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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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die Waffen loswerden und es vor Sonnenaufgang nach Hause schaffen, damit ihn niemand sieht. Zu viel zu tun, um noch lange zu plaudern.
    »Du hast deine Sache gut gemacht, danke«, sagt Calum. Seit sie das Haus verlassen haben, ist es das Erste, was er sagt, ohne angespannt zu klingen. Das ehrlich klingt. George nickt und schließt die Tür.
    Calum beobachtet, wie George im Dunkeln allein eine unbekannte Straße langgeht. Seltsamerweise regt sich so was wie Kameradschaft. Nach den meisten Aufträgen will Calum nur nach Hause, um allein zu sein. Danach wird er schnell zum Einzelgänger. Aber nicht diesmal. Diesmal hätte er George am liebsten gesagt, dass er für die Hilfe dankbar war. Plötzlich ist ihm nach Gesellschaft zumute. Nach irgendwem. Muss das Alter sein, denkt er. Kaum geht er auf die dreißig zu, braucht er jemanden, mit dem er seine Zeit verbringen kann. Ging ihm auch schon in seiner Freizeit so. Er verspürte das Verlangen, sich häuslich niederzulassen, hatte aber so ausschließlich für seine Arbeit gelebt, dass er dem Drang widerstand. Er hat seit fast zwei Jahren keine ernsthafte Beziehung gehabt – nur flüchtige Affären mit beliebigen Frauen. Es ist ein seltsames Gefühl, als er um die Ecke biegt und George nicht mehr im Rückspiegel zu sehen ist. Er glaubt immer noch, dass sich seine Arbeit besser allein erledigen lässt, aber er braucht mehr Menschen in seinem Leben.
    Es bleibt noch viel zu tun. Vorsichtsmaßnahmen. Früher war alles so viel einfacher. Die Alten würden das wohl unterschreiben. Die Arbeit ist komplizierter als je zuvor. Früher konnte man alles in Mülltonnen am Straßenrand werfen. Jetzt nicht mehr. Man könnte von der Videoüberwachung erfasst werden. Mülltonnen werden nicht mehr bloß in einen Lastwagen geleert und der Müll dann auf eine Deponie gekippt. Der Inhalt der meisten Tonnen am Straßenrand wird inzwischen wiederverwertet. Da muss man vorsichtig sein. Er beschließt, die Sturmhaube erst mal zu behalten. Ist nicht in der Stimmung, um diese Uhrzeit irgendeinen Ort zu suchen, an dem er sie gefahrlos wegschmeißen kann. Sein Müll wird am Montag abgeholt. Riskant, sie so lange aufzubewahren. Die ganze Kleidung, die er trägt, so lange aufzubewahren. Er wird alles wegschmeißen. Vielleicht schon eher was suchen. Die Lage sondieren.
    Der Wagen und die Waffen haben erst mal Vorrang. Zuerst die Waffen. Der Verkäufer weiß, dass er wiederkommt. Er weiß nicht, wann, doch er weiß, dass er kommt. Es gibt einen ganz klaren Ablauf. Angeblich sicher. Calum hält nicht viel davon, aber der Mann will’s nun mal so. Da hält er sich schon seit Jahrzehnten dran, und es ist immer gutgegangen. Wenn man die Waffen nicht mehr braucht und es eine ungünstige Uhrzeit ist, um zu klopfen, geht man hinten in den Garten. Dort zieht man am Schuppen ein Brett weg und schiebt die Waffen durch einen Spalt in der Wand. Dann lässt man das Brett wieder an seinen Platz gleiten und geht. Er sieht jeden Tag im Schuppen nach. Holt die Waffen, deponiert sie wahrscheinlich wieder auf dem Dachboden. Ein, zwei Tage später besucht man ihn dann tagsüber, und er bezahlt einem die abgelieferten Waffen. Er zahlt nicht so viel, wie man selbst bezahlt hat, aber man kriegt einen Teil seines Geldes zurück. Dieses System gefällt Calum nicht. Was, wenn ihm jemand folgt und im Schuppen nachsieht? Was, wenn jemand das Haus des Runners beobachtet, während Calum dort auftaucht?
    Was soll’s. Die Waffen loswerden hat Vorrang. Sie zum Schuppen zu bringen. Besser, sie werden dort entdeckt als in seiner eigenen Wohnung. Er fährt zu dem Haus. Er hat genug Zeit. Wie schön, dass Glasgow so eine kleine Stadt ist – man muss nie besonders weit fahren. Er hält ein Stück vom Haus des Runners entfernt. Seine eigene Waffe hat er in der Tasche. Die von George lag während der Fahrt im Handschuhfach. Calum holt sie raus und steckt sie sich in die andere Tasche. Er spürt das erstaunliche Gewicht der beiden. Waffen benutzt er nur bei der Arbeit, ansonsten kann er sie nicht ausstehen. Hat sie weder gern in der Hand noch im Haus. Kann sich nicht an die Dinger gewöhnen. Egal. Er steigt aus dem Wagen.
    Er überquert die Straße. Öffnet das Seitentor. Achtet darauf, dass es nicht quietscht. Der Runner ist bestimmt professionell genug, das Tor zu ölen, das seine Kunden benutzen müssen. Jemand mit seiner Erfahrung würde wohl kaum so einen Anfängerfehler begehen. Stille. Nach hinten zum Schuppen. Im Haus des Runners kein

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