Der Vampir, den ich liebte
wurden
repatriiert.«
Die
grimmige Zufriedenheit auf Lucius' Gesicht sagte mir, dass das Exil der Puppen
dauerhaft war.
»Mom und
Dad werden dich umbringen, wenn sie das hier sehen.«
»Quatsch.«
Er lachte. »Außerdem sind das alles nur kleine kosmetische Veränderungen.
Leicht rückgängig zu machen. Auch wenn ich mich frage, warum irgendjemand
Karomuster dem hier vorziehen sollte ...« Er machte eine ausholende Bewegung.
»Wie ist es mit dir, Jessica? Gefällt dir die Veränderung?«
»Es ist ...
interessant«, antwortete ich ausweichend. »Aber wann hattest du die Zeit dazu?
Ohne dass jemand es gesehen hat?«
»Man könnte
sagen, ich bin ein Nachtmensch.«
Als mein
Erstaunen nachließ, kam der Ärger auf Lucius zurück. »Apropos nächtliche
Aktivitäten, mir hat das Buch nicht gefallen«, erklärte ich ihm. »Ebenso wenig
wie die Art, wie du es abgeliefert hast.«
Lucius
zuckte die Schultern. »Vielleicht wirst du es mit der Zeit nützlich finden.«
»Klar. Ich
werde es in mein Bücherregal stellen, direkt neben Wie werde ich
idiotensicher zu einem Fabelwesen.«
Lucius
lachte tatsächlich. »Sehr komisch. Ich wusste gar nicht, dass du auch Witze
machst.«
»Ich kann
sehr komisch sein, falls dir das noch nicht aufgefallen ist«, verteidigte ich
mich. »Und übrigens – ich schnarche nicht.«
»Natürlich
schnarchst du. Und du murmelst beim Schlafen auch vor dich hin.«
Das Blut
gefror mir in den Adern. Der Traum ... »Was? Was hast du gehört?«
»Leider
nichts allzu Verständliches. Aber es muss ein recht angenehmer Traum
gewesen sein. Du hast verzückt geklungen.«
»Mach das
nie wieder – hör auf, nachts in meinem Zimmer herumzulungern«, befahl ich ihm.
»Ich meine es ernst.«
»Selbstverständlich,
wie du wünschst.« Lucius drehte die Lautstärke des alten Plattenspielers
leiser, auf dessen Teller sich eine
verbogene Schallplatte drehte. Die Musik klang kratzig und
jaulend, wie streitende Katzen. Oder wie ein Sarg mit verrosteten Angeln in
einem verlassenen Mausoleum, der sich immer wieder öffnet und schließt. »Magst
du kroatische Volksmusik?«, fragte er, als er meinen Blick bemerkte. »Es
erinnert mich an zu Hause.«
»Ich stehe
mehr auf normale Musik.«
»Ah, ja,
dieses MTV mit all dem Gestampfe und Gedröhne. Diese bildgewordene Überdosis
hormongesteuerter Pubertätsfantasien. Aber ich muss ehrlich zugeben – ich bin
nicht abgeneigt.« Er deutete auf einen Sessel, der definitiv nicht meinen
Eltern gehörte. Sie kauften keine Ledermöbel. »Setz dich, bitte. Erzähl mir,
warum du mich heute Abend treffen wolltest.«
Ich ließ
mich in den Sessel fallen und versank beinahe darin. Er war butterweich.
»Lucius, du musst aufhören, mir auf Schritt und Tritt zu folgen. Und du musst
nach Hause zurückkehren.«
»Du bist
direkt. Das gefällt mir an dir, Anta... – Jessica.«
»Ich habe
mich entschieden.« Ich beschloss, nicht länger drum herumzureden. »Die
›Hochzeit‹ ist offiziell abgeblasen. Mir ist egal, was auf der Schriftrolle
steht. Mir ist egal, was alte Leute aus dem Alten Land ...«
»Die
Ältesten.«
»... die
Ältesten erwarten. Es wird nicht passieren. Ich sage es dir jetzt, damit du
nicht noch mehr Zeit verschwendest. Ich bin davon überzeugt, dass du in deine echte Burg zurückkehren willst ... «
Lucius
schüttelte den Kopf. »Nein. Wir müssen lernen, miteinander auszukommen,
Jessica. Ich habe in dieser Angelegenheit keine Wahl – und du auch nicht. Also
schlage ich vor,
dass du zumindest versuchst, mit mir zusammenzuarbeiten, wie man hier so schön
sagt.«
»Nein.«
Lucius
lächelte schwach. »Du hast wahrhaftig einen eigenen Willen.« Das Lächeln
verschwand. »Aber dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, ihn durchzusetzen.« Er
begann, auf und ab zu gehen. »Den Pakt zu brechen ... Das würde nicht nur zu
einer politischen Krise führen, es würde das Andenken unserer Eltern
beschmutzen. Sie haben es sich so gewünscht, im Interesse des Friedens.«
Ich sah
Lucius ein wenig überrascht an. »Was ist mit deinen Eltern passiert?«
»Sie wurden
bei der Säuberung vernichtet. Was hast du denn gedacht?«
»Tut mir
leid. Ich ... das wusste ich nicht.«
Lucius
setzte sich aufs Bett, beugte sich vor und verschränkte die Finger ineinander.
»Aber im Gegensatz zu dir, Jessica, wurde ich inmitten unseres Volkes großgezogen,
mit den richtigen Vorbildern.«
»Lass mich
raten – die sogenannten Ältesten?«
»Ja. Man
hat mich zu meinen Onkeln geschickt. Und
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