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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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du nicht schuld, Baby.«
    Quinn hob ihr Gesicht und küßte sie. Niemand achtete auf sie – eine Alltagsszene an einem solchen Ort. »Außerdem hätte ich ohne dich den Smith-&-Wesson nicht. Ich nehme an, ich kann ihn gebrauchen.«
    »Paß auf dich auf«, flüsterte sie. Ein kühler Wind blies durch den Boulevard de Vaugirard. Die letzten schweren Gepäckstücke wurden unten im Bus verstaut, die letzten Fluggäste stiegen ein. Sam fröstelte in seinen Armen. Er strich über ihr glänzendes blondes Haar an seiner Brust.
    »Mir passiert schon nichts. Vertrau mir. In ein paar Tagen melde ich mich telefonisch. Dann werden wir, so oder so, sicher nach Hause zurückkehren können.«
    Er sah dem Bus nach, der den Boulevard hinabfuhr, und winkte zu der kleinen Hand am hinteren Fenster hin. Dann bog der Bus um die Ecke und war verschwunden.
    Zweihundert Yards vom Busbahnhof entfernt, auf der anderen Seite des Boulevards Vaugirard, steht ein großes Postamt. Quinn kaufte in einem Schreibwarengeschäft einen Bogen Karton, dazu Packpapier und betrat das Postamt. Mit Hilfe seines Taschenmessers, mit Klebeband, Papier und Bindfaden bastelte er ein stabiles Päckchen für die Diamanten und schickte es eingeschrieben und per Eilboten an Botschafter Fairweather in London.
    Aus einer der Telefonzellen rief er Scotland Yard an und hinterließ eine Nachricht für Nigel Cramer. Sie bestand aus der Adresse eines Hauses in der Nähe von East Grinstead in Sussex. Schließlich rief er eine Bar in Estepona an. Der Mann, mit dem er sprach, war kein Spanier, sondern ein Londoner Cockney.
    »Yeah, in Ordnung, Kumpel«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung, »wir werden für dich auf die kleine Dame aufpassen.«
    Nachdem diese letzten Dinge erledigt waren, holte Quinn den Wagen, füllte in der nächsten Tankstelle den Tank randvoll und fuhr durch den dichten Mittagsverkehr in Richtung auf den Autobahnring um Paris. Sechzig Minuten nach seinem Anruf in Spanien war er auf der A 6 und fuhr nach Süden, in Richtung Marseille.
    Er legte in Beaune eine Pause zum Abendessen ein, kippte dann im Auto die Rückenlehne nach hinten und holte ein bißchen Schlaf nach. Es war 3   Uhr morgens, als er die Fahrt nach Süden fortsetzte.
    Während er schlief, saß im Restaurant San Marco gegenüber dem H ôtel du Colisée ein Mann und beobachtete den Hoteleingang. Er saß schon seit Mittag da, zur Überraschung und schließlich zum Ärger des Personals. Er hatte sich ein Mittagessen bestellt, war den Nachmittag über geblieben und hatte dann zu Abend gegessen. Auf die Kellner wirkte der Mann auf dem Fensterplatz, als läse er in aller Ruhe ein Buch.
    Um 23   Uhr wolle man schließen. Der Mann ging und betrat das H ôtel Royal nebenan, wo er erklärte, er müsse auf einen Bekannten warten. Er setzte sich im Vestibül auf einen Platz am Fenster und setzte seine Nachtwache fort. Um 2   Uhr morgens dann gab er schließlich auf.
    Er fuhr zu dem rund um die Uhr geöffneten Postamt in der Rue du Louvre, ging zu den Telefonzellen im ersten Stock hinauf und meldete einen Anruf an, um auf Korsika einen Mann ans Telefon holen zu lassen. Er blieb in der Zelle, bis das Fräulein vom Amt zurückrief.
    »Allô, monsieur«, sagte sie. »Ich habe Ihre Verbindung. Sprechen Sie, Castelblanc.«

16. Kapitel
    Die Costa del Sol ist seit langem der beliebteste Zufluchtsort polizeilich gesuchter Mitglieder der britischen Unterwelt. Mehrere Dutzend solcher Ganoven, die es zuwegebrachten, Banken oder gepanzerte Geldtransportwagen um große Summen zu erleichtern, haben dem Land ihrer Väter knapp vor Scotland Yards Zugriff den Rücken gekehrt und sich nach Südspanien geflüchtet, um dort ihren neuerworbenen Wohlstand zu genießen. Ein witziger Kopf hat einmal bemerkt, in Estepona könne man an einem klaren Tag mehr schwere Jungs sehen als in Ihrer Majestät Gefängnis Parkhurst beim Namensappell.
    An diesem Abend warteten vier Männer dieser Sorte auf dem Flughafen von Malaga, wohin sie ein Telefonanruf aus Paris geführt hatte. Es waren Ronnie und Bernie und Arthur – Arfur ausgesprochen –, alle gereifte Männer, sowie Terry, ein junger Bursche, den sie Tel nannten. Abgesehen von Tel trugen sie alle Sommeranzüge und Panamahüte sowie – obwohl es längst dunkel war – Sonnenbrillen. Sie stellten fest, daß die Maschine aus Paris soeben gelandet war, und postierten sich diskret neben die Tür, durch die die Fluggäste den Zollbereich verließen.
    Sam war unter den ersten

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