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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Staaten widmeten, je nach Geschmack, der Rede zwischen dreißig Sekunden und zwei Minuten. Als er zum Ende gekommen war und sich wieder setzte, während die Brise das schneeweiße, gefönte und mit Spray fixierte Haar über dem gebräunten Gesicht des »Frontiersman« kaum kräuselte, war die Bewegung »Bürger für ein starkes Amerika« ( CSA ) auf den Weg gebracht.
    Vereinfacht ausgedrückt, hatte sich die CSA der Erneuerung der amerikanischen Selbstachtung und Ehre durch Stärke verschrieben daß es mit alledem niemals bergab gegangen war, wurde ignoriert. Vor allem wollte sie dem Nantucket-Vertrag den Garaus machen und seine Ablehnung durch den Kongreß fordern.
    Der Feind der Erneuerung amerikanischer Selbstachtung und Ehre durch Stärke war eindeutig und unwiderlegbar identifiziert worden; es war der Kommunismus, sprich der Sozialismus, vom Gesundheitsfürsorgeprogramm MEDICAID über die Sozialhilfe bis zu Steuererhöhungen. Die Mitläufer des Kommunismus, die darauf aus waren, dem amerikanischen Volk eine Rüstungskontrolle auf niedrigerem Niveau aufzuschwatzen, wurden nicht namentlich genannt, aber wer gemeint war, lag auf der Hand. Die Kampagne sollte auf sämtlichen Ebenen geführt werden, durch regionale Verbindungsbüros, Aktionskomitees zur Beeinflussung der Medien, durch Beeinflussung der Abgeordneten auf landesweiter und Wahlbezirksebene sowie durch öffentliche Auftritte wahrer Patrioten, die ihre Stimme gegen den Vertrag und dessen Urheber erheben würden – eine durchsichtige Anspielung auf den schwergeprüften Mann im Weißen Haus.
    Als dann die Zuhörer eingeladen wurden, sich an den am Rand des Parks verteilten Barbecues gütlich zu tun – der Großzügigkeit eines lokalen Philanthropen und Patrioten zu verdanken –, war der Crokkett-Plan angelaufen, die zweite Kampagne mit dem Ziel, John F . Cormack so zu zermürben, daß er sein Amt niederlegte.
    Quinn und der Präsidentensohn verbrachten eine unruhige Nacht in ihrem Kellergefängnis. Der junge Mann legte sich, weil Quinn es unbedingt so wollte, auf das Bett, konnte aber nicht einschlafen. Quinn setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken an der Betonwand, und hätte ein Nickerchen gemacht, wäre er nicht von Simon mit Fragen bedrängt worden.
    »Mr.   Quinn?«
    »Quinn. Einfach Quinn.«
    »Haben Sie meinen Papa geseh’n? Persönlich?«
    »Natürlich. Er hat mir von Tante Emily erzählt … und von Mr.   Spot.«
    »Was für einen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«
    »Soweit in Ordnung. Bekümmert natürlich. Es war gleich nach der Entführung.«
    »Haben Sie Mama gesehn?«
    »Nein. Der Arzt des Weißen Hauses war bei ihr. Sie war besorgt, aber okay.«
    »Wissen sie, daß mir nichts passiert ist?«
    »Vor zwei Tagen habe ich ihnen gemeldet, daß du noch am Leben bist. Jetzt versuch ein bißchen zu schlafen.«
    »Okay … Wann, denken Sie, werden wir hier rauskommen?«
    »Das kommt drauf an. Ich hoffe, daß sie am Morgen verduften werden. Wenn sie dann vierundzwanzig Stunden später anrufen, müßte die Polizei ein paar Minuten danach hier sein. Es hängt von Zack ab.«
    »Zack? Ist das der Anführer?«
    »Ja.«
    Um 2   Uhr morgens gingen dem überdrehten jungen Mann schließlich die Fragen aus, und er döste ein. Quinn blieb wach und spitzte die Ohren, um die gedämpften Geräusche von oben zu identifizieren. Es war schon fast 4   Uhr morgens, als dreimal laut an die Tür geklopft wurde.
    Simon schwenkte die Beine vom Bett und flüsterte: »Die Kapuzen.« Als sie nichts mehr sehen konnten, betrat Zack, gefolgt von zwei Männern, den Kellerraum. Jeder von ihnen hatte ein paar Handschellen mitgebracht. Zack deutete mit einem Kopfnicken auf die beiden Gefangenen, denen die Hände hinter dem Rücken gefesselt wurden.
    Sie konnten nicht wissen, daß die Untersuchung der Diamanten vor Mitternacht zur vollen Zufriedenheit Zacks und seiner Komplizen abgeschlossen worden war. Die vier Männer hatten die Nacht damit verbracht, in ihrem Quartier einen gründlichen Hausputz zu veranstalten. Jede Fläche, auf der sich vielleicht ein Fingerabdruck befand, wurde sorgfältig abgewischt, jede nur denkbare Spur beseitigt. Sie machten sich nicht die Mühe, das angeschraubte Bettgestell im Keller oder das Stück Kette zu beseitigen, mit der Simon mehr als drei Wochen daran gefesselt gewesen war. Ihre Sorge galt nicht dem Umstand, daß das Haus eines Tages als das Versteck der Kidnapper identifiziert werden könnte; es sollte nur niemals ans Licht kommen,

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