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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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April würden den Spalt füllen. Wenn das Tauwetter einsetzte, würde er sich in einen eiskalten Bach verwandeln. Die Süßwasserkrebse und -garnelen würden den Rest besorgen.
    Quinn machte sich keine Illusionen, daß er an einem sauberen Schuß in den Kopf oder ins Herz sterben werde. Er hatte Moss’ Gesicht erkannt, erinnerte sich jetzt auch an seinen Namen. Er wußte von den perversen Vergnügungen dieses Mannes. Ob er imstande sein würde, den Schmerz auszuhalten und Moss nicht die Befriedigung zu gewähren, daß er vor Qual aufschrie? Und er dachte an Sam, und was sie würde durchmachen müssen, ehe sie starb.
    »Hinknien!« sagte Moss. Der Atem kam ihm stoßweise, prustend und keuchend. Quinn kniete sich hin. Hinter sich hörte er das Klacken des Bolzens in der eisigen, trockenen Luft. Er holte tief Luft und wartete.
    Der Knall schien die Lichtung zu sprengen und vom Berg widerzuhallen. Doch der Schnee dämpfte ihn so rasch, daß niemand unten auf der Straße, geschweige denn in dem fünfzehn Meilen entfernten Dorf, etwas gehört haben dürfte.
    Das erste, was Quinn empfand, war Verblüffung. Wie konnte jemand aus dieser Entfernung danebenschießen? Dann erkannte er, daß das zu Moss’ Spiel gehörte. Er drehte den Kopf um. Moss stand da und zielte mit dem Gewehr auf ihn.
    »Mach schon, du Widerling!« sagte Quinn. Moss gab ein schwaches Lächeln von sich und begann das Gewehr zu senken. Er sank auf die Knie, griff nach vorne und stützte sich mit den Händen im Schnee auf.
    Im Rückblick schien es länger, aber Moss, auf den Knien und die Hände im Schnee, starrte Quinn nur zwei Sekunden lang an. Dann senkte er den Kopf, öffnete den Mund und erbrach einen langen, hellen, funkelnden Blutstrom. Er stieß einen Seufzer aus und rollte seitwärts in den Schnee.
    Es dauerte mehrere Sekunden, bis Quinn den Mann sah, so gut war seine Tarnung. Er stand regungslos auf der anderen Seite der Lichtung. Das Gelände war für Skier ungeeignet, aber er hatte an beiden Füßen Schneeteller, die wie übergroße Tennisschläger aussahen. Seine in Vermont gekaufte Kälteschutz-Kleidung hatte eine Schneekruste. Sowohl die wattierte Überhose als auch der Anorak war von einem ganz blassen Hellblau, dem Farbton, der im Sortiment des Geschäfts dem Weiß des Schnees am nächsten kam.
    Rauhreif hatte sich an den Pelzsträhnen, die aus der Anorakkapuze herausschauten, an seinen Augenbrauen und dem Bart festgesetzt. Im übrigen war das Gesicht mit Fett und Holzkohle eingeschmiert, womit sich der Soldat in der Arktis gegen Temperaturen wie minus fünfunddreißig Grad schützt. Er hielt sein Gewehr locker vor der Brust, in der Gewißheit, daß ein zweiter Schuß nicht notwendig war.
    Quinn fragte sich, wie der Mann in seinem Biwak in einem Eisloch am Hang hinter der Hütte die Kälte überstanden haben mochte. Aber, so dachte er, wer einen Winter in Sibirien durchsteht, steht auch Vermont durch.
    Er zerrte die Arme nach unten, bis seine gefesselten Hände unter dem Gesäß waren, und zwängte erst das eine und darauf das andere Bein zwischen ihnen durch. Als er die Hände vorne hatte, suchte er in Moss’ Anorak, bis er den Schlüssel gefunden hatte, und befreite seine Hände. Er hob Moss’ Gewehr auf und stand auf. Der Mann auf der anderen Seite der Lichtung beobachtete ihn regungslos.
    Quinn rief hinüber: »Wie man in Ihrem Land sagt – Spassibo.«
    Über das halb erstarrte Gesicht des Mannes huschte ein Lächeln. Als Andrej der Kosake sprach, waren wieder die Töne aus den Londoner Klubs zu hören.
    »Wie man in Ihrem Land sagt – Have a nice day.«
    Ein Schwirren der Schneeteller war zu hören, dann noch einmal, und er war verschwunden. Quinn begriff, daß der Russe, nachdem er ihn in Birmingham abgesetzt hatte, zum Londoner Flughafen Heathrow gefahren war, einen Direktflug nach Toronto genommen hatte und ihm wie ein Schatten hierher in die Berge gefolgt war. Quinn wandte sich um und begann durch den kniehohen Schnee zurück zur Hütte zu joggen.
    Er blieb davor stehen und schaute durch ein kleines, rundes Loch in den beschlagenen Fensterscheiben des Wohnraums. Niemand war zu sehen.
    Das Gewehr nach vorne gerichtet, öffnete er leise das Schnappschloß und gab der Tür einen sanften Stoß. Aus dem Schlafzimmer war ein Wimmern zu hören. Er ging durch den Wohnraum und stand. in der Schlafzimmertür.
    Sam lag nackt, mit dem Gesicht nach unten und mit gespreizten Beinen, auf dem Bett. Ihre Hände und Füße waren mit Stricken an

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