Der Unterhändler
Prozent der Steine auf ihrem Weg von den Bergwerken in den Handel gehen, mit einem Zertifikat versehen, wenn sie für die Branche freigegeben werden. Selbst die Ud SSR mit ihren Diamantenfeldern in Sibirien ist klug genug, dieses lukrative Kartell nicht zu sprengen. Auch größere Steine von geringerer Qualität werden im allgemeinen mit einem Ursprungszeugnis verkauft.
Doch mit ihrer Forderung nach einer Mischung von Steinen mittlerer Qualität, die zwischen einem Fünftel und einem halben Karat wogen, hatten die Kidnapper auf ein Segment der Branche gezielt, das beinahe nicht zu kontrollieren ist. Diese Steine sind das tägliche Brot der Juweliere in aller Welt und wechseln in Quantitäten von mehreren hundert Stück ohne Zertifikat den Besitzer. Jeder Schmuck herstellende Juwelier würde durchaus ehrlich handeln, wenn er eine Lieferung von mehreren hundert Steinen akzeptierte, zumal wenn sie ihm mit einem Rabatt von fünfzehn Prozent vom Marktpreis angeboten würden. Eingearbeitet in Fassungen um größere Steine würden sie innerhalb der Branche einfach verschwinden.
Sofern sie echt sind. Ungeschliffene Diamanten funkeln und glänzen nicht wie die geschliffenen und polierten nach dem Bearbeitungsprozeß. Sie sehen aus wie glanzlose Glasstücke und haben eine milchige, undurchsichtige Oberfläche. Aber jemand von einiger Erfahrung und Geschicklichkeit wird sie nicht mit Glas verwechseln.
Echte Diamanten haben an ihrer Oberfläche eine ganz eigene, seifige Textur, auf der sich kein Wasser hält. Wird ein Stück Glas in Wasser getaucht, bleiben mehrere Sekunden lang Tropfen an der Oberfläche haften; bei einem Diamanten hingegen läuft das Wasser sofort ab, und der Stein bleibt knochentrocken.
Außerdem zeigt die Oberfläche von Diamanten unter einem Vergrößerungsglas eine wahrnehmbare trianguläre Kristallographie. Nach diesem Muster suchte der Südafrikaner, um sich zu vergewissern, daß man ihnen kein mit Sandstrahlgebläse behandeltes Flaschenglas oder Zirkon angedreht hatte.
Während er mit dieser Arbeit beschäftigt war, erhob sich Senator Bennett R . Hapgood auf dem Podium des weitläufigen Hancock Centre im Herzen von Austin und registrierte mit Befriedigung die Menge der Zuhörer, die sich eingefunden hatten.
Geradeaus sah er die im Sonnenschein des späten Vormittags glänzende Kuppel des Texas State Capitol vor sich, des zweitgrößten im Land nach dem Capitol in Washington. Das Publikum hätte zwar zahlreicher sein können, wenn man an die Kosten der massiven Werbekampagne dachte, die diesem wichtigen Start vorangegangen war, doch die Medien der Stadt, des Bundesstaates und der Nation waren gut vertreten, und das erfreute sein Herz.
Er hob beide Hände in der Siegerpose des Boxers als Dank für den Beifallssturm der Cheerleader, der nach Beendigung der einleitenden Lobeshymne auf ihn einsetzte. Während die beinewerfenden Mädchen weiterjubelten und die Zuschauermenge pflichtbewußt einstimmte, schüttelte er, als könnte er eine solche Ehrung nicht fassen, gut gespielt den Kopf und hob, mit den Innenflächen nach außen, die Hände, um zu verstehen zu geben, eine solche Ovation sei für einen unbedeutenden zweiten Senator aus Oklahoma nicht angebracht.
Als sich der Beifall legte, nahm er das Mikrofon und begann zu sprechen. Er benutzte keine Notizen, da er seine Rede wieder und wieder geprobt hatte, seit er aufgefordert worden war, die neue Bewegung, die alsbald Amerika überschwemmen sollte, auf die Beine zu stellen und ihr Präsident zu werden.
»Meine Freunde, meine amerikanischen Mitbürger … überall im Land.«
Zwar bestand das Publikum vor ihm ganz überwiegend aus Texanern, aber er zielte durch die Linsen der Fernsehkameras auf ein viel größeres.
»Wir mögen aus verschiedenen Teilen dieses unseres großen Landes stammen. Wir mögen aus unterschiedlichen Verhältnissen, aus unterschiedlichen Lebensbereichen kommen, unsere Hoffnungen, Befürchtungen und Aspirationen mögen sich unterscheiden. Aber eines ist uns gemeinsam, wo wir auch leben, womit wir auch unser Brot verdienen – wir alle, Männer, Frauen und Kinder, sind patriotische Bürger dieses großen Landes …«
Diese Worte ließen sich nicht widerlegen, der Jubel bestätigte es.
»Vor allem aber ist uns eines gemeinsam – wir wollen, daß unsere Nation stark ist …« – wieder Beifall – »… und stolz …« Frenetischer Jubel.
Er sprach eine Stunde lang. Die Abendnachrichten überall in den Vereinigten
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