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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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hab’ ich recht?«
    »Klar. Ich hatte das Sendegerät zwei Tage lang in meiner Jackentasche herumgetragen.«
    Quinn rief sich die Szene am Rand der Straße in Buckinghamshire in Erinnerung – die Männer von Scotland Yard, die FBI -Gruppe, Brown, Collins, Seymor neben dem Wagen, Sam, wie sie nach der Explosion ihr Gesicht gegen seinen Rücken preßte; er sah vor sich McCrea, über dem Straßengraben kniend, wie er so tat, als würgte es ihn, während er das Sendegerät tief in den Schlamm unter dem Wasser drückte.
    »Okay, du hast dich also von Orsini auf dem laufenden halten lassen, was in dem Versteck vor sich ging, und Duncan hat dich informiert, was sich in Kensington abspielte. Was gibt es über den Mann in Washington zu sagen?«
    Sam blickte hoch und starrte ihn ungläubig an. Selbst McCrea wirkte verblüfft. Moss warf Quinn einen Seitenblick zu und musterte ihn neugierig.
    Auf der Fahrt zur Hütte war Quinn klargeworden, daß Moss ein gewaltiges Risiko eingegangen war, als er an Sam herantrat und sich als David Weintraub ausgab. Oder vielleicht doch nicht? Es gab nur eine einzige Möglichkeit; wie Moss erfahren haben konnte, daß Sam den DDO noch nie gesehen hatte.
    Moss hob das Manuskript mit beiden Händen hoch und warf es auf den Boden.
    »Du Scheißkerl!« sagte er leise und gehässig. »Da steht nichts Neues drin. In Washington glaubt man, diese ganze Geschichte war eine vom KGB aufgezogene Operation. Egal, was dieser Scheiß-Zack gesagt hat. Nun hieß es, du hättest neues Material, das das widerlegt. Namen, Daten, Orte … Beweise, gottverdammter Quatsch! Und was hast du in der Hand? Nichts. Orsini hat kein einziges Wort gesprochen, oder?«
    Er stand wütend auf und ging in der Hütte auf und ab. Er hatte eine Menge Zeit vergeudet, Strapazen auf sich genommen, sich grundlos Sorgen gemacht. Für nichts und wieder nichts.
    »Der Korse hätte dich umlegen sollen, wie ich es wollte. Aber obwohl du am Leben geblieben bist, hattest du nichts in der Hand. Der Brief, den du der Schlampe da geschickt hast, nichts als Lügen. Wer hat dich darauf gebracht?«
    »Petrosian«, sagte Quinn.
    »Wer?«
    »Tigran Petrosian. Ein Armenier. Er ist inzwischen tot.«
    »Gut. Und du wirst es auch bald sein, Quinn.«
    »Wieder ein inszeniertes Täuschungsspiel?«
    »Genau. Da es dir ja jetzt nichts mehr bringt, will ich’s dir spaßeshalber schildern. Den Dodge Ram hat deine saubere Freundin hier gemietet. Das Mädchen in der Leihwagenfirma hat Duncan nicht zu sehen bekommen. Die Polizei wird sie in der ausgebrannten Hütte finden. Der Ram wird der Polizei einen Namen liefern, die Untersuchung des Gebisses die Leiche identifizieren. Der Renegade wird zum Flughafen gefahren und dort abgestellt. Binnen einer Woche wirst du als Mörder dastehen, und damit ist der Fall klar.
    Aber die Polizei wird dich nie finden. Das Terrain hier ist ideal. In diesen Bergen muß es tiefe Spalten geben, in denen ein Mann für immer verschwindet. Wenn es Frühling wird, bist du ein Skelett, bis zum Sommer bist du zugedeckt und für alle Zeiten unauffindbar. Übrigens wird die Polizei in der Gegend hier überhaupt nicht suchen; sie wird nach einem Mann fahnden, der vom Flughafen Montpellier abgeflogen ist.«
    Er packte sein Gewehr und schwenkte es.
    »Auf geht’s, du mieser Typ, mach dich auf die Socken. Duncan, ich wünsch’ dir viel Spaß. In einer Stunde bin ich wieder da, vielleicht schon früher. Bis dahin hast du Zeit.«
    Die bittere Kälte draußen schmerzte wie ein Schlag ins Gesicht. Die Hände auf dem Rücken gefesselt, wurde Quinn durch den Schnee den Bear Mountain hinter der Hütte hinaufgetrieben, weiter und weiter. Er hörte hinter sich Moss keuchen, was ihm zeigte, daß der Dicke nicht in Form war. Aber mit seinen gefesselten Händen hatte er keine Chance, einem Gewehr davonzulaufen. Und Moss war schlau genug, nicht zu nahe heranzukommen, das Risiko zu vermeiden, von dem ehemaligen Green Beret einen Tritt verpaßt zu bekommen, der ihn außer Gefecht setzen würde.
    Schon nach zehn Minuten fand Moss, wonach er Ausschau gehalten hatte. Am Rand einer Lichtung des mit Tannen und Fichten bewachsenen Berghangs öffnete sich ein steil abfallender Einschnitt, nur drei Meter breit, der sich zwanzig Meter tiefer zu einem schmalen Spalt verengte.
    Unten in der Tiefe lag weicher Schnee, in den eine Leiche noch einmal etwa einen Meter einsinken würde. Weitere Schneefälle in den letzten beiden Dezemberwochen, im Januar, Februar, März und

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