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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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niemals wieder nähern. Natürlich hatte er jede Chance darauf zerstört, als er ihr seinen Namen verraten hatte. Auch wenn sie ihren Blick von ihm abgewandt hatte und ihre Worte voller Hohn gewesen waren, so hatten ihre Lippen doch nach seinen gerufen. Will lebte schon sehr lange und hatte viele Frauen gekannt. Er war davon überzeugt, dass seine schwarze Dame nach ihm suchen würde, sollte er sich nicht mit ihr treffen.
    »Als ob ich die Ewigkeit ertragen könnte, ohne sie jemals wiederzusehen«, murmelte Will.
    Nicht nur, dass er von ihrem Gesicht und ihrer Stimme bezaubert worden war, als er sie noch für einen Knaben gehalten hatte – ihr Duft, ihre Augen, der herrliche Mut ihres Löwenherzens hatten die Worte in seine ausgedörrte Seele zurückgebracht. Er konnte sich so wenig weigern, sie wiederzusehen, wie er der Morgensonne begegnen konnte.
    Will hätte es fast bis nach Hause geschafft, wenn er nicht das verräterische Kribbeln gespürt hätte. Er sah auf und erblickte einen umhertorkelnden Zombie.
    »Beim Barte des Allmächtigen, das hat mir noch gefehlt«, seufzte er. Warum hatte er sich nicht das Schwert seiner schwarzen Dame ausgeliehen? Und wenn er schon dabei war, warum hatte er nicht einfach sein eigenes mitgenommen?
    Doch diese Überlegungen führten zu nichts. Seine Hände stellten eine angemessene Waffe dar. Er musste sich um den Unhold kümmern, bevor er ihm entkam. Der Himmel allein wusste, wohin er wollte.
    Will folgte dem Zombie in einen Teil von London, in den sich nur wenige wagten: ein düsterer Abschnitt von Southwark, weit entfernt von den Theatern und Wirtshäusern, wo verzweifelte Leute ein verzweifeltes Leben führten.
    Die Häuser waren alt und baufällig, die Straßen holprig und schlecht gepflegt. Der gestrige Regen glitzerte immer noch in unzähligen Tümpeln, und das gekräuselte Abbild des Mondes spiegelte sich in vielen dieser Pfützen.
    Hier lebten sie, die Räuber, Taschendiebe und Huren.
    Niemand bemerkte das Monster, auch wenn die Straße voller Gauner war. Hatte die Kreatur zu stinken begonnen?
    Will streckte seine Nase in die Höhe, schnüffelte und verzog das Gesicht.
    Ja.
    Die Zombies, die frisch aus dem Grab kamen, waren trocken , ihr Fleisch war noch nicht feucht genug, um widerwärtig zu sein. Durch den Verzehr von frischem Gehirn blieben sie so. Ohne diese Nahrung begannen sie jedoch zu verwesen.
    Glücklicherweise waren Menschen schnell und schlau; Zombies hingegen nicht. Das machte es für sie recht schwierig, sich genug Gehirn zu besorgen, um in Form zu bleiben. Besonders wenn sie Teil einer Zombiearmee waren, die auf der Suche nach Nahrung war. Häufig begannen dann einige, wenn nicht sogar alle, zu verwesen.
    Darum hatte Will immer, wenn er eine Zombiearmee erschaffen wollte, bis zum Tag der Schlacht gewartet, sofern das möglich gewesen war. Nicht, dass eine stinkende Armee eine schlechte Sache wäre. Eine, die groß genug war, konnte einen Feind, der in Windrichtung stand, schon von Weitem in die Flucht schlagen.
    Das Problem bestand darin, solche Armeen geheim zu halten. Wenn der Feind wusste, dass eine Zombietruppe anrückte, konnte er etwas Schrecklicheres aus dem Hut zaubern.
    Will hatte nie erfahren müssen, was dieses Schrecklichere sein mochte, weil er immer auf Diskretion geachtet hatte, und dieses Problem niemals aufgekommen war. Natürlich war niemals ein Wort, das Wesen wie er nicht aussprechen sollten.
    Er runzelte die Stirn, als der Zombie in einem halb eingestürzten Haus verschwand. Als Will durch ein Loch in der Strohwand blickte, das als Fenster diente, schossen ihm von dem Gestank Tränen in die Augen. Da drinnen musste ein Dutzend von ihnen sein, und sie waren … reif.
    »Amateur«, murmelte Will.
    Er suchte in seiner Tasche nach seiner Zunderbüchse. Auf diese Weise konnte er alle Zombies im Haus auf einmal töten – und das würde er auch. Aber bis er die Quelle gefunden hatte, würden immer mehr kommen.
    Will schlich um das Gebäude herum, das weit genug von den anderen entfernt zu sein schien, um nicht ganz London in Brand zu setzen. Wenn Will jede Wand entzünden und die Tür versperren würde – in der Nähe stand eine verlassene Kutsche mit einem zerbrochenen Rad, die er dafür nutzen konnte – , würde sein Plan funktionieren.
    Es wäre schwierig bis unmöglich, allein ein Dutzend Zombies zu köpfen. Aber er konnte sie alle in Asche verwandeln.
    Will sah sich um und war nicht überrascht, dass sich die Straßen geleert hatten.

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