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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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sich um und ging davon.
    Das Theater zu durchsuchen wäre sinnlos und würde mich wie einen Narren aussehen lassen. Zu dieser Tageszeit war das Rose so leer wie jedes andere Theater in London.
    Ich machte mich auf den Heimweg. Ich wollte nicht warten, bis Will mir eine Nachricht schickte, in der er mir mitteilte, wann und wo wir uns treffen würden. Ich wollte auch nicht bis zum Nachmittag warten, um ihn aufzusuchen. Aber ich bekam selten, was ich wollte, und davon hatte ich langsam die Nase voll.
    Auch wenn ich direkt nach Hause gehen sollte, bevor die Amme ihre Befehle vergaß und meine Kammer betrat, tat ich stattdessen, was ich wollte und genoss die Freiheit, ein Knabe zu sein.
    Ich schlenderte einfach umher. Ich betrat sogar den gefährlichsten Teil von Southwark. Es war helllichter Tag, und ich war ein Mann mit einem Schwert und einem Dolch. Niemand würde mich belästigen.
    Die Freiheit war berauschend.
    Viele der Gebäude standen leer und waren baufällig. Auf mehreren Türen sah ich ein aufgemaltes weißes Kreuz – das Zeichen der Pest.
    Da mir die Amme von den Symptomen des neuen Ausbruchs erzählt hatte, wusste ich, dass es nicht die Pest war. Ich betrat jede markierte Hütte. Einige waren einfach nur leer; andere waren leer und mit Blut und Gehirn besudelt. Wie konnte man glauben, dass das Verhalten, das die Befallenen zeigten, durch eine ansteckende Krankheit hervorgerufen würde? Aber was sollten die Leute sonst glauben? Dass unser Land von Zombies überrannt wurde?
    Während ich mich einem weiteren Haus näherte, trug der Wind ein leises Raunen an mich heran. Je näher ich kam, desto deutlicher wurde dieses Gemurmel.
    »Ge-ge-ge.«
    Ich legte eine Hand auf mein Schwert und schlich mich zum Fenster. Dann presste ich mich mit dem Rücken an die Wand und überlegte, was ich tun sollte.
    In der Hütte saß etwa ein halbes Dutzend Zombies in einem Halbkreis auf dem Boden, als würden sie versuchen, etwas aus dem Schmutz heraufzubeschwören. Währenddessen lallten sie die ganze Zeit: »Ge-ge-ge«. So etwas hatte ich niemals zuvor gesehen.
    Zombies sagten nur dann »Ge-ge-ge«, wenn es irgendwo auch Gehirn gab. Aber soweit ich sehen konnte, gehörten die einzigen Gehirne im Haus zu ihnen. Und dem Geruch nach zu urteilen verwesten diese gerade.
    Zombies fraßen kein verwestes Gehirn. Wenn sie es täten, würden sie einander auffressen. Und wenn sie sich jedes Mal gegenseitig zerfleischen würden, sobald sie aufeinandertrafen, hätte es nicht viel Sinn, sie zu erschaffen.
    Nein. Zombies benötigten lebendes, frisches Gehirn von lebenden, frischen Körpern, um am … nun ja, am Leben zu bleiben. Sozusagen.
    Worauf also warteten die Unholde in dieser leeren Hütte?
    Da sie mir nicht antworten konnten und es mir ehrlich gesagt auch egal war, zog ich mein Schwert und stürzte mich in die Höhle des Löwen.
    Während sie noch auf dem Boden saßen, aufgereiht wie eine Opfergabe für Diana, die Göttin der Jagd, schlug ich vier von ihnen mit einem einzigen Hieb den Kopf ab.
    Die anderen zwei wurden zu Asche, als sie versuchten aufzustehen. Von hinten kamen drei weitere. Wenn ich gewusst hätte, dass da noch mehr waren, hätte ich gar nicht erst angefangen. Nounous Regeln waren der Grund dafür, dass ich noch am Leben war. Und eine von ihnen lautete: Kämpfe niemals gegen mehr als vier Tibonage gleichzeitig.
    Ich hatte bereits gegen diese Regel verstoßen, indem ich mich auf sechs gestürzt hatte, aber ich hatte mir gedacht, dass sechs sitzende Zombies ungefähr das Gleiche waren wie vier stehende.
    Wenn ich es mir nur lange genug einredete …
    Die drei Nachzügler wurden so schnell wie die ersten sechs ihrem Schicksal zugeführt. Eins. Zwei. Drei. Sie liefen praktisch in mein Schwert.
    Ich überprüfte den hinteren Teil der Hütte und sah sogar in den Abtritt, aber auch dort versteckte sich niemand. Was die lebenden Toten zu ihrem sinnlosen Chor veranlasst hatte, blieb daher ein Rätsel.
    Ich rief mir die anderen Hütten in Erinnerung, die ich gesehen hatte – leer bis auf die Blut- und Hirnflecken. Waren die Zombies dazu übergegangen, in den Häusern der Menschen einfach auf ihre Opfer zu warten?
    Wie untypisch für sie.
    Irgendetwas Seltsames ging vor, wodurch sich ihr Verhalten änderte. Ich war in den letzten zwei Tagen mehr Zombies begegnet als in den vergangenen zwei Monaten.
    Wenn das so weiterging, würde ich Hilfe brauchen.

12
    »Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden … «
    Hamlet (1. Akt, 5.

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