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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Fantaskey
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drin? Kann ich behilflich sein?«
    Mom und ich
drehten uns um. Lucius lehnte in der Küchentür. Wie lange hatte er schon
dort gestanden? Wie viel hatte er gehört? »Wie häufig sich Abscheu in Verlangen
verwandelt«?
    Wenn es Mom
peinlich war, dass Lucius sie erwischt hatte, wie sie hinter seinem Rücken über
ihn sprach, merkte man es ihr jedenfalls nicht an. »Jess hat keine Probleme,
Lucius. Aber danke, dass du danach fragst. Was führt dich hierher?«
    »Ein
Verlangen nach dieser köstlichen ›Tofu-Eiscreme‹ mit
Johannisbrotgeschmack, die Sie im Tiefkühlfach haben«, antwortete Lucius. Er
ging zum Kühlschrank und öffnete die oberste Tür. »Hat jemand Lust, sich mir
anzuschließen?«
    »Eigentlich
war ich gerade auf dem Weg in die Scheune, um nach ein paar Kätzchen zu sehen,
die dein Vater gefunden hat«, sagte Mom zu mir. »Ich nehme an, wir haben noch
Platz für einen weiteren Wurf, aber ich habe das Gefühl, dass ich pro forma
Widerstand leisten sollte. Wenn ich ihn allzu sehr ermutige, werden wir uns
bald vor lauter Katzen nicht mehr retten können.« Auf dem Weg hinaus tätschelte
sie unserem Austauschschüler die Schulter. »Gute Nacht, Lucius.«
    »Ich
wünsche Ihnen noch einen angenehmen Abend, Dr. Packwood.« Lucius stellte die
Pseudo-Eiscreme auf die Theke, nahm zwei Schüsseln aus dem Schrank und hielt
sie mir hin. »Jessica? Kann ich dich in Versuchung führen?«
    »Danke,
aber ich hab's gerade nicht so mit Desserts.«
    »Warum?«
Lucius wirkte aufrichtig überrascht. »Ich weiß, Johannisbrot ist nicht die
verlockendste Geschmacksrichtung, aber Desserts sind eine der größten Freuden
des Lebens, findest du nicht? Ich verzichte selten darauf – abgesehen von dem
Abend, an dem dein Vater diesen eierlosen, sahnelosen Kürbiskuchen ausprobiert
hat. Er schien kaum die Mühe wert, die Gabel an den Mund zu heben.«
    Ich zog den
Stöpsel aus der Spüle und ließ das inzwischen kalt gewordene Spülwasser
abfließen. »Tja, du bist ja auch nicht fett, also darfst du Desserts essen.«
    Als ich
aufblickte, sah Lucius mich mit gerunzelter Stirn an. Er musterte mich von Kopf
bis Fuß.
    »Was?« Ich
blickte hastig an meinem Tanktop und den Shorts hinab. »Stimmt was nicht?«
    »Du denkst
doch hoffentlich nicht, du hättest Übergewicht, Jessica?«, fragte er
ungläubig. »Du glaubst doch nicht etwa den Worten dieses Schwachkopfs, der
dich in der Cafeteria beleidigt hat ... Ich hab doch gewusst, dass ich ihn zum
Schweigen hätte bringen sollen ...«
    »Das hat
nichts mit Dormand zu tun – der im Übrigen mein Problem ist, nicht deins«,
entgegnete ich. »Ich muss nur ein oder zwei Pfund abnehmen, das ist alles. Also
krieg dich wieder ein.«
    Lucius zog
den Deckel von der Verpackung und schüttelte den Kopf. »Amerikanerinnen. Warum
wollt ihr alle fast unsichtbar sein? Warum keine körperliche Präsenz in
der Welt haben? Frauen sollten Kurven haben, keine Ecken. Keine Kanten.«
Mit dem gespielten Schaudern, das er normalerweise für Dads Küche reserviert
hatte, fügte er hinzu: »Amerikanerinnen sind zu kantig. Nur vorspringende
Hüftknochen und Schulterblätter.«
    »Es ist in,
dünn zu sein«, erwiderte ich. »Es sieht gut aus.«
    »Man sollte
Mode niemals mit Schönheit verwechseln«, korrigierte Lucius mich. »Glaub mir,
Männer scheren sich nicht darum, was Modezeitschriften sagen. Sie finden nicht,
dass klapperdürre Frauen ›gut‹ aussehen. Die große Mehrheit der Männer
bevorzugt Kurven.« Er bohrte einen Löffel in den gefrorenen Tofu und kam
langsam auf mich zu, wobei er mir den Löffel direkt vors Gesicht hielt. »Iss.
Sei froh, dass du Kurven hast. Präsenz.«
    Ich
lächelte schwach, schob seine Hand aber trotzdem weg. Ich war fest
entschlossen, fünf Pfund abzunehmen. »Nein, danke.«
    Lucius
stieß einen verärgerten Seufzer aus und rammte den Löffel wieder ins Eis.
»Antanasia, du solltest dich so annehmen, wie du bist. Eine Frau, die die Macht
besitzt, die du genießen wirst, hat es nicht nötig, sich der Mode zu
unterwerfen – und sie sollte sich erst recht keine Gedanken über schwachsinnige
Beleidigungen von irgendwelchen Dorftrotteln machen.«
    »Fang nicht
wieder mit diesem Adelsmist an«, unterbrach ich ihn und klatschte den
Spüllappen in die Spüle. Das warme Gefühl, das ich einen kurzen Moment lang für
Lucius empfunden hatte, war verschwunden. Plötzlich war ich einfach nur noch
wütend. »Und nenn mich nicht so!«
    »Oh,
Jessica. Ich wollte dich nicht aufregen«, sagte er

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