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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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persönliche Referenten, und manche erledigen Sekretariatsarbeiten. Charles Powell gehörte zur vorletzten Gruppe. Er wußte, daß die Premierministerin in ihrem angrenzenden persönlichen Arbeitszimmer schon seit einer Stunde damit beschäftigt war, Stöße von Akten aufzuarbeiten, während die meisten ihrer Mitarbeiter noch nicht einmal aus dem Pyjama waren. Das war so ihre Art. Powell wußte auch, daß Sir Harry einer ihrer engsten Kollegen und Vertrauten war. Er fragte kurz zurück, und sie nahm den Anruf sofort an.
    »Premierminister, ich muß Sie unbedingt sprechen. Jetzt gleich. Ich muß unverzüglich zu Ihnen hinüberkommen.«
    Margaret Thatcher runzelte die Stirn. Die Stunde und der Tonfall waren ungewöhnlich.
    »Dann kommen Sie, Harry«, sagte sie.
    »In drei Minuten bin ich da«, sagte die Stimme am Telefon. Sir Harry Marriott legte den Hörer auf. Unten wartete sein Wagen bereits, um ihn die 500   Yards zu fahren. Es war 8.11   Uhr.
    Die Kidnapper waren zu viert. Der Schütze, der jetzt auf dem Beifahrersitz saß, verstaute die Maschinenpistole zwischen seinen Füßen und zog sich die wollene Kapuzenmaske herunter. Darunter trug er immer noch eine Perücke und einen falschen Schnurrbart. Er setzte sich eine dicke Hornbrille ohne Gläser auf. Der Mann am Steuer war der Anführer der Gruppe; auch er trug eine Perücke und einen falschen Bart. Es handelte sich um eine vorübergehende Verkleidung, denn sie mußten mehrere Meilen zurücklegen, ohne im geringsten aufzufallen.
    Im Laderaum überwältigten die anderen beiden Simon Cormack, der sich heftig zur Wehr setzte. Kein Problem. Einer der beiden Männer, ein Hüne, hielt den jungen Amerikaner eisern umklammert, während der andere, ein magerer, drahtiger Typ, ihn mit Äther betäubte. Der Lieferwagen holperte über das kurze Stück Fahrweg, und als er die Teerstraße nach Wheatley erreicht hatte, erstarben auch die Geräusche aus dem Laderaum, denn der Sohn des Präsidenten war bewußtlos zusammengesunken.
    Es ging bergab durch Littleworth mit seinen wenigen verstreuten Häusern und dann weiter nach Wheatley. Sie überholten ein Milchauto mit Elektroantrieb, das frische Milch ausfuhr, und hundert Yards weiter sah der Fahrer des Lieferwagens aus dem Augenwinkel, daß ein Zeitungsjunge kurz zu ihnen herschaute. Als sie Wheatley hinter sich hatten, nahmen sie die nach Oxford führende A 40, fuhren auf ihr 500   Yards weit auf die Stadt zu, bogen dann nach rechts auf die Nebenstraße B 4027 ab und kamen durch die Dörfer Forest Hill und Stanton St.   John.
    Der Lieferwagen fuhr mit normaler Geschwindigkeit durch beide Dörfer, über die Kreuzung bei New Inn Farm und weiter Richtung Islip. Eine Meile nach New Inn, kurz hinter Fox Covert, bog er jedoch nach links ab und fuhr auf das Tor einer Farm zu. Der Mann auf dem Beifahrersitz sprang aus dem Auto, öffnete mit einem Schlüssel das Vorhängeschloß an dem Tor – sie hatten das ursprüngliche Schloß vor zehn Stunden gegen ein anderes vertauscht –, und der Transporter fuhr hinein. Noch zehn Yards, und der Wagen hielt vor der halb verfallenen Holzscheune hinter der Baumgruppe, die die Entführer vor zwei Wochen ausfindig gemacht hatten. Es war 7.16   Uhr.
    Es wurde allmählich heller, und die vier Männer arbeiteten rasch. Der Schütze riß die Scheunentore auf und fuhr den großen Volvo heraus, der dort seit Mitternacht stand. Der grüne Lieferwagen fuhr hinein, der Fahrer stieg aus und nahm die Maschinenpistole und die zwei Kapuzen an sich. Er überzeugte sich, daß sie nichts in der Fahrerkabine hatten liegen lassen, und schlug die Tür zu. Die anderen beiden Männer sprangen hinten aus dem Transporter, hoben den bewußtlosen Simon Cormack heraus und legten ihn in den geräumigen Kofferraum des Volvos, den sie reichlich mit Luftlöchern versehen hatten. Die vier Männer zogen ihre schwarzen Trainingsanzüge aus, unter denen sie normale Straßenanzüge, saubere Hemden und Krawatten trugen. Die Perücken, falschen Bärte und Brillen behielten sie auf. Das Kleiderbündel kam zu Simon in den Kofferraum, die Maschinenpistole in eine Decke gehüllt auf den Boden im Fond des Volvos.
    Der Fahrer und Anführer setzte sich ans Steuer des Volvos und wartete. Der Magere, der vorher im Laderaum gewesen war, brachte eine Sprengladung an dem Transporter an, und der Große schloß das Scheunentor. Beide stiegen hinten in den Volvo ein, der sich sofort in Bewegung setzte und durch das Tor hinausfuhr. Der Schütze

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