Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
hebt die Waffe. Er hat sie noch nicht entsichert, das weiß aber niemand. Zara verschränkt die Arme und betrachtet die beiden Männer in Schwarz. Sie seufzt kurz. Versucht, überlegen zu wirken. Nicht so einfach in ihrer Lage. Calum blickt ihr in die Augen. Hält ihren Blick. Er weiß, dass sie keinen Widerstand leisten wird. Sie will diese Nacht jetzt nur noch lebend überstehen. Was für sie vor drei Minuten noch wichtig war, hat jetzt keine Bedeutung mehr. Jetzt geht’s ums nackte Überleben. Sei nett zu den bewaffneten Männern. Ganz egal, was sie wollen. Alles ist besser als ein Schuss aus der Waffe. Die meinen es ernst. Das weiß sie, weil die beiden so ruhig sind. Die machen das nicht zum ersten Mal. Einer kann sogar entspannt drüber lachen. Kein hysterisches Lachen. Der findet das wirklich witzig. Der andere starrt sie an. Blickt ihr in die Augen. Schätzt sie ab.
Calum betrachtet den Mann, der auf dem Boden liegt. Er atmet schwer, rührt sich aber nicht vom Fleck. Vor Angst erstarrt. Will unbedingt am Leben bleiben. Auch der wird keinen Ärger machen. Calum kann nur seine Beine und einen Teil seines Rückens sehen. Er liegt zusammengekrümmt da. Wünscht sich, das Ganze wäre nicht wahr. Er ist hergekommen, weil ihm eine schöne Frau schöne Augen gemacht hat. Und jetzt das hier. Er tut Calum leid, aber wenn er bleibt, wo er ist, kriegt er außer dem Schlag an den Kopf nichts mehr ab. Gebrauch einfach deinen Verstand, Junge. Ein kurzer Blick zu George. Er lacht nicht mehr. Er betrachtet den Mann auf dem Boden und geht sicher, ihn und Cope in Schach zu halten. Profi. Im Geschäft gibt’s so manchen, den Calum in so einer Situation nicht gern allein lassen würde. Eine hübsche Frau, die nackt und gefügig dasteht. Ein junger Mann, der ziemlich mitgenommen ist und Angst um sein Leben hat. Es gibt viele, die der Versuchung nicht widerstehen würden. Nicht widerstehen könnten. Viele, die es zu weit treiben würden. Aber nicht George. Der kennt seine Aufgabe. Weiß, was er zu tun hat. Keinen Mist bauen. Nichts sagen. Nichts Unnötiges tun. Das hier ist Arbeit. Es gibt reichlich Gelegenheit, sich in seiner Freizeit zu amüsieren, ohne was zu tun, das man später vielleicht bereut. Deshalb kann ihn Calum in dieser Situation allein lassen.
Winter ist offensichtlich nicht im Wohnzimmer. So wie sie ihn ins Haus geführt haben und die Lichter an und aus gingen, lässt sich mühelos erraten, was passiert ist. Sie haben ihn nach oben gebracht. Haben ihn im Schlafzimmer abgeladen und sind wieder runtergekommen. Sie wollten allein sein. Er war aus dem Weg. Allein. Isoliert. Ideal für das, was ansteht. Ohne ein Wort zu sagen, dreht Calum sich um und verlässt das Wohnzimmer. Man darf nichts als selbstverständlich betrachten. Man weiß nie, was hinter der nächsten Tür lauern könnte. Er hofft, dass Winter weggetreten ist. Dass es eine leichte Angelegenheit wird. Aber er geht nicht unbedingt davon aus.
Die Treppe rauf. Die Waffe fest im Griff, aber nicht zu fest, damit sich die Hand nicht verkrampft. Es ist dunkel. Auf jedes Geräusch achten, auf alles, was verdächtig klingt. Vielleicht hat Winter gehört, wie die Tür eingetreten wurde. Wenn er es gehört hat, dann hatte er zwei Minuten, um sich vorzubereiten. Genug Zeit, um sich eine Pistole zu schnappen, falls er eine hat. Um sich irgendeine Waffe zu schnappen und ihm aufzulauern. Wenn er die Tür gehört hat. Wenn. Calum ist oben angelangt. Stopp. Die Augen müssen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Zwei Türen auf der linken, eine auf der rechten Seite. Eine direkt am Ende des Flurs. Nirgends Licht. Mindestens eine Tür dürfte zur Toilette führen. Mindestens zwei der drei anderen gehören zu Schlafzimmern. Er muss rausfinden, wo er ist. Das Licht, das oben an und aus ging, war vorn auf der linken Seite. Müsste also die zweite Tür links sein. Müsste.
Währenddessen bleibt George unten stumm. Allein mit den beiden Zeugen. Nichts sagen. Nichts tun, was einen verraten könnte. An alles denken. Er hält die Waffe hoch, damit Cope sie sieht. Dann lässt er sie ein paar Zentimeter sinken. Unnötig, einen steifen Arm zu bekommen, wenn keine akute Gefahr besteht. Er ist drei Schritte zurückgegangen in Richtung Tür, um den jungen Mann besser im Blick zu haben. Cope dürfte keinen Ärger machen. Sie steht noch mit verschränkten Armen neben dem Sofa. Hat nicht versucht, ihre Blöße zu bedecken. Der Zug ist abgefahren.
Zuerst hat sie einen auf
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