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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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erhobener Waffe an der Tür und blickt über die Schulter. Calum nickt. Zeit zu gehen. George dreht sich um und sieht Cope an, stellt Blickkontakt her. Damit will er ihr vermitteln, dass die Gefahr für sie vorbei ist. Sie denkt, er will sie erschießen. Reißt die Augen auf. Lässt die Hände sinken. George merkt, dass er einen Fehler begangen hat. Egal. Er dreht sich um, folgt Calum zur Haustür raus und zieht sie hinter sich zu. Die Tür prallt vom Rahmen ab, das Schloss ist hinüber.

20
    In diesem Moment hatte Zara gedacht, sie müsste sterben. Als die beiden ins Haus stürmten, war ihr klar, dass sie wegen Winter kamen. Sie wusste weder, wer sie waren, noch worum es eigentlich ging, doch sie wusste, dass sie’s auf Winter abgesehen hatten. Seine großen Pläne waren den falschen Leuten auf die Nerven gegangen. So was kam vor. Geschäftsrisiko. Sie hatte Angst gehabt, aber nicht davor, umgebracht zu werden. Die beiden waren eindeutig Profis. Die hätten sie nicht unnötig erschossen. Als Stewart zur Tür rennen wollte, hatte sie ihn heimlich verflucht. Bescheuert. Unverzeihlich bescheuert. Die hatten mit Sicherheit nicht vor, ihn umzubringen, wenn sie nicht mussten, und dennoch ermutigte er sie dazu. Ihr hatte etwas anderes Angst gemacht. Im Geschäft wimmelt es von Männern, die nicht besser als Tiere sind. Denen sind andere Menschen scheißegal. Das Leben der anderen ist für sie bloß ein Spielzeug, das sie nach Lust und Laune zerstören können. Sie war nackt. Die hatten sie in der Gewalt. Einer ging nach oben. Der andere stand da und beobachtete sie. Sie wusste, dass er ihr mehr Aufmerksamkeit widmete als Stewart, obwohl Stewart versucht hatte zu flüchten. Der Typ hätte sonstwas tun können. Sie konnte sich nicht wehren. Hätte es auch nicht getan. Er hatte eine Waffe. War ein Profi. Man tut, was nötig ist, um am Leben zu bleiben. Doch er unternahm nichts. Ein echter Profi. Nicht so ein Tier wie viele andere. Diese Leute beherrschten ihre Arbeit ausgesprochen gut. Als sie wieder verschwanden, war Zara schon klar gewesen, wie professionell sie waren.
    Kein Wort. Das einzige Geräusch, das Gewimmer vom Nackten hinter dem Stuhl. Sie brauchten nicht mal zu fragen, wo Lewis war. Sie wussten es. Aus irgendeinem Grund wussten sie genau, wo im Haus er sich befand. Vielleicht kannten sie den Grundriss. Vielleicht waren sie schon mal da gewesen. Konnten es Leute sein, die sie kannte? Durchaus möglich. Im Lauf der Jahre hat sie schon eine Menge Leute kennengelernt, die im Geschäft sind. Erkannt hat sie keinen von beiden. Dann der Schuss. Sie hatte darauf gewartet, aber trotzdem war es ein Schock. Zu wissen, dass Lewis tot da oben lag. Er war der Mann, mit dem sie sich höchstwahrscheinlich niedergelassen hätte. Damit hatte sie sich schon abgefunden. Das bedeutete zurück auf null. Dann kam der andere nach unten und nickte seinem Partner zu. Der drehte sich um und musterte sie. Warum sollte er sie anschauen, wenn er nicht noch was zu erledigen hätte? Das war der einzige Augenblick gewesen, in dem sie geglaubt hatte, sterben zu müssen. Dann verschwand er. Geschafft.
    Jetzt sind nur noch sie und Stewart da. Er liegt noch immer auf dem Boden, ist seit dem Schuss verstummt. Zara dreht sich um und setzt sich aufs Sofa. Sie muss sich hinsetzen, bevor sie umkippt. Sie ist plötzlich erschöpft, fühlt sich schwach. Nicht schläfrig, aber schrecklich müde. Am liebsten würde sie weinen. Es kommt ihr so vor, als ob sie weinen sollte. Aber da ist nichts. Gefühle, aber keine Tränen. Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie sich was bewegt. Könnten die beiden zurückgekommen sein? Nein, es ist Stewart. Er rappelt sich auf. Er sieht blass aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Was ist nur aus dem selbstsicheren jungen Mann geworden, der über die Tanzfläche stolzierte und mit ihr von Lewis wegtanzte? So von sich eingenommen. Aus und vorbei.
    Stewart steht auf. Er schüttelt den Kopf. Was soll man unter solchen Umständen sagen oder tun? Er will wissen, ob er in Sicherheit ist. Ob die beiden zurückkommen könnten. Das kann er nicht fragen, es würde gefühllos klingen. Er darf nicht egoistisch sein. Er sieht das Bild des älteren Mannes vor sich, mit dem sie im Club getanzt hat. Er war rübergegangen, um mit Zara zu tanzen, überzeugt davon, dass dieser Mann nicht ihr Lebensgefährte sein konnte. Dann hatte sie ihn zu sich eingeladen. Alles war gut. Besser als gut. Und jetzt so was. Das Schlimmste, das er je

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