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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Mistral ist da. Wir müssen uns irgendwo verkriechen, sonst erfrieren wir.«

H ier spricht Martenot. Können wir reden?«
»Kein Problem. Ich bin gerade auf dem Weg nach Marseille.«
    Anaïs saß am Steuer ihres Golf und klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter. Es war fast 20.00 Uhr. Sie fuhr in Richtung Toulouse. Bleifuß. 220 Stundenkilometer. Sie scherte sich nicht um Radarkontrollen. Sie scherte sich auch nicht um die Autobahnpolizei. Und ebenso wenig scherte sie sich um Le Gall, Deversat und den ganzen Scheißverein.
    »Mir liegt jetzt endlich der Autopsiebericht vor.«
    Patrick Bonfils und Sylvie Robin waren am 16. Februar um zehn Uhr morgens erschossen worden. Heute war der 18., und es war acht Uhr abends.
    »Na, das ging aber fix«, gab sie trocken zurück.
    »Leider ist uns etwas dazwischengekommen.«
    »Ach, wirklich?«
    Martenot schwieg, und Anaïs wurde klar, dass sie mit dem Spielchen aufhören musste. Niemand hatte den Beamten gezwungen, sie anzurufen. Vor allem nicht jetzt, nachdem Mauricet den Fall offiziell übernommen hatte.
    »Und wie lauten die Erkenntnisse?«, erkundigte sie sich deutlich ruhiger.
    »Eigentlich hat der Gerichtsmediziner nur das bestätigt, was wir ohnehin schon wussten. Die tödlichen Kugeln hatten das Kaliber 12.7, und bei der Waffe handelte es sich um ein Hécate II.«
    »Ist es möglich, das Gewehr zurückzuverfolgen?«
    Wieder entstand eine Pause. Martenot wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Nein. Nur wenn wir die Waffe in die Hand bekommen, können wir feststellen, ob aus ihr geschossen wurde. In Frankreich sind alle Gewehre der Marke Hécate registriert. Aber im Zusammenhang mit diesen Morden könnte die Waffe von wer weiß wo herkommen.«
    »Was ist mit den Verletzungen?«
    »Auch da hatten wir es mit einem Profi zu tun. Sowohl Patrick Bonfils als auch Sylvie Robin wurden je drei Mal getroffen. Eine Kugel in den Kopf, zwei in die Brust. Ich habe mich umgehört, aber selbst in unserer Armee gibt es im Augenblick kaum Schützen, die auf diese Distanz zu solchen Schüssen fähig sind.«
    »Jedenfalls verringert das die Anzahl der Verdächtigen.«
    Wieder zögerte Martenot. Nie würde die Armee ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit waschen, was wohl einer der Gründe dafür war, dass der Autopsiebericht so spät kam. Wahrscheinlich hatte ein ganzes Bataillon Offiziere, Experten und Strategen den Bericht einer eingehenden Prüfung unterzogen und anschließend eine eigene Kommission gebildet, um eine neuerliche Obduktion durchzuführen und sich um Einschusswinkel und eine weitere Analyse der Patronenhülsen zu kümmern.
    Anaïs wandte die Augen nicht von der Fahrbahn. Die weiße unterbrochene Fahrbahnmarkierung huschte im Licht ihrer Scheinwerfer vorbei. Sie hatte das Gefühl, der Nacht die Straße zu entreißen.
    »Gibt es sonst noch irgendwelche Ergebnisse?«
    »Allerdings.«
    Anaïs hatte die Frage eigentlich nur der Form halber gestellt und keine positive Antwort erwartet. Martenot schwieg lange.
    »Was gibt es denn?«
    »An der Leiche von Patrick Bonfils haben wir eine merkwürdige Gesichtsverletzung gefunden. Sie wurde ihm nach seinem Tod beigebracht.«
    Anaïs dachte nach. Der Sniper hatte Bonfils und dessen Frau getötet, Mathias Freire aber verfehlt. Zusammen mit seinem Komplizen hatte er die Verfolgung aufgenommen. Inzwischen kamen aber bereits die Fischer angerannt, die das Drama aus der Ferne miterlebt hatten. Die Mörder hatten also keine Zeit gehabt, zum Strand zurückzukehren und dem Toten die Verletzung zuzufügen.
    »Als wir uns in Guéthary getroffen haben, war von dieser Verletzung nicht die Rede.«
    »Da wusste ich auch noch nichts davon.«
    »Haben Sie die Toten nicht im Leichenschauhaus gesehen?«
    »Aber sicher doch.«
    »Und da ist Ihnen die Verletzung im Gesicht nicht aufgefallen?«
    »Nein, denn sie war noch nicht da.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Veränderung wurde erst danach vorgenommen. Irgendwann am Abend des 16. Februar. Als wir uns getroffen haben, wusste ich noch nichts davon.«
    Anaïs konzentrierte sich auf die Straße. Sie hatte eine Ahnung, hielt sie aber für völlig verrückt.
    »Mit anderen Worten, jemand ist abends in die Gerichtsmedizin eingebrochen und hat sich an dem Toten zu schaffen gemacht.«
    »Genau.«
    »Wo befindet sich das Institut?«
    »In Rangueil, in der Nähe von Toulouse.«
    »Und welcher Art ist diese Verletzung?«
    »Jemand hat die Nase des Toten der Länge nach aufgeschnitten und dann sowohl

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