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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ihm meldete. Die zweite Leitung wurde als permanente Verbindung zur Zentrale in der Botschaft geschaltet, für Anrufe, die möglicherweise ergiebig waren. Die dritte blieb für Anrufe nach draußen reserviert.
    Auch im Keller der Botschaft am Grosvenor Square wurde emsig gearbeitet. Zehn Leitungen waren bereits installiert und wurden nun alle besetzt. Zehn junge Damen, teils Amerikanerinnen, teils Engländerinnen, saßen da und warteten.
    Die dritte Operation wurde im Fernmeldeamt Kensington ausgeführt, wo die Polizei einen Raum für das Abhören von Anrufen von außen einrichtete, die über Quinns Blitzleitung liefen. Da Kensington eine der neuen elektronischen Zentralen war, ließen sich die Anrufe leicht orten. Die über die Blitzleitung würden, nachdem sie die Fernmeldezentrale passiert hatten, noch zweimal angezapft werden, mit je einer Verbindung zum Kommunikationszentrum des MI 5 in der Cork Street im Stadtteil Mayfair, und zum Keller der amerikanischen Botschaft. Und dieser würde sich, sobald der Kidnapper isoliert war, aus einer Telefonzentrale in eine Lauschstation verwandeln.
    Dreißig Sekunden, nachdem die Engländer abgezogen waren, traf Lou Collins’ amerikanischer Techniker ein, um sämtliche neuinstallierten britischen Wanzen zu entfernen und die eigenen zu testen. Gespräche Quinns, die nicht übers Telefon geführt wurden, würden also nur von seinen Landsleuten mitgehört werden. »Nettes Experiment«, sagte Seymour zu seinem Kollegen vom MI 5, als sie eine Woche danach im Brooke’s Club bei einem Drink zusammensaßen.
    Um 22   Uhr blickte die ITN -Nachrichtensprecherin Sandy Gall in die Kamera, während das Big-Ben-Motiv verklang, und verlas dann die Nachricht für die Kidnapper. Die Telefonnummern, die sie anrufen sollten, blieben auf dem Bildschirm, bis der Bericht über den neuesten Stand der Entführungsaffäre zu Ende war, der wenig zu melden hatte, aber trotzdem gebracht wurde.
    Im Wohnzimmer eines stillen Hauses, vierzig Meilen von London entfernt, saßen vier schweigsame Männer und sahen sich voll innerer Anspannung die Nachrichtensendung an. Ihr Anführer übersetzte sie für zwei von ihnen ins Französische. Genau genommen war der eine ein Belgier und der andere ein Korse. Der vierte Mann brauchte keine Übersetzung. Das Englisch, das er sprach, war zwar gut, hatte aber den schweren Afrikaander-Akzent seiner südafrikanischen Heimat.
    Der Korse und der Belgier sprachen kein Wort Englisch. Ihr Anführer hatte ihnen verboten, das Haus zu verlassen, ehe die ganze Sache vorüber war. Nur er allein kam und ging, immer durch die eingebaute Garage, benutzte immer den Volvo, der mittlerweile neue Reifen und die originalen, nicht die gefälschten Nummernschilder hatte. Er verließ das Haus nie ohne Perücke, Bart, Schnauzer und Brille mit getönten Gläsern. Während seiner Abwesenheit durften die anderen sich nicht sehen lassen, nicht einmal an die Fenster gehen und keinesfalls die Tür öffnen, wenn es klingelte.
    Als die Fernsehnachrichten zur Situation im Nahen Osten überwechselten, stellte einer der Europäer eine Frage. Der Anführer schüttelte den Kopf.
    »Morgen«, antwortete er auf französisch. »Morgen vormittag.«
    Mehr als zweihundert Anrufe trafen in dieser Nacht im Keller der Botschaft ein. Jeder Anrufer wurde wie ein rohes Ei und äußerst höflich behandelt, aber nur sieben zu Quinn durchgestellt. Er begrüßte die Anrufer freundlich und munter, sprach sie mit »mein Freund« oder »alter Kumpel« an und legte ihnen dar, daß »seine Leute« leider nicht um die lästige Formalität herumkämen festzustellen, ob der Anrufer tatsächlich Simon Cormack festhielt. Deshalb bitte er ihn, sich von dem jungen Mann eine einfache Frage beantworten zu lassen und dann wieder anzurufen. Niemand meldete sich ein zweites Mal. In einer Pause zwischen 3   Uhr morgens und Sonnenaufgang machte Quinn ein vierstündiges Nickerchen.
    Sam Somerville und Duncan McCrea blieben die Nacht hindurch an seiner Seite. Sam erwähnte den »lockeren Ton seiner Darbietung« am Telefon.
    »Es hat noch gar nicht richtig angefangen«, sagte er ruhig. Aber die Anspannung hatte eingesetzt. Die beiden Jüngeren spürten sie bereits.
    Kurz nach Mitternacht landeten Kevin Brown und ein ausgesuchtes Team von acht FBI -Leuten in Heathrow, nachdem sie den Jumbo um Mittag Washingtoner Zeit noch erwischt hatten. Von ihrem bevorstehenden Eintreffen in Kenntnis gesetzt, erwartete sie Patrick Seymour, in gereizter

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