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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Kelly gesagt hatte, er werde die Briten ersuchen, am Morgen nach Quinns Paß Ausschau halten zu lassen, hatte er einen Washingtoner Morgen gemeint. Wegen des Zeitunterschieds erhielten die Briten das Ersuchen um 11   Uhr Londoner Zeit. Eine halbe Stunde später brachte ein Kollege die Anweisung dem Paßkontrolleur in Heathrow, der Quinn hatte passieren sehen – eine halbe Stunde vorher. Er bat seinen Kollegen, ihn zu vertreten und benachrichtigte seine Vorgesetzten.
    Zwei Beamte der Special Branch, die an der Paßkontrolle für Ausländer Dienst taten, fragten die Männer in der Zollhalle. Ein Zollbeamter im »grünen« Durchgang für Fluggäste, die nichts zu verzollen hatten, erinnerte sich an einen hochgewachsenen Amerikaner, den er kurz aufgehalten hatte, weil dieser keinerlei Gepäck bei sich trug. Als man ihm eine Fotografie zeigte, identifizierte er ihn.
    Draußen am Taxistand wurde er von den Politessen, die den Wartenden die Taxis zuteilen, damit sich niemand vordrängt, ebenfalls identifiziert. Aber sie hatten sich die Nummer des Taxis, das er nahm, nicht gemerkt.
    Taxifahrer sind manchmal wichtige Informationsquellen für die Polizei, und da die »cabbies« gesetzestreue Bürger sind – abgesehen von einem gelegentlichen Fehltritt bei der Einkommensteuererklärung, der die Metropolitan Police nicht kümmert –, sind die Beziehungen gut, und beide Seiten bemühen sich, daß das so bleibt. Außerdem halten sich die Taxifahrer, die die einträgliche Strecke Heathrow – London befahren, an ein striktes und eifersüchtig gehütetes Turnussystem. Es dauerte eine weitere Stunde, denjenigen ausfindig zu machen und zu kontaktieren, der Quinn gefahren hatte, aber auch er erkannte den Amerikaner anhand der Fotos.
    »Yerse«, sagte er, »ich habe ihn zum Blackwood’s Hotel in Marylebone gebracht.«
    Präzise ausgedrückt, hatte er Quinn um 12.40   Uhr vor dem Hotel abgesetzt. Keiner von beiden bemerkte die schwarze Limousine, die hinter ihnen anhielt. Quinn zahlte und stieg die Stufen hinauf. Ein Londoner Geschäftsmann in einem dunklen Anzug war neben ihm. Sie erreichten die Drehtür zur gleichen Zeit. Nun ging es darum, wer als erster durchgehen sollte. Quinns Augen wurden schmal, als er den Mann neben sich bemerkte. Der Geschäftsmann sprach ihn an.
    »Sagen Sie, waren Sie nicht in der Maschine, die heute morgen von Korsika abging? Ich war nämlich auch drin. Die Welt ist klein, nicht. Nach Ihnen, mein lieber Freund.«
    Er ließ Quinn mit einer Handbewegung den Vortritt. Die Nadel in der Spitze des Regenschirms ragte schon heraus. Quinn spürte kaum den Stich der Spritze, als sie in seine linke Wade eindrang. Sie blieb eine halbe Sekunde darin und wurde sofort wieder herausgezogen. Dann war er in der Drehtür. Sie klemmte auf halbem Weg zwischen dem Portikus und dem Vestibül. Nur fünf Sekunden saß er darin fest. Als er hinaustrat, empfand er ein leichtes Schwindelgefühl. Die Hitze, kein Zweifel.
    Der Engländer war wieder neben ihm, noch immer auf ihn einplappernd.
    »Verdammte Tür. Hatte nie was dafür übrig. Sagen Sie, alter Knabe, Sie fühlen sich doch wohl?«
    Quinn schwamm es wieder vor Augen, und er geriet ins Schwitzen. Ein uniformierter Hoteldiener kam mit besorgter Miene herbei.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    Der Geschäftsmann nahm souverän die Sache in die Hand. Er faßte Quinn mit einem überraschend kräftigen Griff unter einer Achselhöhle, beugte sich zu dem Hoteldiener hin und ließ ihm einen Zehn-Pfund-Schein in die Hand gleiten.
    »Ein bißchen zu viele Martinis vor dem Lunch, fürchte ich. Und dazu die Zeitverschiebung. Ich habe draußen meinen Wagen stehen … wenn Sie so freundlich wären … los, Clive, fahren wir nach Hause, mein Söhnchen …«
    Quinn sträubte sich, aber es kam ihm vor, als wären seine Gliedmaßen aus Sülze. Der Hoteldiener wußte, was seine Pflicht war, gegenüber seinem Hotel und einem echten Gentleman, wenn er einen vor sich hatte. Der echte Gentleman nahm Quinn an der einen Seite, der Hoteldiener stützte ihn an der anderen. Sie bugsierten ihn durch die Tür für das Gepäck – keine Drehtür – und die drei Stufen hinab zum Randstein. Dort stiegen zwei Kollegen des echten Gentleman aus dem Wagen und halfen Quinn auf den Rücksitz. Der Geschäftsmann dankte mit einem Nicken dem Hoteldiener, der sich umdrehte, um sich um andere gerade eintreffende Gäste zu kümmern, und die Limousine fuhr davon.
    In diesem Augenblick kamen zwei Streifenwagen um die

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