Der Unterhändler
Stimmung, am Flughafen. Er informierte Brown über den Stand der Dinge um 23 Uhr, als er nach Heathrow aufgebrochen war. Dazu gehörten die Neuigkeit, daß Quinn sich nicht im Winfield House eingerichtet, sondern sich selbst einen Unterschlupf gesucht hatte, sowie die Vorkehrungen zum Abhören der Telefone.
»Ich wußte, daß er seinen eigenen Kopf hat«, knurrte Brown, als Seymour ihm von dem Durcheinander in der Einfahrt vor dem Winfield House berichtete. »Wir müssen an dem Kerl dranbleiben, sonst läßt er sich allen möglichen Blödsinn einfallen. Fahren wir jetzt zur Botschaft – wir schlafen dort im Keller auf Feldbetten. Wenn dieser Wirrkopf einen Furz von sich gibt, möcht’ ich ihn hören, laut und deutlich.«
Seymour entrang sich ein lautloses Stöhnen. Er hatte über Kevin Brown gehört und hätte auf diesen Besuch verzichten können. Jetzt, dachte er, wird alles noch schlimmer, als ich befürchtet habe. Als sie um 1.30 Uhr die Botschaft erreichten, traf gerade der Anruf des hundertsechsten Witzbolds ein.
Auch andere Leute kamen in dieser Nacht kaum zum Schlafen. Zwei von ihnen waren Commander Williams von SO 13 und ein Mann namens Sydney Sykes. Sie verbrachten die Nachtstunden im Vernehmungsraum des Polizeireviers Wandworth in Süd-London, wo sie einander gegenübersaßen. Anwesend war auch der Leiter der Fahrzeugabteilung der Dienststelle zur Bekämpfung der Schwerkriminalität, dessen Männer Sykes aufgespürt hatten.
Die beiden Männer auf der anderen Seite des Tisches ließen einem kleinen Ganoven wie Sykes keine Chance, es mit ihnen aufzunehmen, und nach der ersten Stunde hatten sie ihm eine Höllenangst eingejagt. Danach kam es noch schlimmer.
Die Fahrzeugabteilung hatte anhand einer Beschreibung des Maurers in Leicester die Abschleppfirma gefunden, die das Wrack des Transit nach seiner tödlichen Umarmung mit dem Bagger abgeschleppt hatte. Nachdem festgestellt worden war, daß das Fahrzeug ein gestauchtes Chassis hatte und damit ein Totalschaden war, hatten die Leute von der Abschleppfirma angeboten, dem Besitzer den Transit nach Leicester zu bringen. Doch da die Kosten für den Transport den verbliebenen Wert des Fahrzeugs überstiegen, hatte er abgelehnt. Die Abschleppfirma verkaufte es als Schrott an Sykes, der in einem Hinterhof in Wandsworth Autowracks ausschlachtete. Die Suchtrupps der Fahrzeugabteilung hatten den Tag damit zugebracht, Sykes’ Laden auf den Kopf zu stellen.
Sie hatten ein Faß, zu drei Vierteln gefüllt mit schmutzigem, schwarzem Öl aus alten Ölwannen, entdeckt und daraus vierundzwanzig Nummernschilder, von denen je zwei genau zusammenpaßten, zutage gefördert. Sie waren sämtlich hier fabriziert worden und ebenso echt wie eine Dreipfundnote. Ein Hohlraum unter den Fußbodendielen in Sykes’ schäbigem Büro hatte einen Packen Zulassungspapiere preisgegeben, alle zu Pkws oder Transportern gehörig, die nur noch auf dem Papier existierten.
Sykes’ Masche bestand darin, unfallgeschädigte Fahrzeuge anzukaufen, die von der jeweiligen Versicherungsgesellschaft abgeschrieben waren, dem Eigentümer mitzuteilen, er, Sykes, werde Swansea benachrichtigen, daß das Fahrzeug nur noch ein Haufen Schrott sei, und dann das genaue Gegenteil nach Swansea zu melden – er habe das Fahrzeug von dessen früherem Eigentümer gekauft. Der Computer in Swansea registrierte dies dann als »Tatsache«. Wenn das Fahrzeug wirklich ein Totalschaden war, kaufte Sykes einfach die Dokumente, mit denen dann ein betriebsfähiges Fahrzeug von ähnlichem Typ versehen werden konnte, das einer von Sykes’ langfingrigen Kumpanen auf irgendeinem Parkplatz geklaut hatte. Mit neuen Nummernschildern, die den Angaben im Kfz-Brief des zu Schrott gefahrenen Wagens entsprachen, konnte dann das gestohlene Fahrzeug einem neuen Käufer angedreht werden. Zuletzt wurden noch die Fahrgestell- und Motorblocknummern abgeschliffen, neue eingefräst und so viel Schmierfett und Dreck darübergeschmiert, daß der gewöhnliche Kunde auf den Leim ging. Die Polizei würde sich davon natürlich nicht hinters Licht führen lassen, doch da alle derartigen krummen Geschäfte bar abgewickelt wurden, konnte Sykes später bestreiten, das Fahrzeug jemals zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn verkauft zu haben.
Eine Abwandlung dieses Drehs bestand darin, aus einem Fahrzeug, das wie der Transit bis auf das gestauchte Fahrgestell in gutem Zustand war, das gestauchte Teil herauszuschneiden, die Lücke mit einem Stück
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