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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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erlebt hat. Trotzdem sagt ihm, irgendwo im Hinterkopf, eine leise Stimme was anderes. Was für eine Geschichte! Das musste er unbedingt den anderen erzählen. Wie er ein hübsches Mädchen flachgelegt hat und plötzlich zwei Killer ins Haus stürmten und ihren Lebensgefährten ermordeten.
    »Alles in Ordnung?«, fragt er Zara. Er merkt nicht, dass er das Schweigen bricht. Während dieser Zerreißprobe hat er ständig sein Herz pochen hören. Und von dem Schlag an den Kopf haben ihm die Ohren geklungen. Das fragt man doch in so einem Moment.
    Zara sieht ihn an. Unglaublich hübsch. »Ja«, sagt sie nickend. »Die haben mich nicht angerührt.«
    Wie sie ihn ansieht. Beeindruckend findet sie es nicht gerade, wie er damit umgegangen ist. Stewart ist das Ganze peinlich. Oben liegt ein Toter, und er fragt sich, ob er auf sie jämmerlich wirken könnte. Er weiß, so was macht man nicht, aber so fühlt er sich nun mal. Er geht zum Sofa und setzt sich neben sie. Legt den Arm um ihre nackte Schulter und streichelt sie behutsam.
    »Das wird schon wieder«, sagt er.
    Die Worte bedeuten rein gar nichts. Der muss doch merken, wie dumm das klingt, denkt sie sich. Er sagt doch nur, was er glaubt, sagen zu müssen. Wie will der denn wissen, ob das schon wieder wird. Ist dem doch egal. Im Moment denkt er nur an sich selbst. Sie sieht ihn an. Er streichelt ihre Schulter. Seine Hand beschreibt immer größere Kreise. Sie sieht, dass er sich in etwas reinsteigert.
    »Du solltest dich anziehen«, kühlt sie ihn ab.
    Stewart steht langsam auf. Ist wahrscheinlich kein schlechter Kerl. Hat bloß nichts zu bieten. Nicht mehr. Sie hat das Gefühl, dass sie Schutz braucht. Eigentlich besteht für sie keine direkte Bedrohung, trotzdem will sie in Sicherheit sein. Die ist von ihm nicht zu erwarten.
    Stewart zieht sich schnell an. Plötzlich lassen sich die egoistischen Gedanken nicht länger zurückdrängen.
    »Rufst du nicht lieber die Polizei?«, fragt er. Es könnte einen Prozess geben. Auf jeden Fall eine umfassende polizeiliche Ermittlung. Jemand wurde ermordet. Er könnte als Zeuge vorgeladen werden. Sein Name wäre in den Zeitungen und im Fernsehen. Man würde ihn fragen, was er in dem Haus zu suchen hatte. Das ist jetzt nicht mehr witzig. Man würde
über ihn
, nicht mit ihm lachen. Das Ganze könnte sich sogar auf seine berufliche Zukunft auswirken. Man würde ihn immer mit diesem Mord in Verbindung bringen. Die panische Angst, die ihn bis eben aufgezehrt hat, kehrt zurück. Nicht so stark, aber ausdauernder.
    Zara sieht ihn an und denkt nach. Die Polizei. Irgendwann wird sie hier auftauchen. Vielleicht haben die Nachbarn sie schon verständigt. Denk nach. Du musst klar denken. Was ist jetzt zu tun? Wie lässt sich hier noch irgendwas rausholen? Du hast kein eigenes Geld. Alles, was du hast, gehört Lewis. Er hätte nicht gewollt, dass du mit nichts dastehst. Wie kommt das Geld aus dem Haus? Stewart – er könnte nützlich sein. Wäre er dazu bereit? Sie könnte dafür sorgen. Sie steht auf, wohl wissend, dass sie nackt ist. Sie eilt zu ihm und wirft ihm die Arme um den Hals.
    »Du musst mir helfen«, sagt sie leicht schluchzend. Sie schaut ihm tief in die Augen, streckt sich ihm entgegen und küsst ihn leidenschaftlich. Seine Hände legen sich auf ihren Rücken. Eine gleitet auf ihren Hintern. Gott, das ist wirklich ein Kinderspiel.
    Zara stößt ihn weg. »Wir müssen dich schützen«, sagt sie atemlos vor Leidenschaft und von dem Verlangen beseelt, ihm zu helfen. Was für eine wunderbare Frau, sogar in so einem Moment. »Es gibt keinen Hinweis darauf, dass du hier warst«, sagt sie. »Du könntest abhauen, ohne dass jemand davon erfahren würde. Du musst dich da nicht reinziehen lassen.« Offensichtlich will er genau das hören. Er nickt immer wieder. Findet sie einfach wunderbar. Weil sie zuerst an ihn statt an sich denkt. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er je wieder so einem Mädchen begegnet? »Du kannst hinten raus«, sagt sie. »Über die Mauer in den gegenüberliegenden Garten. Dann wendest du dich nach links, und schon bist du in der nächsten Straße. Da bist du in Sicherheit«, verspricht sie, und wieder küssen sie sich. Sein Herz rast. Das ist hinreißend. Er würde gern bei ihr bleiben, muss aber weg. Er dreht sich zur Hintertür um. »Moment«, sagt sie, »du kannst mir auch helfen.«
    Stewart steht im Flur. Zara ist nach oben gelaufen. Und hat ihn gebeten, dort zu warten. Er hat sich angeschaut, wie sie nackt

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