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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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erscheinen, wenn sie bis halb zwölf aufgegeben werden.«
    »Geht schon in Ordnung«, sagte Quinn und zahlte bar. Er nahm ein Gratisexemplar der Zeitung mit und las es im Taxi auf der Rückfahrt zu den Champs-Elysées.
    Diesmal entging ihm die Meldung aus Moskau nicht, über der die Überschrift stand: »General Tschebrikow seines Amtes enthoben.« Darunter stand in einem kleineren Schriftgrad: »Großes Revirement im Geheimdienst – KGB -Chef erhält den Laufpaß.« Quinn las die Meldung interessehalber, aber sie sagte ihm nichts.
    Der Korrespondent der Nachrichtenagentur berichtete, das sowjetische Politbüro habe dem Rücktritt des KGB -Vorsitzenden Wladimir Krjutschkow »mit Bedauern« zugestimmt. Ein stellvertretender Vorsitzender werde vorläufig das Komitee leiten, bis das Politbüro einen Nachfolger ernenne.
    In dem Bericht wurde die Vermutung geäußert, die Veränderungen gingen darauf zurück, daß das Politbüro insbesondere mit der Leistung des Ersten Hauptdirektorats, dessen Chef Krjutschkow selbst war, unzufrieden gewesen sei. Der Reporter schloß seinen Artikel mit der Andeutung, das Politbüro – ein kaum verhüllter Hinweis auf Gorbatschow selbst – möchte an der Spitze des Auslandsspionagedienstes der Ud SSR neue und jüngere Gesichter sehen.
    An diesem Abend und den ganzen folgenden Tag über machte Quinn für Sam, die noch nie in Paris gewesen war, den Touristenführer. Sie sahen sich den Louvre, die Gärten der Tuilerien im Regen, den Arc de Triomphe und den Eiffelturm an und krönten ihren freien Tag mit einem Besuch im Cabaret Lido.
    Das Inserat erschien am folgenden Morgen. Quinn stand früh auf und kaufte sich bei einem Straßenverkäufer auf den Champs-Elysees um 7   Uhr ein Exemplar der Zeitung, um nachzusehen, ob es darin stand. Der Text war knapp und lautete: » Z . Ich bin da. Rufe mich an unter … Q .« Er hatte die Nummer des Hotels angegeben und sagte der Telefonistin unten in dem kleinen Vestibül, daß er einen Anruf erwartete. Um 9.30   Uhr klingelte im Zimmer das Telefon.
    »Quinn?« Die Stimme war unverkennbar.
    »Zack, bevor wir weiterreden – ich bin hier in einem Hotel. Hoteltelefone sind nicht mein Fall. Rufe in einer halben Stunde in dieser öffentlichen Zelle an.«
    Er diktierte Zack die Nummer eines Telefonhäuschens nahe der Place de la Madeleine. Dann rief er im Hinausgehen Sam, die noch im Nachthemd war, zu: »Ich bin in einer Stunde wieder da.«
    Der Apparat in der Zelle läutete genau um 10   Uhr.
    »Quinn, ich möchte mit dir reden.«
    »Wir reden ja, Zack.«
    »Ich meine, unter vier Augen.«
    »Klar. Kein Problem. Sag, wann und wo.«
    »Keine üblen Tricks, Quinn, unbewaffnet, ohne Verstärkung, ja?«
    »Einverstanden.«
    Zack diktierte Zeitpunkt und Ort des Treffens. Quinn notierte sich nichts, es war überflüssig. Er kehrte ins Hotel zurück. Sam war bereits unten. Er fand sie im Salon, wo sie gerade Croissants und Milchkaffee zu sich nahm. Sie blickte ihn wißbegierig an.
    »Was wollte er?«
    »Ein Treffen unter vier Augen.«
    »Quinn, Liebling, paß auf! Der Kerl ist ein Killer. Wann und wo?«
    »Nicht hier«, sagte er. Im Salon saßen noch andere Touristen, die ein spätes Frühstück einnahmen. »Sprechen wir oben in unserem Zimmer.«
    »Wir wollen uns in einem Hotelzimmer treffen«, sagte er, als sie oben waren. »Morgen um acht Uhr früh. In seinem Zimmer in einem H ôtel Roblin. Reserviert unter … denk dir … unter dem Namen Smith.«
    »Ich muß mit hin, Quinn. Die Sache gefällt mir nicht. Vergiß nicht, daß ich auch im Schießen ausgebildet bin. Und du nimmst auf jeden Fall den Revolver mit.«
    »Natürlich«, sagte Quinn.
    Ein paar Minuten später entschuldigte sich Sam und ging wieder in den Salon mit der Bar hinunter. Nach zehn Minuten kam sie zurück. Quinn erinnerte sich, daß auf dem Ende der Theke ein Telefonapparat stand.
    Sie schlief fest, als er um Mitternacht aufbrach. Der Wecker war auf 6   Uhr morgens gestellt. Quinn bewegte sich wie ein Schatten durch das Zimmer und nahm im Gehen seine Schuhe, Strümpfe, Hose, den Pullover, die Jacke und den Revolver an sich. Draußen im Flur war niemand. Er zog sich dort an, steckte die Waffe in den Gürtel und ging leise nach unten.
    Auf den Champs-Elysees fand er ein Taxi, und zehn Minuten später war er im H ôtel Roblin.
    »La chambre de Monsieur Smith, si’l vous plaît«, sagte er zum Nachtportier. Der Mann sah in einer Liste nach und gab ihm den Schlüssel. Nummer zehn. Zweite Etage.

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