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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Bank dazu, ihm einen Kredit gegen die landwirtschaftlichen Nutzungsrechte zu gewähren, und drei Monate später sprudelte das Öl – in rauhen Mengen. Er zahlte seinen Teilhaber aus, mietete selbst Bohrtürme und erwarb weiteren Pachtgrund. Nach dem Kriegseintritt Amerikas, 1941, liefen die Bohrtürme auf vollen Touren, und er wurde ein reicher Mann. Aber er wollte noch höher hinaus, und so wie er den Krieg von 1939 hatte kommen sehen, erspähte er 1944 etwas, was sein Interesse weckte. Ein Engländer namens Frank Whittle hatte einen Flugzeugmotor ohne Propeller und von gewaltiger Leistung erfunden. Miller fragte sich, mit welchem Treibstoff er wohl angetrieben würde.
    1945 fand er heraus, daß Boeing/Lockheed die Rechte an Whittles Düsentriebwerk erworben hatten und daß es sich bei dem Treibstoff keineswegs um Benzin mit hoher Oktanzahl, sondern um minderwertiges Kerosin handelte. Er steckte den größten Teil seiner Mittel in eine kalifornische Raffinerie mit einfacher Produktionstechnik und trat an Boeing/Lockheed heran, die gerade zu dieser Zeit der herablassenden Arroganz der großen Ölgesellschaften überdrüssig wurden. Miller bot ihnen seine Anlage an, und gemeinsam entwickelten sie den neuen Treibstoff Aviation Turbin Fuel – AVTUR . Millers Lowtech-Raffinerie war gerade die richtige Anlage für die Produktion von AVTUR , und kaum waren die ersten Proben da, brach der Koreakrieg aus. Als die Sabre-Düsenjäger die chinesischen MiGs zum Kampf stellten, hatte das Düsenzeitalter begonnen. Pan Global hob ab, und Miller kehrte nach Texas zurück.
    Damals heiratete er auch. Maybelle war im Vergleich zu ihm nur ein Püppchen, aber sie führte dreißig Ehejahre lang das Regiment über sein Haus und über ihn selbst, und Miller liebte sie abgöttisch. Sie bekamen keine Kinder – Maybelle glaubte, sie sei dafür zu klein gebaut und zu zart –, und er fand sich damit ab, glücklich, ihr jeden Wunsch zu erfüllen, den sie sich nur ausdenken konnte. Als sie 1980 starb, war er untröstlich. Dann entdeckte er- Gott. Er wandte sich keiner Religionsgemeinschaft zu, nur Gott. Er begann, zum Allmächtigen zu sprechen und entdeckte, daß der Herr auch zu ihm sprach, ihn persönlich beriet, wie er am besten seinen Reichtum mehren und Texas und den Vereinigten Staaten dienen könnte. Es entging vermutlich Millers Aufmerksamkeit, daß die göttlichen Ratschläge immer genauso ausfielen, wie er sie hören wollte, und daß der Schöpfer unverzagt seine, Millers, chauvinistische Denkart, seine Voreingenommenheit und Selbstgerechtigkeit teilte. Er achtete wie von jeher darauf, das Karikaturistenklischee des Texaners zu meiden, blieb Nichtraucher, ein mäßiger Trinker, keusch, konservativ in Kleidung und Ausdrucksweise, ein Mann, der eine gleichbleibende Höflichkeit wahrte und schmutzige Reden verabscheute.
    Seine Sprechanlage summte.
    »Der Name des Mannes, den Sie suchen, Mr.   Miller. Als Sie ihn kennenlernten, arbeitete er für IBM in Saudi-Arabien. IBM bestätigt, daß es sich um denselben Mann handeln muß. Er ist dort ausgestiegen und arbeitet heute als freischaffender Sicherheitsberater. Sein Name ist Easterhouse – Oberst Robert Easterhouse.«
    »Machen Sie ihn ausfindig«, sagte Miller. »Lassen Sie ihn holen, egal, was es kostet. Bringen Sie mir den Mann.«

2. Kapitel
    November 1990
    Marschall Koslow saß gelassen an seinem Schreibtisch und musterte die vier Männer, die den Längsteil des T -förmigen Konferenztisches säumten. Alle vier lasen die streng geheimen Akten, die sie vor sich liegen hatten; alle vier waren Männer, denen er trauen konnte, denen er trauen mußte, denn seine Karriere stand auf dem Spiel – und vielleicht noch mehr.
    Unmittelbar links neben ihm saß der Stellvertretende Chef des Stabes (Süd), der hier bei ihm in Moskau arbeitete, aber den Oberbefehl über das südliche Viertel der Ud SSR mit seinen volkreichen moslemischen Teilrepubliken und seiner Grenze mit Rumänien, der Türkei, dem Iran und Afghanistan innehatte. Sein Nebenmann war der Chef des Oberkommandos Süd in Baku, der in der Annahme nach Moskau geflogen war, es handle sich um eine routinemäßige Stabsbesprechung. Aber diese Konferenz war alles andere als Routine. Ehe er vor sieben Jahren als Erster Stellvertreter nach Moskau gekommen war, hatte Koslow selbst das Kommando in Baku geführt, und der Mann, der jetzt hier am Tisch saß und den Suworow-Plan las, war auf Koslows Betreiben befördert worden.
    Diesen beiden

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