Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter
Gefängnis bringen. Das ist der Schlüssel zum Ganzen. Dann finden sie auch den Killer.
Als sie das Gebäude betreten, hat Fisher einen deprimierenden Gedanken. All das hilft ihnen bei der Suche nach Lewis Winters Mörder kein bisschen weiter. Wie oft kommt so was vor? Dass man mit einer Ermittlung beginnt und von was anderem abgelenkt wird. Passiert beim organisierten Verbrechen ziemlich oft. Alle Beteiligten sind voll krimineller Energie, man findet alles Mögliche, das einen auf Trab hält. Fisher geht mit den beiden Polizisten rauf zur Wohnungstür. Er kennt sich ja aus. Schon beim letzten Mal hätte er einen Durchsuchungsbefehl mitbringen sollen. Das hätte ihm einigen Ärger erspart. Und Zeit. Aber das konnte er da noch nicht wissen.
Klopfen. Es würde ihm das Leben wesentlich leichter machen, wenn Cope den Stoff noch hätte. Am besten wäre, sie wüsste auch noch alles über den Mord. Das ist seine Hoffnung. Dass er genug Druck machen kann, um sie zum Reden zu bringen. Dass sie sagt, sie weiß, wer’s war. Dass sie weiß, warum. Ihm alle Informationen gibt, die er braucht. So was kann vorkommen. Aber wahrscheinlich nicht hier. Niemand macht auf. Es ist schon spät. Noch mal klopfen. Lauter. Bis sie aufmacht. Er hämmert an die Tür. Langsam liegen seine Nerven blank. Eine Ermittlung, die ihm aus den Händen gleitet. Nur ein Trostpreis. Man wird sagen: Gut gemacht, Sie haben zwei Gesetzesbrecher geschnappt. Es besteht immer noch eine gute Chance, dass er den Killer erwischt. Nee. Das wird immer unwahrscheinlicher. Es sei denn, es passiert noch was Unvorhergesehenes. Es sei denn, jemand redet.
Die Tür geht auf. Ein nervöses Gesicht guckt raus. Eine junge Frau, deren Augen sich noch an das Licht im Flur zu gewöhnen versuchen. Eindeutig gerade erst aufgestanden. Trägerhemdchen und Shorts, kein Make-up. Wirklich verängstigt. Sie weiß nicht, wer bei ihr klopfen könnte.
»Zara Cope, wir haben einen Durchsuchungsbefehl für Ihre Wohnung. Außerdem haben wir einen Haftbefehl wegen des Verdachts auf Drogenbesitz in der Absicht, mit Drogen zu handeln, und wegen Unterschlagung von Beweismaterial bei einer polizeilichen Ermittlung. Sie haben bestimmt nichts dagegen, dass wir reinkommen.« Er bemüht sich, einen sachlichen Ton anzuschlagen, doch es klingt eher sarkastisch und etwas bissig. Was soll’s? Sie hat’s nicht besser verdient.
Zara hält die Tür weit auf und tritt zur Seite. Sie muss nachdenken. Die wollen sie wegen der Drogen und wegen Unterschlagung von Beweismaterial anklagen. Als das Wort »Drogen« fiel, musste sie unweigerlich an Nate denken. Hat er sie verpfiffen? Nein, nicht Nate. Er steckt zu tief im Geschäft. Aber wie verbittert ist er ihretwegen? Rache – ein Gericht, das man am besten kalt serviert, und so weiter. Dann sagte Fisher »Unterschlagung von Beweismaterial«. Und da fiel der Groschen. Nate wusste nicht, dass sie Beweismaterial unterschlagen hatte. Das Beweismaterial sind nicht die Drogen, sondern der zweite Zeuge. Stewart. Er hat geredet. Entweder haben sie ihn erwischt, oder er ist zu ihnen gegangen. Wahrscheinlich Letzteres. Frustriert, weil sie nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Jämmerlich. Irgendwann kriegt der sein Fett auch noch ab.
Fisher drängt sich an ihr vorbei, marschiert in die Wohnung und schaltet das Licht an. Machen Sie es sich doch gemütlich, wenn Sie schon mal da sind. Er steht in der schlichten Wohnung und lässt einen einschüchternden Blick darüberschweifen.
»Warum ersparen Sie uns nicht den ganzen Ärger und sagen uns, wo der Schuhkarton ist?«, fragt er.
»Schuhkarton?« Stewart, hol dich der Teufel! Ich hätte wissen müssen, dass auf dich jämmerliches kleines Arschloch kein Verlass ist. Ich hätte mir was anderes überlegen müssen. Hätte ich gewusst, dass Greig der erste Cop am Tatort ist … Hätte ich das doch bloß gewusst.
»Ja, Schuhkarton. Wir wissen, dass Sie Drogen und Geld in einem Schuhkarton hatten, und wir wissen auch, dass Sie beides hierher mitgenommen haben. Wenn Sie uns einfach sagen, wo alles ist, können wir uns jede Menge Ärger ersparen.«
Jede Menge Ärger ersparen. Klingt verlockend. Aber was dann? Du sagst ihnen, dass du den Karton nicht mehr hast, und dann fragen sie dich, wem du ihn gegeben hast. Du kannst nicht so tun, als wüsstest du’s nicht. Sie müsste ihnen erzählen, dass sie den Stoff Nate gegeben hat. Dann würden sie ihn verhaften. Ach, sie würden über ihn herfallen. Würden eine Ewigkeit nach
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