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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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von einem I -Träger zu überbrücken und dann das Vehikel wieder in den Verkehr zu bringen. Das war nicht nur ungesetzlich, sondern auch gefährlich, aber solche Fahrzeuge konnten durchaus noch mehrere tausend Meilen zurücklegen, bis sie auseinanderfielen.
    Konfrontiert mit den Aussagen des Maurers aus Leicester und der Leute des Abschleppdienstes, der Sykes den Transit für zwanzig Pfund als Schrott verkauft hatte, sowie mit den Abdrücken der alten, echten Fahrgestell- und Motornummern, erkannte Sykes, daß er tief in der Bredouille steckte. Darüber aufgeklärt, wozu der Transit benutzt worden war, packte er aus.
    Der Käufer des Transit, so erinnerte er sich, nachdem er sich das Hirn zermartert hatte, war eines Tages sechs Wochen vorher auf dem Hof umhergegangen und hatte auf Befragen erklärt, er suche nach einem preisgünstigen Transporter. Zufällig war Sykes gerade mit der »Reparatur« des Fahrgestells und dem Umspritzen von blau in grün fertig geworden. Schon eine Stunde später hatte der Transit für 300   Pfund in bar den Hof verlassen. Er hatte den Mann nie mehr gesehen. Die fünfzehn 20-Pfund-Scheine seien schon lange nicht mehr da.
    »Wie sah er aus?« fragte Commander Williams.
    »Ich versuche ja, mich zu erinnern«, bettelte Sykes.
    »Strengen Sie sich an«, sagte Williams, »es wird Ihnen den Rest Ihres Lebens wirklich viel leichter machen.«
    Mittelgroß, mittelkräftig. Ende vierzig. Grobes Gesicht und ungeschliffenes Benehmen. Redete nicht wie einer aus besseren Kreisen, kein geborener Londoner. Rötlich-braunes Haar, möglicherweise eine Perücke, aber dann eine gute. Außerdem hatte er einen Hut getragen, trotz der Hitze Ende August. Schnauzer, dunkler als das Haar – vielleicht angeklebt, aber gut gemacht. Und getönte Brillengläser. Keine Sonnenbrille, nur blau getönt, und mit einem Horngestell.
    Die drei Männer verbrachten noch zwei Stunden mit dem Phantombildzeichner der Polizei. Commander Williams erschien mit der Zeichnung kurz vor der Frühstückszeit in Scotland Yard und zeigte sie Nigel Cramer, der sie zur Sitzung des COBRA -Komitees um 9   Uhr mitnahm. Der Haken an der Zeichnung war nur, daß sie keine Aufschlüsse geben konnte, und damit verlief diese Spur im Sande.
    »Wir wissen, daß der Transporter nach Sykes von einem zweiten und besseren Mechaniker aufgemöbelt wurde«, sagte Cramer zu den Versammelten, »und daß irgend jemand das Emblem der Obsthandelsfirma Barlow auf beide Seiten gemalt hat. Er muß irgendwo untergestellt worden sein, in einer Reparaturwerkstätte, wo es Möglichkeiten zum Schweißen gab. Aber wenn wir uns an die Öffentlichkeit wenden, werden die Kidnapper davon erfahren, vielleicht die Nerven verlieren, Simon Cormack umbringen und verduften.«
    Man einigte sich darauf, die Personenbeschreibung jedem Polizeirevier im Land zuzustellen, sie aber nicht in die Presse und damit an die Öffentlichkeit zu bringen.
    Andrew (»Andy«) Laing brütete die ganze Nacht zunehmend verwirrt über Aufzeichnungen von Kontobewegungen, bis seine Verwirrung kurz vor Tagesanbruch der Gewißheit wich, daß er mit seiner Vermutung recht hatte und es keine andere Erklärung gab.
    Andy Laing dirigierte das Kredit- und Marketing-Team in der Zweigstelle Dschiddah der Saudi Arabian Investment Bank ( SAIB ), einer Gründung der saudiarabischen Regierung. Das Institut hatte die Aufgabe, den größten Teil der astronomischen Summen zu steuern, die in dieser Weltgegend kursierten.
    Obwohl sich die SAIB in saudiarabischem Besitz befand und ein überwiegend mit Saudis besetztes Direktorenkollegium hatte, bestand ihr Personal zumeist aus Ausländern, die unter Vertrag standen, und der größte »Personallieferant« war die Rockman-Queens Bank in New York, von der Laing abgestellt worden war.
    Er war jung, voller Arbeitseifer, gewissenhaft und ehrgeizig, entschlossen, in der Bankbranche seinen Weg zu machen, und genoß seinen Aufenthalt in Saudi-Arabien. Das Gehalt war höher als in New York, er hatte eine hübsche Wohnung, mehrere Freundinnen in der großen ausländischen Kolonie in Dschiddah, das Alkoholverbot störte ihn nicht, und mit seinen Kollegen kam er gut aus.
    Zwar hatte die SAIB ihre Zentrale in Riad, aber die Niederlassung, in der die meisten Geschäfte getätigt wurden, war die in Dschiddah, der Wirtschafts- und Handelszentrale Saudi-Arabiens. Normalerweise hätte Laing das weiße, zinnengeschmückte Gebäude, das mehr nach einem Fort der Fremdenlegion als nach einem

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