Der Untoten Zaehmung
schockiert.
»Beruhigt Euch«, sagte sie. »Der einzige Grund, warum der Nekro-Vampir seine Zombies darauf ansetzen würde, Euch zu töten, könnte darin bestehen, dass er Euch davon abhalten will, seine Armee auszulöschen.«
Eigentlich nicht , dachte Will. Der Nekro-Vampir war vielleicht ein anderer Schriftsteller, auch wenn die Erweckung einer Zombiearmee vielleicht ein wenig übertrieben war, um Will einfach nur vom Schreiben abzuhalten.
Doch was, wenn er wusste, dass Will auch ein Nekro-Vampir war? Vielleicht wollte er in der Stadt der Einzige sein, der in der Lage war, eine Zombiearmee zu erschaffen. Geringes Angebot und große Nachfrage bedeuteten mehr Geld. Will wusste das aus Erfahrung.
»Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich ein Chasseur bin«, fuhr Kate fort, »stellt sich doch die Frage, warum er sie Euch hinterherschicken sollte?«
»Vielleicht weiß er noch nichts von Euch. Vielleicht weiß er nur von mir.«
Kate schnaubte. »Er müsste ein Narr sein, um zu glauben, dass ein ungeübtes Schwert so viele Tibonage in Asche verwandeln könnte.«
»Vielleicht ist er ein Narr«, sagte Will. Aber das glaubte er nicht wirklich. Er vermutete eher, dass der Nekro-Vampir recht gerissen war.
Will wünschte nur, dass er seine Pläne kennen würde.
33
»Hässlich soll schön, schön hässlich sein.«
Macbeth (1. Akt, 1. Szene)
H eute werden wir dies alles nicht enträtseln können«, sagte Will. »Und ich muss arbeiten.«
»Ja.« Ich trat einen Schritt auf die Tür zu. »Und ich werde … « Ich stockte. Was würde ich tun? Der Weg nach Hause lohnte sich nicht, da ich in ein paar Stunden schon wieder im Rose sein musste.
»Beim Bühnenbild helfen?«, murmelte Will, als er seinen Federkiel in die Tinte tauchte.
»Natürlich«, sagte ich und öffnete die Tür.
Will fluchte, und ich sah mich um, während er klatschte und gegen den Stuhl trat. »Was tut Ihr da?«, fragte ich.
Er hielt inne und sah mich mit einem Gesichtsausdruck an, der verriet, dass er keine Ahnung hatte, wovon ich redete.
»Na, das hier.« Ich klatschte dreimal und trat gegen die Wand.
»Oh.« Will hob eine Schulter, und ein beschämter Ausdruck huschte über sein hübsches Gesicht. »Ich habe nicht einmal bemerkt, dass ich es noch mache.«
»Was denn?«, fragte ich geduldig.
»Mein Ritual. Ich vollziehe es jedes Mal, wenn ich an die Arbeit gehe. Ich bin nicht sicher, warum, aber … «, er wedelte mit der Hand, die den Federkiel hielt, und ein Tropfen Tinte fiel herab. »Es hilft mir dabei anzufangen. Und wenn die Worte dann versiegen, kann das Ritual sie wieder hervorlocken.«
»Wie … interessant«, sagte ich.
Will schmunzelte. »Wir Theaterleute sind ein abergläubisches Volk. Jeder Schriftsteller, den ich kenne, hat ein solches Ritual. Einige müssen Ale oder Wein trinken. Nicht das englische Gesöff, sondern den französischen!«
Sein Lächeln wurde bei dem letzten Wort breiter, und auch ich musste bei der Erinnerung an den dummen Doktor Caius lächeln.
»Bei anderen ist es Whiskey oder Wasser.«
Ich verzog das Gesicht. Niemand trank Wasser, es sei denn, er wollte krank werden.
»Sie stellen es so.« Er deutete auf die rechte Seite seines Tisches. »Oder so.« Er deutete auf die linke. »Für die einen muss der Schreibtisch aufgeräumt sein, für andere chaotisch. Sie tragen ihre Glückshemden oder gar keine. Und das sind nur die Dichter, die ich kenne. Wir wären tagelang hier, wenn ich anfangen würde, Euch von den Ritualen der Schauspieler zu erzählen.«
»Wie kommt es, dass Ihr ein solch kompliziertes Ritual habt?«
»Kate«, antwortete er, »ich habe keine Ahnung.«
Ich verließ den Raum, während Will klatschte und gegen den Stuhl trat. Während ich die Tür schloss, hörte ich »Hey, nonny, no«, dann ließ er sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Darauf folgte das Kratzen des Federkiels auf dem Papier.
Ritual. Aberglaube. Magie. Wahnsinn. Man benötigte eine gute Portion von allem, um etwas aus dem Nichts zu erschaffen.
Woher kamen die Worte? Niemand schien es zu wissen.
Ich betrat die Bühne mit der Absicht zu helfen, wo meine Hilfe benötigt wurde. Hinter mir flüsterten die Bühnenarbeiter. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Immerhin schlief ich mit ihrem Chef.
Nun ja, genau genommen ist Will gar nicht ihr Chef , korrigierte ich mich, als Ned Alleyn auftauchte.
Als wir frisch verheiratet waren, war Reginald gelegentlich noch nett gewesen und hatte mich daher mitgenommen, um Ned als Barabas in
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