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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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festzustellen, ob das Freizeichen kam. Dann legte er den Hörer beiseite, wählte die Londoner Vorwahl 01 und dann die Nummer der Blitzleitung in der Wohnung in Kensington.
    In London brach binnen drei Sekunden das Chaos aus. Einen englischen Techniker in der Fernmeldezentrale Kensington riß es vom Stuhl hoch. In neun Sekunden hatte er die Nummer des Anrufenden ermittelt.
    Im Keller der amerikanischen Botschaft stieß der diensttuende ELINT -Mann einen Schrei aus, als ihm das rote Warnlämpchen ins Gesicht strahlte und er in seinem Kopfhörer den Ton eines klingelnden Telefonapparats hörte. Kevin Brown, Patrick Seymour und Lou Collins sprangen von den Feldbetten, auf denen sie dösend gelegen hatten und rannten in die Lauschstation.
    »Ton auf Wandlautsprecher umschalten!« befahl Seymour dem Techniker.
    In der Wohnung in Kensington hatte Sam Somerville auf der Couch, Quinns ehemaligem Lieblingsplätzchen, ein Nickerchen gemacht, weil diese gleich neben dem Apparat der Blitzleitung stand.
    Als das Telefon klingelte, fuhr sie aus dem Schlaf hoch, brauchte aber zwei Sekunden, bis ihr klar wurde, welcher Apparat klingelte. Das pulsierende rote Lämpchen am Telefon der Blitzleitung sagte es ihr. Beim dritten Klingeln hob sie den Hörer ab.
    »Ja.«
    »Sam?«
    Die tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung war nicht zu verwechseln.
    » O Quinn«, sagte sie. »Ist alles in Ordnung?«
    »Scheiß auf Quinn, was ist mit dem Jungen«, schnaubte Brown in der Lauschstation im Keller der Botschaft, unhörbar für die beiden.
    »Sie haben mich freigelassen. Simon wird auch bald frei sein, er ist es vielleicht schon.«
    »Wo bist du denn, Quinn?«
    »Ich weiß es nicht. In einer vergammelten Tankstelle an einer langen, geraden Landstraße. Die Nummer auf dem Apparat hier ist unleserlich.«
    »Eine Nummer in Bletchley«, sagte der Techniker in der Fernmeldezentrale Kensington. »Moment … ich hab’ sie. Sieben-Vier-Fünf – Null-Eins.«
    Sein Kollege sprach bereits mit Nigel Cramer, der die Nacht über in Scotland Yard geblieben war.
    »Wo zum Teufel steckt er denn?« zischte er.
    »Moment … ja: Tubbs-Cross-Tankstelle an der A 421 zwischen Fenny Stratford und Buckingham.«
    Im selben Augenblick sah Quinn einen Rechnungsblock der Tankstelle, auf dem die Adresse stand, und gab sie an Sam durch. Ein paar Sekunden danach war die Leitung tot. Sam und Duncan McCrea rasten hinunter auf die Straße, wo auf Anweisung von Lou Collins ein CIA -Wagen stand, falls die Lauscher in der Wohnung ein Fahrzeug brauchen sollten. Schon waren sie unterwegs – McCrea am Steuer, während Sam die Karte studierte.
    Nigel Cramer und sechs Beamte verließen Scotland Yard in zwei Streifenwagen. Mit heulenden Sirenen preschten sie durch Whitehall und die Mall hinunter in Richtung auf die Park Lane, dann quer durch London nach Norden. Zur gleichen Zeit rasten zwei große Limousinen aus der Botschaft am Grosvenor Square, in denen Kevin Brown, Lou Collins, Patrick Seymour und sechs von Browns FBI -Leuten aus Washington saßen.
    Die A 421 zwischen Fenny Stratford und dem Landstädtchen Bukkingham zwölf Meilen weiter westlich ist eine lange, beinahe schnurgerade Straße, die Ortschaften meidet und durch eine weitgehend flache, landwirtschaftlich genutzte Gegend führt, hin und wieder von einer Baumgruppe unterbrochen. Quinn joggte in einem gleichmäßigen Tempo nach Westen, in der Richtung, die der Volvo genommen hatte. Die ersten schwachen Strahlen des Tageslichts sickerten durch die grauen Wolken, und die Sicht vergrößerte sich allmählich auf 300   Yards. Plötzlich sah er die magere Gestalt, die ihm im Dämmerlicht joggend entgegenkam, und zugleich hörte er hinter sich Motorenlärm, der sich rasch näherte. Er drehte den Kopf – ein englischer Streifenwagen und ein zweiter, zwei schwarze amerikanische Limousinen dicht davor und dahinter ein Fahrzeug der CIA ohne Kennzeichen. Der Fahrer des ersten Wagens sah ihn und drosselte das Tempo. Wegen der schmalen Straße gingen die Fahrzeuge dahinter ebenfalls mit der Geschwindigkeit herunter.
    Niemand in den Autos hatte die schwankende Gestalt weiter vorne auf der Straße gesehen. Simon Cormack hatte es ebenfalls geschafft, seine gefesselten Handgelenke nach vorne zu bringen und fünf Meilen zurückgelegt, während Quinn nur viereinhalb hinter sich gebracht hatte. Aber Simon hatte unterwegs nicht telefoniert. Von seiner Gefangenschaft geschwächt, von seiner Freilassung noch wie benommen, lief er langsam und

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