Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
übergewichtig. Nicht besonders gutaussehend. Wenn das, was er über Winter weiß, stimmt, dann ist er keine große Nummer. Dann verdient er nicht viel. Erstaunlich, dass er ein so passables Haus hat. Dass er eine Freundin hat, die augenscheinlich was Besseres hätte abbekommen können. Er muss mehr über die Beziehung der beiden rausfinden. Wie lange sie zusammen waren, was für ein Leben sie geführt haben. Er schaut sich im Zimmer um. Kein Anzeichen für einen Kampf. Selbst wenn man besoffen ist, kämpft man um sein Leben. Er war schon bewusstlos. Der Killer musste ihm nur noch die Waffe an den Kopf halten und abdrücken.
»Die Kugel steckt da noch drin«, sagt jemand von der Spurensicherung und unterbricht seinen Gedankengang.
Das Zimmer in Augenschein nehmen. Zwei Weingläser auf der Kommode, eine leere Weinflasche. Davon hat sie nichts gesagt. Der Sache muss er nachgehen. Er sieht, dass die Truppe von der Spurensicherung ihn aus dem Weg haben will. Die müssen ihre wissenschaftlichen Kunststückchen fortsetzen, und er versperrt ihnen den Weg zur Leiche. Fisher stellt sich wieder in die Schlafzimmertür. Der Killer ermordet ihn also. Und dann? Wenn man ein Zimmer verlässt, schaltet man doch das Licht aus. Hat er das getan? Auch das muss er rausfinden. Muss rausfinden, welcher Polizist als Erster am Tatort war, um von ihm verlässliche Einzelheiten zu erfahren. Man darf sich nicht auf den Bericht verlassen. Muss es von ihm selbst hören. Kaum jemand schreibt so ausführlich, wie er spricht. In einem Bericht steht nichts von der Atmosphäre des Ganzen.
Wieder die Treppe runter. Sein Kollege steht ein, zwei Schritte im Wohnzimmer. Die Wohnzimmertür ist direkt gegenüber der Treppe. Sein Partner hört ihn die Treppe runterkommen, kein Grund zu sprechen. Sie verschwinden. Wieder zur Haustür raus, zurück zu ihrem Wagen. Hatten sie einen Fahrer? Vielleicht suchen sie nicht nach zwei, sondern nach drei Männern. Vielleicht glaubten sie, keinen zu brauchen. Ganz bestimmt nicht. Ein Mord wie aus dem Lehrbuch. Ein Kinderspiel. Wenn möglich, verzichtet man auf einen dritten Mann. Profis achten darauf, dass sie nicht mehr Leute dabeihaben, als nötig sind. Wahrscheinlich kein Fahrer. Kann man aber nicht ausschließen. Er muss mit dem Taxifahrer und dem Mann reden, mit dem sie sich das Taxi geteilt haben.
Fisher stellt sich in die Haustür. Atmet die kalte Nachtluft ein. Hat vielleicht einer der Nachbarn den Schuss gehört? Inzwischen sind alle wach. Überall brennt Licht. Neugierige Mistkerle, die hinter den Vorhängen hervorgucken. Haben die Sirenen und die Stimmen gehört. Einer von ihnen könnte was Interessantes über ihren verstorbenen Nachbarn und seine Freundin zu sagen haben. Könnte einen fremden Wagen in der Straße gesehen haben. Das hier ist eine Gegend, in der den Leuten so was auffällt. In der die Leute nichts Besseres zu tun haben. Wenn einer von denen den Schuss gehört hat und zum Fenster gelaufen ist, könnte er gesehen haben, wie die Killer abgehauen sind. In was für einen Wagen sie gestiegen sind.
Schwierig, einen Profi zu schnappen. Da ist man auf viel Unsicheres angewiesen. Er muss Cope ein paar Stunden Zeit lassen und sie dann noch mal vernehmen. Rausfinden, in welchem Club sie waren. Sich das Material der Videoüberwachung besorgen. Vielleicht ist ihnen jemand vom Club nach Hause gefolgt. Nur eine geringe Chance, aber der Mühe wert. Es wird ihnen helfen, den Taxifahrer zu identifizieren, der sie nach Hause gebracht hat. Das sollte hilfreich sein. Sie dürfte nicht wissen, wer es war. Und den Taxiunternehmen ist nicht zu trauen. Zu viele davon sind in kriminelle Geschäfte verwickelt. Er muss rausfinden, wer der Fahrer war. Ob er was gewusst und weitergegeben hat. Dann muss er den Kerl vernehmen, der im Taxi dabei war. Hat er Verbindungen zur Unterwelt? Sollte er dafür sorgen, dass Winter wohlbehalten nach Hause kommt? Ihn besoffen nach Hause bringen. Damit der Mord ein Kinderspiel wird. Möglich.
Viel mehr kann er dem Tatort nicht entnehmen. Als Erstes muss er rausfinden, welche Polizisten zuerst vor Ort waren. Wenn sie noch im Dienst sind, wird er sie zu sich zitieren. Wenn nicht, muss er bis morgen warten. Nicht so dringend, dass er sie aus dem Bett holen kann, falls sie schon zu Hause sind. Sie dürften einen Bericht angefertigt haben. Das reicht erst mal. Aber nur vorläufig.
Fisher fährt zum Revier zurück. Man weiß nie, wie sich die Ermittlungen entwickeln, aber das Ganze kommt
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