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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Apparate in dieser Wohnung. Es gibt drei, ja?«
    Collins nickte. Einer davon war direkt mit seinem Büro verbunden, das sich ohnedies im Gebäude der Botschaft befand.
    »Benützen Sie den«, sagte Quinn. »Wenn ich, vorausgesetzt, es kommt dazu, Kontakt zu den wirklichen Kidnappern aufgenommen habe, möchte ich ihnen eine neue Nummer geben, eine, unter der ausschließlich ich zu erreichen bin.«
    »Ich werde Ihnen innerhalb von neunzig Minuten eine Blitzleitung schalten lassen«, sagte Cramer, »mit einer Nummer, die noch nie verwendet worden ist. Wir müssen sie natürlich anzapfen, aber Sie werden in der Leitung keinerlei Geräusche hören. Und dann hätte ich gern, daß zwei Detective Chief Inspectors hier bei Ihnen einziehen, Mr.   Quinn. Es sind gute Leute mit viel Erfahrung. Ein einzelner Mann kann ja nicht vierundzwanzig Stunden am Tag wach bleiben.«
    »Tut mir leid, geht nicht«, sagte Quinn.
    Cramer blieb hartnäckig. »Sie würden Ihnen eine große Hilfe sein. Wenn die Entführer Engländer sind, ergibt sich das Problem von regionalen Dialekten, Slang-Ausdrücken, Hinweisen auf Streß oder Verzweiflung in der Stimme am anderen Ende der Leitung, winzige Details, die nur einem Engländer auffallen können. Sie würden sich ganz still verhalten, nur horchen.«
    »Das können sie auch in der Fernmeldezentrale«, sagte Quinn. »Sie nehmen ja sowieso alles auf Band. Lassen Sie das Ihren Sprachexperten vorspielen, geben Sie Ihre eigenen Kommentare über den Pfusch, den ich verzapfe, dazu, kommen Sie hier vorbei und legen Sie mir die Ergebnisse auf den Tisch. Aber ich arbeite allein.«
    Cramers Lippen wurden etwas schmaler. Aber er hatte seine Weisungen. Er stand auf, um zu gehen. Quinn erhob sich ebenfalls.
    »Ich möchte Sie zu Ihrem Wagen bringen«, sagte er. Allen Anwesenden war klar, was das zu bedeuten hatte – im Treppenhaus gab es keine Wanzen. An der Tür bedeutete Quinn mit einer Kopfbewegung Seymour und Collins, nicht mitzukommen. Zögernd gehorchten sie. Auf der Treppe murmelte er Cramer ins Ohr: »Ich weiß, Sie sind nicht begeistert. Ich selbst bin auch nicht gerade glücklich darüber, wie die Sache jetzt läuft. Versuchen Sie, mir zu vertrauen. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um diesen Jungen nicht zu verlieren. Sie werden jede einzelne Silbe am Telefon mithören. Meine eigenen Leute werden mich sogar hören, wenn ich auf dem Scheißhaus bin. Dort drin geht’s zu wie in einem Media-Markt.«
    »Na, schön, Mr.   Quinn. Sie werden alles bekommen, was ich Ihnen bieten kann. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Noch ein letzter Punkt …« Sie hatten den Gehsteig erreicht, an dem Cramers Wagen wartete. »Jagen Sie ihnen keine Angst ein. Wenn sie anrufen oder eine Spur zu lange in der Leitung bleiben, bitte jagen Sie keine Streifenwagen zu der Zelle.«
    »Das ist uns natürlich klar, Mr.   Quinn. Aber wir müssen Beamte in Zivil hinschicken. Sie werden sich sehr diskret verhalten, beinahe unsichtbar sein. Wenn wir dabei auch nur die Autonummer feststellen könnten … eine Beschreibung bekämen, wie die Person aussieht … Das könnte die ganze Sache um mehrere Tage abkürzen.«
    »Ihre Leute dürfen sich nicht sehen lassen«, sagte Quinn warnend. »Der Mann in der Telefonzelle wird unter einem schrecklichen Druck stehen. Wir wollen ja beide nicht, daß der Kontakt abgebrochen wird. Denn das würde wahrscheinlich dazu führen, daß sie verduften und eine Leiche zurücklassen.«
    Cramer nickte, gab Quinn die Hand und stieg in seinen Wagen.
    Eine halbe Stunde später kamen die Techniker an, keiner in Telecom-Uniform, aber alle zeigten Telecom-Ausweise vor. Quinn nickte ihnen freundlich zu, da er wußte, daß sie im Auftrag des Geheimdienstes MI 5 kamen, und sie machten sich ans Werk. Da sie geschickte Leute waren, ging die Sache rasch vonstatten. Das meiste wurde ohnehin in der Fernmeldezentrale von Kensington erledigt.
    Als einer der Techniker die Bodenplatte des Telefonapparats im Wohnzimmer abgenommen hatte, zog er leicht eine Augenbraue hoch. Quinn tat so, als bemerkte er nichts. Der Mann, der eine Wanze einbauen wollte, hatte festgestellt, daß bereits eine installiert war. Doch Befehl ist Befehl – er brachte seine Wanze neben der amerikanischen unter und begründete damit eine neue angloamerikanische Beziehung en miniature. Um 21.30   Uhr hatte Quinn seine Blitzleitung, die hochgeheime Leitung, deren Nummer er dem Entführer nennen würde, falls der Mann sich überhaupt bei

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