Der Vampir der mich liebte
den Hexen ja nicht.«
»Und das soll ich jetzt machen?«
Pam lachte lautlos auf. Plötzlich war sie ganz aufgeregt und grinste mich im schimmernden Licht der Straßenlaterne an. »Willst du die Erlaubnis etwa erst noch auf Büttenpapier drucken lassen?«
Herr, schütze mich vor sarkastischen Vampiren. »Meinst du denn, Bubba hat die Wiccas bereits erreicht?«
»Sicher. Und jetzt lass uns diesen Hexen den Arsch aufreißen«, sagte sie fröhlich. Das Schicksal der drei unschuldigen Wiccas hatte für sie nicht gerade oberste Priorität, so viel war klar. Jeder außer mir schien sich auf das Kommende zu freuen. Sogar der junge Werwolf zeigte viel Zahn.
»Ich trete die Tür ein, du gehst rein«, sagte Pam und drückte mir überraschenderweise einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Wenn ich doch bloß woanders wäre, dachte ich.
Dann erhob ich mich aus der Hocke, stellte mich hinter Pam und schaute ehrfürchtig zu, wie sie ein Bein anwinkelte und mit der Kraft von vier, fünf Mauleseln die Tür eintrat. Das Schloss zerbarst, und die Tür sprang auf, während das alte Sperrholz, das davorgenagelt war, splitterte. Ich rannte hinein und schrie den Vampiren hinter mir und jenen an der rückwärtigen Tür zu: »Kommt rein!« Einen Augenblick lang stand ich ganz allein in der Höhle der Hexen. Sie fuhren alle zu mir herum und starrten mich fassungslos an.
Der Raum war voller Kerzen und Leute, die auf Kissen auf dem Fußboden saßen. Während wir draußen gewartet hatten, waren anscheinend alle nach und nach in diesen vorderen Raum gekommen und hatten sich in einem großen Kreis hingesetzt, alle mit einer brennenden Kerze vor sich, einer Schale und einem Messer.
Von den dreien, die ich zu retten versuchte, war die »alte Frau« am leichtesten zu erkennen. Es saß nur eine weißhaarige Frau in dem Kreis. Sie trug einen hellrosa Lippenstift, ein bisschen verschmiert, und auf einer ihrer Wangen klebte getrocknetes Blut. Ich fasste sie beim Arm und zog sie in eine Ecke, während um mich herum das Chaos losbrach. Es waren nur drei Männer im Raum. Hallows Bruder Mark, der jetzt von gleich mehreren Werwölfen angegriffen wurde, war einer von ihnen. Der zweite war ein hohlwangiger Mann mittleren Alters mit verdächtig schwarzem Haar, der nicht nur irgendeinen Hexenspruch vor sich hin murmelte, sondern gleichzeitig ein Springmesser aus einer Jacke rechts von ihm auf dem Boden zog. Er war zu weit weg, als dass ich irgendwie hätte eingreifen können. Ich verließ mich darauf, dass die anderen sich selbst schützen konnten. Dann entdeckte ich den dritten Mann, er hatte ein Muttermal auf der Wange - das musste Parton sein. Er hockte geduckt da und hielt sich schützend die Hände über den Kopf. Ich wusste, wie er sich fühlte.
Ich ergriff ihn beim Arm, zog ihn hoch, und er boxte natürlich sofort los. Doch da war er bei mir an die Falsche geraten, ich würde mich hier von niemandem verprügeln lassen. Und so zielte ich mit der Faust durch seine wirkungslos fuchtelnden Arme hindurch und traf ihn genau auf die Nase. Er brüllte auf, was die allgemeine Kakophonie im Raum noch um eine weitere Variante bereicherte, und ich schubste ihn in dieselbe Ecke wie schon Jane. Dann sah ich, dass die ältere Frau und der junge Mann beide leuchteten. Okay, die Wiccas hatten es geschafft, ihr Zauber wirkte, wenn auch einen Tick spät. Jetzt musste ich nur noch nach einer leuchtenden jungen Frau mit rotgefärbten Haaren suchen, der dritten unschuldigen Hexe.
Doch meine Glückssträhne war vorbei; und ihre erst recht. Sie leuchtete, aber sie war tot. Ein Werwolf hatte ihr die Kehle durchgebissen: ob einer der unseren oder einer der anderen, darauf kam es eigentlich nicht mehr an.
Ich stolperte durch das Gewühl zurück in die Ecke und fasste die beiden überlebenden Wiccas beim Arm. Debbie Pelt kam auf uns zugerannt. »Raus hier«, sagte ich zu den beiden. »Sucht da draußen nach den anderen Wiccas oder geht nach Hause. Lauft, nehmt ein Taxi, was auch immer.«
»Die Gegend da draußen ist aber sehr gefährlich«, sagte Jane mit bebender Stimme.
Ich starrte sie an. »Und das hier etwa nicht?« Debbie ging mit den beiden zur Tür hinaus und zeigte ihnen den Weg. Das war das Letzte, was ich von ihnen sah. Ich wollte ihnen eben folgen und auch verschwinden - eigentlich sollte ich gar nicht hier sein -, als eine Werwolf-Hexe nach meinem Bein schnappte. Ihre Zähne hatten mein Fleisch verfehlt und nur mein Hosenbein erwischt, aber es riss mich heftig
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