Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
aus, als hätte er was zu verbergen. Schütteres Haar, fetter Arsch, höchstens Mitte dreißig. Viele Leute in seinem Gewerbe haben Verbindungen, die sie nicht haben sollten. Viele andere fürchten die Polizei, weil sie nicht wollen, dass ihr Club den entsprechenden Ruf bekommt. Vielleicht täuscht er sich auch.
»Wie heißen Sie?«, fragt Fisher.
»Adam Jones.«
Da klingelt nichts. Na schön. Vorläufig ist er aus dem Schneider.
In ein Büro. Klein und zugemüllt. Weiß getünchte Wände, hoch oben ein kleines Fenster. Als wär’s früher mal eine Toilette gewesen. Lässt nicht gerade auf einen erstklassigen Betrieb schließen. In Clubs war er schon öfter im Büro des Geschäftsführers. Aber an so eins kann er sich nicht erinnern.
»Letzte Nacht wurde ein Mann namens Lewis Winter in seinem Haus erschossen. Bevor er nach Hause fuhr, war er hier im Club«, sagt Fisher.
»Okay«, sagt der Mann und nickt unnötigerweise. Offenbar will er ihm unbedingt zeigen, wie locker und entspannt er ist. Ohne besonderen Erfolg.
»Ich würde mir gern mal Ihre Videoaufzeichnungen ansehen. Der Killer könnte auch da gewesen sein. Wir brauchen Kopien von allem, was Sie von letzter Nacht haben. Von allem.«
Der Geschäftsführer führt ihn durch den Flur zu einem anderen Zimmer, dem Überwachungsraum. Auf einem wackligen Tisch zwei winzige Monitore und davor ein Stuhl. Das ist alles.
»Das Videomaterial von letzter Nacht müsste hier sein«, sagt der Geschäftsführer und nimmt Bänder vom Tisch. »Wie Sie sehen, heben wir alles auf. Die Kameras gehen an, wenn wir öffnen, und aus, wenn wir schließen. Teurer Spaß. Richtig teuer.« Er legt ein Band ein und schaltet einen Monitor an. »Wann war Ihr Mann denn da?«
»Keine Ahnung«, sagt Fisher und ignoriert das Seufzen, das darauf folgt. Er weiß ungefähr, wann sie gekommen und gegangen sind, aber darum geht’s nicht. Es geht ihm nicht um die beiden, sondern um die Leute in ihrer Nähe. Um den Mann, der sich das Taxi mit ihnen geteilt hat.
Fisher verbringt über eine Stunde in dem Kabuff. Er spult das Video lange vor. Entdeckt die beiden bei ihrem Eintreffen. Er sieht sich das Videomaterial der Nacht an und kriegt einen ganz neuen Eindruck von der Beziehung zwischen Winter und Cope. Sie kommen mit ein paar anderen. Tanzen eine Weile zusammen, doch Winter wirkt total fehl am Platz. Kaum ältere Leute zu sehen. Sie beginnt vor Winters Augen mit einem jüngeren Mann zu tanzen. Behandelt ihn wie Scheiße auf zwei Beinen. Schmiegt sich an den jungen Mann.
In der verbleibenden Zeit sieht sich Fisher an, wie Zara Cope eng mit einem jungen Mann tanzt und die beiden für alle Welt wie ein Paar aussehen. Winter sitzt allein da. Eine einsame Gestalt. Die eine Flasche Bier nach der anderen kippt. Fisher schießen jede Menge Fragen durch den Kopf. Aber die können warten. Vorrangig ist, im Club jemanden zu entdecken, der Interesse für Winter zeigt. Ihm fällt niemand auf. Eine offenbar verzweifelte Frau setzt sich neben ihn. Die Bilder sind schlecht, verwackelt und von zu weit weg aufgenommen. Sieht aus, als würden sie sich unterhalten. Schließlich steht die Frau auf und geht weg. Es dauert ein paar Minuten, bis Fisher merkt, dass Winter am Tisch eingeschlafen ist.
Fast eine Stunde später – laut Überwachungskamera kurz nach halb eins. Der Club sollte eigentlich um Mitternacht schließen. Cope und der junge Mann, mit dem sie so glücklich war, gehen zu Winter. Sie redet mit ihm. Setzt sich neben ihn. Hilft ihm auf. Kann ihn kaum halten. Der junge Mann greift ein. Sieht aus, als würden zwei junge Geschwister ihren peinlichen Vater zum Ausgang schleppen. Sie gehen durch den Gang nach draußen. Fisher notiert sich die Uhrzeit. Viertel vor eins. Er wirft das Band aus und sucht das für die Überwachung des Eingangs. Der Geschäftsführer ist längst verschwunden und hat den Detective sich selbst überlassen. Hat gesagt, er hätte noch viel zu erledigen. Wollte vermutlich den Besitzer anrufen. Fisher muss überprüfen, wer der Besitzer ist.
Das Band vom Eingang einlegen. Vorspulen. Er hat es aufgegeben, nach den Killern zu suchen. Unwahrscheinlich, dass sie da waren. Dürften am Haus gewartet haben. Dadurch werden der Taxifahrer und der junge Mann wichtiger. Das erste Problem. Dieser verdammte Club. Bescheuerte Idioten. Wer für die Überwachung zuständig ist, sollte erschossen werden. Die Kamera hat einen zu kleinen Bereich im Blick. Man sieht den Eingang und den größten Teil
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