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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Ein Teil dieses Inhalts waren die letzten paar Liter uralten Biers, das nie nach oben in die Kneipe gelangt war. In einer Bierpfütze lag ein Mann auf dem Rücken, die offen stehenden Augen glanzlos im Licht der Glühbirne, die von der Decke hing. In der einen Schläfe hatte er ein Loch, an der anderen eine große Austrittswunde. Nach seiner Größe und Statur, so schätzte Quinn, konnte er der Mann hinter ihm in dem Lagerhaus gewesen sein, der Typ mit der Skorpion. War er es gewesen, dann hatte er einen britischen Polizeisergeant und zwei amerikanische Secret-Service-Männer auf der Shotover Plain erschossen.
    Der andere Mann in dem Keller richtete seinen Revolver direkt auf Quinns Rücken und sagte etwas auf holländisch. Quinn drehte sich um. Der Mann war die Kellertreppe herabgekommen, als das Faß umstürzte. Das Geräusch hatte seine Schritte übertönt. Der Sinn seiner Worte lautete: »Gutgemacht, Mijnheer, Sie haben Ihren Freund gefunden. Wir haben ihn vermißt.«
    Zwei weitere Männer kamen die Stufen herab, beide in der Uniform der holländischen Gemeindepolizei. Der Mann mit dem Revolver war in Zivil, ein Sergeant der Recherche.
    »Ich frage mich«, sagte Sam, als sie in die Polizeiwache an der Tolbrug Straat geführt wurden, »ob es ein Publikum für eine maßgebliche Anthologie holländischer Polizeireviere gibt.«
    Zufällig befindet sich die Polizeiwache der Stadt Hertogenbosch direkt dem Hospital Groot Zieken – wörtlich Gasthaus zum großen Kranken – gegenüber, in dessen Leichenschauhaus Jan Pretorius’ Leiche für die Autopsie gebracht wurde.
    Dykstra hatte Papa de Groots Anruf vom Morgen des Vortages wenig Gewicht beigelegt. Ein Amerikaner, der einen Südafrikaner aufzuspüren versuchte, das bedeutete nicht unbedingt Ärger. Mittags hatte er einen seiner Beamten losgeschickt. Der Sergeant hatte festgestellt, daß der Gouden Leeuw geschlossen war, und dies gemeldet.
    Ein Schlosser aus dem Viertel hatte ihnen Zutritt verschafft, aber anscheinend war alles in Ordnung gewesen. Nichts hatte auf eine Störung, auf einen Kampf hingedeutet. Wenn Pretorius den Wunsch gehabt hatte, seinen Laden zuzusperren und wegzugehen, so war das sein gutes Recht. Der Besitzer der Bar weiter unten auf der anderen Straßenseite sagte, soviel er wisse, sei der Gouden Leeuw bis ungefähr zur Mittagszeit geöffnet gewesen. Wegen des schlechten Wetters sei es normal, daß die Tür geschlossen war. Er habe keine Gäste den Gouden Leeuw betreten oder verlassen sehen, aber daran sei nichts Sonderbares. Die Geschäfte gingen flau.
    Der Sergeant hatte dann darum ersucht, die Kneipe ein bißchen länger beobachten zu dürfen, und Dykstra war damit einverstanden gewesen. Das hatte sich gelohnt; vierundzwanzig Stunden später erschien der Amerikaner.
    Dykstra unterrichtete das Gerechtelijk-Laboratorium in Voorburg, das pathologische Zentrallaboratorium des Landes. Als man dort erfuhr, daß es sich um eine Schußwunde und um einen Ausländer handelte, wurde Dr.   Veerman, Hollands führender Gerichts-Pathologe, nach Hertogenbosch geschickt.
    Am Nachmittag hörte sich Chefinspektor Dykstra geduldig an, wie Quinn darlegte, er habe Pretorius vierzehn Jahre vorher in Paris kennengelernt und gehofft, ihn während seiner Hollandreise, der schönen alten Zeiten wegen, wiederzusehen. Wenn Dykstra ihm diese Geschichte nicht abnahm, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Aber er ging der Sache nach. Der BVD bestätigte, daß sich der Südafrikaner damals in Paris aufgehalten hatte; Quinns frühere Arbeitgeber in Hartford bestätigten, daß Quinn in jenem Jahr ihre Pariser Niederlassung geleitet hatte.
    Der Mietwagen wurde vom Hotel Central geholt und gründlich durchsucht. Keine Waffe. Auch in ihrem Gepäck keine Waffe. Der Sergeant bestätigte, daß weder Quinn noch Sam bewaffnet gewesen waren, als er sie in dem Keller antraf. Dykstra nahm an, daß Quinn den Südafrikaner am Vortag getötet hatte, kurz bevor der Sergeant die Beschattung aufnahm, und zurückgekommen war, weil er irgend etwas vergessen hatte, was vielleicht in den Taschen des Getöteten steckte. Aber wenn es sich so verhielt, warum hatte dann der Sergeant gesehen, wie Quinn versucht hatte, die Kneipe durch die Vordertür zu betreten? Wenn er nach dem Mord an dem Südafrikaner hinter sich die Tür abgeschlossen hatte, hätte er sie ja wieder aufschließen können. Es war verwirrend. Eines aber stand für Dykstra fest: Von der Pariser Bekanntschaft als Grund für den

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