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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sack voller Glasperlen raus? Wir schau’n uns zuerst die Steine an. Das braucht seine Zeit. Ein einziges Stück Glas, ein einziger Simili – dann ist alles aus. Wenn sie okay sind, bekommst du den Jungen.«
    »Das hab’ ich mir gedacht. So geht’s nicht.«
    »Spiel keine Spiele mit mir, Quinn!«
    »Das ist kein Spiel, Zack. Ich muß den Jungen seh’n. Du könntest Glassplitter bekommen – bekommst du zwar nicht, aber du möchtest sichergeh’n. Ich könnte eine Leiche bekommen.«
    »Wirst du nicht.«
    »Ich brauche Gewißheit. Deswegen muß ich euch begleiten.«
    Hinter seiner Maske starrte Zack sein Gegenüber an, als wollte er seinen Ohren nicht trauen. Er stieß ein krächzendes Lachen aus.
    »Siehst du den Mann hinter dir? Ein Wort und er pustet dich weg! Dann nehmen wir uns die Steine auch so.«
    »Das könntet ihr versuchen«, räumte Quinn ein. »Schon mal so was geseh’n?«
    Er knöpfte den Regenmantel auf, nahm etwas, das an seiner Taille baumelte, und hielt es hoch.
    Zack betrachtete Quinn und die Vorrichtung, die er sich über dem Hemd mit Leukoplast an der Brust befestigt hatte, und fluchte leise, aber heftig.
    Von einer Stelle unterhalb des Brustbeins bis zur Taille trug Quinn ein flaches Holzkistchen ohne Deckel, das früher einmal Likörbonbons enthalten hatte. Es bildete einen flachen Behälter, der mit Pflaster an der Brust befestigt war.
    In der Mitte des Kistchens befand sich das mit den Diamanten gefüllte Samtpäckchen, auf beiden Seiten eingerahmt von kleinen, nicht ganz ein halbes Pfund schweren Klumpen, aus einer zähen, beigefarbenen Substanz. In einen war ein hellgrüner Draht gesteckt, dessen anderes Ende zu einer der Backen der hölzernen Wäscheklammern lief, die Quinn in der linken Hand hochhielt. Der Draht lief durch ein winziges, in die Klammer gebohrtes Loch und endete zwischen den Backen.
    In dem Bonbonkistchen befand sich außerdem eine 9-Volt-Batterie PP 3, an deren beiden Polen jeweils ein weiteres Stück Schnur befestigt war. Das eine führte durch die beiden kleinen Blöcke der beigefarbenen Substanz und verband sie miteinander. Das zweite Stück führte zur anderen Backe der Wäscheklammer. Die beiden Backen wurden durch einen dazwischen geklemmten Bleistiftstummel getrennt gehalten. Quinn spannte die Finger an, worauf das Bleistiftstück klappernd auf den Boden fiel.
    »Theater!« sagte Zack. »Das ist doch nicht echt.«
    Quinn zupfte mit der rechten Hand ein bißchen von der beigefarbenen Substanz ab, rollte es zu einem Kügelchen zusammen und ließ es über den Boden zu Zack hin tanzen. Der Verbrecher beugte sich nach vorne, hob es auf und roch daran. Der Geruch von Marzipan füllte seine Nasenlöcher.
    »Semtex«, sagte er.
    »Das ist tschechisch«, sagte Quinn. »Ich bevorzuge RDX .«
    Zack wußte von Plastiksprengstoffen immerhin soviel, daß sie wie harmloses Marzipan aussehen und riechen. Doch damit ist die Ähnlichkeit auch schon erschöpft. Wenn sein Komplize jetzt das Feuer eröffnen sollte, würden sie alle umkommen. Der Sprengstoff in diesem Kistchen reichte aus, den Boden des Lagerhauses rein zu fegen, das Dach abzusprengen und die Diamanten auf die andere Seite der Themse zu befördern.
    »Ich wußte, daß du ein mieser Typ bist«, sagte Zack. »Was willst du von mir?«
    »Ich hebe den Bleistift auf, stecke ihn in die Wäscheklammer, steige in den Kofferraum des Wagens und ihr bringt mich zu dem Jungen, damit ich ihn sehen kann. Ich kann euch nicht erkennen, jetzt nicht und in Zukunft nicht. Ihr seid völlig sicher. Wenn ich sehe, daß der Junge am Leben ist, baue ich die Bombe auseinander und gebe euch die Diamanten. Ihr überprüft sie; wenn ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid, haut ihr ab. Ich und der Junge bleiben in seinem Gefängnis. Vierundzwanzig Stunden später macht ihr einen anonymen Anruf. Die Bullen kommen und befreien uns. Die Sache ist sauber, einfach, und ihr entkommt.«
    Zack wirkte unschlüssig. Es war nicht sein Plan, aber er wußte, daß er an die Wand gespielt worden war. Er griff in die Seitentasche seines Trainingsanzugs und zog ein flaches, schwarzes Kästchen heraus.
    »Halt die Hände hoch und die Klammer geöffnet. Ich such’ dich jetzt nach Wanzen ab.«
    Er kam heran und tastete mit dem Suchgerät Quinns Körper von Kopf bis Fuß ab. Jeder geschlossene Stromkreis eines tätigen Peilsenders oder einer Wanze an Quinns Körper hätte im Detektor ein schrilles Signal ausgelöst. Doch durch die Batterie in der Bombe floß kein

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