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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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vielleicht steckte aber auch bewusst die Absicht dahinter, seine Gefühle zu verbergen. Decker stellte sich vor.
    »Lieutenant Decker.« Tarpin sprach mit gedämpfter Stimme. »Gut, dass Sie so schnell kommen konnten. Ich wusste, dass Sie früher schon mal mit Ernesto zu tun hatten, der Junge hat es mir erzählt.« Pause. »Er mochte Sie. Ich dachte, das sollten Sie wissen.«
    »Ich danke Ihnen.« Decker betrachtete die in Khaki gekleideten Sheriffs. Sie standen in der Rangfolge weit unter ihm, konnten es aber nicht leiden, wenn man sie überging.
    Der kleinere der beiden war ein Sergeant. »Ich kannte den Minderjährigen, der ermordet wurde. Deshalb bin ich überhaupt hier.« Deckers Blick fiel auf die beiden Kuppelzelte, wasserdicht und neonorange. »Ist das der Tatort?«
    »Ja, Sir«, erwiderte der Sergeant.
    Tarpin sagte: »Da drin sieht es einfach grausig aus. Ich hab schon eine Menge Leichen gesehen, in Serbien und Ruanda, aber... das ist schon eine Weile her. Außerdem kannte ich die beiden... hat mich einfach umgehauen.«
    Das waren seine Worte. Aber sein Gesicht zeigte noch immer keine Regung.
    »Sie haben sie als Ernesto Golding und Mervin Baldwin identifiziert?«, fragte Decker. »Ja, Sir, sie sind es.« Tarpin blickte zur Seite und rümpfte für den Bruchteil einer Sekunde die Nase, als nähme er einen fauligen Geruch wahr.
    »Wann haben Sie die beiden entdeckt?«
    »Als ich aufgestanden bin... so gegen fünf heute Morgen.«
    »Und Sie sind direkt zu den Zelten gegangen?«
    »In dem Zelt hier vorn bewahren wir die Vorräte auf. Das Zelt dahinter gehörte den Baldwins. Ich wollte schon mal das Frühstück machen, aber... es roch so komisch.
    Wenn man schon mal irgendwo im Krieg war und diesen Gestank gerochen hat, dann vergisst man ihn nicht so schnell wieder.«
    Decker holte seinen Notizblock hervor. »Was haben Sie daraufhin getan?«
    »Ich hab die Klappe zu Dr. Baldwins Zelt angehoben.« Er wandte den Blick ab. »Gott sei ihnen gnädig... nur er kann ihnen jetzt noch helfen.«
    »Und Ihnen war sofort klar, dass beide tot waren.«
    »Ja, Sir. Daran gab es keinen Zweifel.«
    »Haben Sie ihren Puls kontrolliert?«
    »Natürlich... aber da war nichts.«
    »Waren ihre Körper noch warm?«
    Er machte eine Pause. »Das weiß ich nicht mehr.«
    Decker dachte einen Moment nach. »Ernest Golding war also im Zelt von Dr.
    Baldwin?«
    »Ja, Sir.«
    »Und warum?«
    Wieder setzte Tarpin seine undurchdringliche Miene auf. »Zur Therapie. Dr. Baldwin hält seine Therapiesitzungen mit den Jungs immer in diesem Zelt ab.«
    »Um fünf Uhr morgens?«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Sie haben gesagt, Sie hätten die beiden um fünf Uhr morgens gefunden. Da waren sie schon tot. Hält Dr. Baldwin seine Sitzungen auch schon in den frühen Morgenstunden ab?«
    »Dr. Baldwin arbeitet rund um die Uhr, Lieutenant. Das ist ja gerade das Besondere an ihm. Ich hoffe, Sie wollen damit nicht irgendetwas andeuten.«
    »Nein, ich stelle einfach nur Fragen.«
    »Vielleicht sollten Sie sich dann lieber mal fragen, was mit Frau Doktor Baldwin passiert ist - Dee Baldwin. Ich kann sie nirgendwo erreichen. Weder per Telefon noch über ihren Piepser. Ich mache mir langsam Sorgen.«
    »Können Sie mir die Nummern geben? Ich werde ein paar Beamte zu ihr nach Hause schicken.«
    »Klar.« Tarpin kramte in seinen Taschen. »Haben Sie einen Stift?«
    Decker reichte ihm Kugelschreiber und Notizbuch.
    »Ich hoffe bloß, das Ganze ist nicht so eine Art Racheakt. Die Baldwins haben schließlich auch mit anderen Jugendlichen gearbeitet, die alle möglichen Macken hatten.«
    Tarpin kritzelte ein paar Nummern aufs Papier. »Das hier ist ihr Piepser, das die Nummer ihres Handys, die ist von ihrem Büro und das der Anschluss zu Hause.« Decker nahm Notizbuch und Stift wieder an sich und tippte dann eine Nummer in sein Handy - aber hier in der Wildnis blieb die Leitung tot. »Ich muss es mit dem Funkgerät im Jeep versuchen. Das Ding hier hat keine so große Reichweite.«
    Zwei Tote, eine Vermisste.
    »Sind die übrigen Jungs hier im Zeltlager vollzählig, Corporal Tarpin?«
    »Ja.« Tarpin wandte den Kopf ab und spuckte auf den Boden. »Wollen Sie die auch verhören?«
    »Würde ich gern, ja.«
    »Von denen war es keiner. Die könnten solch eine Sache doch gar nicht durchziehen, ohne es überall rumzuerzählen. Außerdem hab ich überhaupt nichts gehört. Diese Jungs sind doch reine Amateure. Richtige Jugendstraftäter nehmen die Baldwins nicht mit ins Camp.

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