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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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der beiden Länder halten ständig Verbindung. Patrick Seymour hatte vor zwei Jahren Darrell Mills abgelöst, kam gut mit den Briten aus und fühlte sich wohl in seinem Job. Seine erste Reaktion bestand darin, daß er kreidebleich wurde und eine verschlüsselte Meldung an Donald Edmonds durchgab, den Chef des FBI , der in seinem Haus in Chevy Chase tief und fest schlief.
    Der zweite Empfänger des Funkspruchs war ein Streifenwagen der Thames Valley Police ( TVP ), der Polizeibehörde, die für die alten Grafschaften Oxfordshire, Berkshire und Buckinghamshire zuständig ist. Obwohl das amerikanische Team mit seinem Begleiter von der Special Branch immer in Simon Cormacks Nähe war, hatte es sich die TVP zur Regel gemacht, zu jeder Zeit einen ihrer Streifenwagen nicht weiter als eine Meile abrufbereit zu halten. Die Streifenbeamten hatten ihr Funkgerät auf die zugewiesene Frequenz eingestellt, fuhren gerade durch Headington und legten die Meile in fünfzig Sekunden zurück. Manche sollten hinterher sagen, der Sergeant und der Fahrer in dem Streifenwagen hätten am Schauplatz des Hinterhalts vorbeifahren und versuchen sollen, den flüchtenden Lieferwagen einzuholen. Hinterher ist man immer klüger. Angesichts der drei Toten an dem Fahrweg auf der Shotover Plain hielten sie an, um festzustellen, ob sie Hilfe leisten und/oder eine Beschreibung der Täter bekommen könnten. Es war für beides zu spät.
    Die dritte Empfangsstelle war die TVP -Zentrale in dem Dorf Kidlington. Die Polizistin Janet Wren hatte Nachtdienst gehabt, sollte um 7.30   Uhr abgelöst werden und gähnte gerade, als sie die krächzende Stimme mit dem amerikanischen Akzent in ihrem Kopfhörer vernahm. Sie war so überrascht, daß sie im ersten Moment an einen Jux dachte. Dann warf sie einen Blick auf eine Checkliste und tippte ein paar Zeichen in den Computer zu ihrer Linken. Augenblicklich erschien auf ihrem LED -Bildschirm eine Reihe von Anweisungen, die die zu Tode erschrockene junge Polizistin sofort buchstabengetreu befolgte.
    Nach langwieriger Zusammenarbeit zwischen der Thames Valley Police, Scotland Yard, dem Innenministerium, der amerikanischen Botschaft und dem Secret Service hatte das gemeinsame Projekt zum Schutz von Simon Cormack vor einem Jahr den Tarnnamen Operation Yankee Doodle bekommen. Die Routinen waren in den Computer eingegeben worden, desgleichen die Vorschriften für die Maßnahmen, die in jedem erdenklichen Notfall zu ergreifen waren – wenn der Sohn des Präsidenten beispielsweise in eine Schlägerei in einem Lokal oder auf der Straße, einen Verkehrsunfall oder eine Demonstration verwickelt werden, erkranken oder den Wunsch äußern sollte, Oxford zu verlassen und sich eine Zeitlang in einer anderen Grafschaft aufzuhalten. Polizistin Wren hatte das Kennwort für »Entführung« eingegeben, und der Computer antwortete ihr.
    Binnen Minuten war der verantwortliche Wachhabende bei ihr, dem die Sorge ins bleiche Gesicht geschrieben stand. Er begann sofort mit einer Serie von Anrufen. Einer ging an den Chef der Kriminalpolizeibehörde (Criminal Investigation Department, CID ), der es auf sich nahm, seinen Kollegen, den Chef der Special Branch ( SB ) der TVP , zu alarmieren. Der Mann in Kidlington rief außerdem den Stellvertretenden Polizeipräsidenten für operative Maßnahmen (Assistant Chief Constable – Operations, ACC Ops) an, der sich gerade über zwei gekochte Eier hermachen wollte, als sein Telefon klingelte. Er hörte aufmerksam zu und ließ sofort eine ganze Reihe von Anweisungen und Fragen vom Stapel.
    »Wo genau?«
    »Shotover Plain, Sir«, sagte der Chefinspektor in Kidlington. »Delta Bravo ist am Schauplatz. Sie haben ein Privatauto, das aus Wheatley kam, zwei andere Jogger und eine Frau mit Hund zurückgeschickt. Die Amerikaner sind beide tot; Sergeant Dunn auch.«
    »Mein Gott«, hauchte der ACC Ops. Das würde der größte Reinfall seiner Laufbahn werden, und da er Leiter der operativen Maßnahmen war, mußte er die Sache wieder geradebiegen. Pannen konnte er sich nicht leisten. Auf gar keinen Fall. Er legte den Schnellgang ein.
    »Schaffen Sie schleunigst mindestens fünfzig uniformierte Leute an den Schauplatz. Pfosten, Vorschlaghammer, Bänder. Das Gelände muß abgesperrt werden … sofort. Jeden SOCO , den wir haben. Und Straßensperren. Das ist keine Sackgasse, oder? … Sind die in Richtung Oxford entkommen?«
    »Die Männer von Delta Bravo sagen nein«, erwiderte der Mann in der Zentrale. »Wir wissen

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