themse nach Rotherhithe eine Ewigkeit.
    Er nahm die U -Bahn Richtung Osten bis zum Bahnhof Bank und dann die Nordlinie, die unter der Themse hindurch nach London Bridge geht. Vor dem Bahnhof London Bridge standen Taxis. Fünfundzwanzig Minuten nach Zacks Anruf war er in der Jamaica Road.
    Die Straße, die er hinuntergehen sollte, war schmal, schmutzig und menschenleer. Auf der einen Seite säumten heruntergekommene Tee-Lagerhäuser die Themse. Auf der anderen standen aufgegebene Fabrikgebäude und Wellblechschuppen. Quinn ging in der Straßenmitte, da er wußte, daß er von irgendwoher beobachtet wurde. Die Lagerhalle mit dem verblichenen Namen »Babbidge« über dem einen Eingang stand am Ende. Er ging hinein.
    Zweihundert Fuß lang, achtzig Fuß breit. Von Deckenbalken hingen verrostete Ketten herab; auf dem betonierten Boden lag Abfall, in den langen Jahren, die die Halle schon leerstand, vom Wind hereingefegt. Die Tür, durch die er eingetreten war, war für einen Fußgänger groß genug, nicht aber für ein Fahrzeug; das Tor am anderen Ende hingegen war so hoch und breit, daß ein Lastwagen durchfahren konnte. Er ging bis in die Mitte der Halle und blieb stehen. Er nahm die falsche Brille und den Tweedhut ab und warf beides beiseite. Die Tarnung war nicht mehr nötig. Entweder er ging hier mit einer Abmachung über Simon Cormacks Freilassung heraus oder er brauchte ohnehin eine Polizeieskorte.
    Eine Stunde lang stand er wartend da, ohne sich zu bewegen. Um 11   Uhr erschien der große Volvo am anderen Ende der Halle, kam langsam auf ihn zugefahren und blieb zwölf Meter von ihm entfernt mit laufendem Motor stehen. Auf den Vordersitzen saßen zwei Männer, beide vermummt, so daß nur ihre Augen durch die Schlitze sichtbar waren.
    Das Schlurren von Turnschuhen auf dem Beton hinter ihm war für ihn mehr zu spüren als zu hören, und er warf wie zufällig einen Blick über die Schulter. Dort stand ein dritter Mann; schwarzer Trainingsanzug, eine Balaklawa-Maske über Kopf und Schultern. Er stand auf den Fußballen, hielt die Maschinenpistole lässig in den Händen.
    Die Tür am Beifahrersitz des Volvo ging auf, und ein Mann stieg aus. Von mittlerer Größe und mittlerer Statur. Er rief:
    »Quinn?«
    Zacks Stimme. Unverkennbar.
    »Hast du die Diamanten dabei?«
    »Hier bei mir.«
    »Gib sie her.«
    »Hast du den Jungen mitgebracht, Zack?«
    »Red keinen Blödsinn. Glaubst du, wir rücken ihn gegen einen

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