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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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sehr leise. So sanfte Töne war man von ihr gar nicht gewohnt. »Meine Schwester und ihre gesamte Familie, zusammen mit einem meiner Brüder und meinem Vater.«
    Papa zufolge war ein Großteil der Londoner Bevölkerung während dieser Epidemie gestorben.
    Die Königin hatte eine Todesangst vor der Pest. Sobald man ihr zutrug, dass in London jemand an dieser Krankheit gestorben sein könnte, eilte sie aufs Land.
    1563 hatte sie den gesamten Hofstaat in Schloss Windsor verschanzt, Galgen aufgestellt und gedroht, jeden zu hängen, der sich aus London näherte. Ich hatte diese Entschlossenheit immer bewundert. Natürlich gab es an unserer Königin kaum etwas, das ich nicht bewunderte.
    »Ihr müsst im Haus bleiben«, fuhr die Amme fort. »Und atmet nicht so oft ein.« Sie schloss die Tür zum Balkon.
    Sofort war ich in Schatten gehüllt. Wenn ich mir vorstellte, dass ich hier drinnen gefangen sein würde, während draußen der Schwarze Tod wütete, wurde ich halb verrückt.
    »Ja, gute Amme«, murmelte ich gehorsam und schloss meine Augen.
    Die Amme stand noch eine Weile vor dem Bett und starrte mich an. Ich blinzelte zurück. »Ich kann nicht schlafen, wenn Ihr da stehen bleibt.«
    »Der Herr, er … «
    Ich legte meinen Handrücken auf meine Stirn. »Oh weh, mein Kopf droht, von Eurem Geplapper entzweizubrechen. Wäre es nicht furchtbar, wenn ich durch einen Mangel an Ruhe das Kind verlieren würde?«
    Die Amme sprang zur Tür, als hätte ich ihr wieder in ihr Hinterteil gepikst. »Ich werde später nach Euch sehen und Euch Brot und Ale bringen.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Nein. Ihr weckt mich nur, wenn Ihr das tut. Bleibt draußen, bis ich Euch rufe. Ich bin jetzt nicht hungrig.«
    Die Amme blinzelte. »Aber … «
    »Tut, was ich sage, Amme, sonst bin ich nicht dafür verantwortlich, was passierien wird, wenn mein Gatte nach Hause kommt.«
    Die Amme blinzelte erneut, während meine Worte in ihren Dickschädel einsickerten. »Wie Ihr wünscht, Madam.« Sie verbeugte sich und verschwand.
    Wenn ich gewusst hätte, dass Reginalds Zorn als Drohung so gut funktionierte, hätte ich damit am gleichen Tag angefangen, an dem die Amme in unser Haus kam.
    Ich schlich mich aus dem Bett und zog mich an.
    Will Shakespeare wusste mehr über Zombies, als er zugegeben hatte. Und da London nun scheinbar von ihnen überrannt wurde, musste ich wissen, was es mit ihnen auf sich hatte.
    Ich konnte nicht einen ganzen Tag lang auf eine Nachricht warten, die niemals kommen würde.
    Ich würde ihn im Rose aufsuchen.

10
    »Der bessere Teil der Tapferkeit ist Vorsicht.«
    Heinrich IV. , Erster Teil (5. Akt, 4. Szene)
    D er Anblick der aus dem brennenden Haus taumelnden Zombies, die mit lodernden Haaren, ausgestreckten Armen und weit aufgerissenen Mündern auf ihn zukamen, ließ Will das plötzliche Verlangen verspüren, überall anders zu sein als dort.
    Also rannte er los.
    Will hätte ihnen davonlaufen können. Die Zombies, die in Flammen standen, würden sich bald in Asche verwandeln, und die anderen würden das Interesse verlieren, sobald die unmittelbare Bedrohung ihrer Existenz vorüber war.
    Doch der Sonnenaufgang stand kurz bevor. Er musste einen Ort finden, der ihm Schutz vor dem Morgenlicht bot, und zwar sofort.
    Der Himmel war inzwischen rosa. Eine schmale goldene Linie erleuchtete den Horizont. Sobald die Sonne über diese Linie stieg, würde Will zu Asche werden.
    Er rannte zuerst eine Straße entlang, dann um eine Ecke, und hoffte, rechtzeitig ein Versteck zu finden, bevor ihn die Zombiehorde einholte und sah, wohin er floh.
    Glücklicherweise war die Gegend immer noch recht verlassen. Je weniger Leute die Gruppe wandelnder, brennender Leichen sahen, desto besser. Vor sich erspähte er ein Gebäude, das leer zu stehen schien. Als er näher kam, sah er den Grund dafür. Ein weißes Kreuz war auf seine Tür gemalt.
    »Die Pest«, murmelte er. Dann trat er ein.
    Trägheit erfasste ihn, aber er schaffte es noch, aus dem Fenster zu spähen, während die Zombiegruppe am Haus vorbeitorkelte. Ihre langen Zehennägel klickten auf den Pflastersteinen wie Hagel in einem Unwetter. Seine List war erfolgreich gewesen. Nicht, dass es besonders schwierig war, einen Zombie hinters Licht zu führen.
    Will sah sich in der Hütte um und riss erschrocken die Augen auf. Überall an den Wänden klebte Blut. Auf dem Boden lagen vertrocknete Hirnstückchen. Plötzlich verstand er.
    »Nicht die Pest«, sagte er in den leeren Raum hinein.

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