Der Vampir der mich liebte
zurück. Ich stolperte und fiel fast hin, erwischte jedoch noch den Türpfosten und konnte mich so auf den Füßen halten. In diesem Augenblick brach aus dem rückwärtigen Raum die zweite Angriffswelle der Werwölfe und Vampire herein, und die Werwolf-Hexe schoss davon, um diese neue Attacke von hinten zu parieren.
Der Raum war erfüllt von umherfliegenden Körpern, spritzendem Blut und gellenden Schreien.
Die Hexen kämpften mit aller Kraft, und jene, die ihre Gestalt wandeln konnten, hatten dies bereits getan. Hallow hatte sich verwandelt und war jetzt eine einzige knurrende Masse wild um sich schnappender Zähne. Ihr Bruder versuchte sich an irgendeiner Art Fluch, wozu er in seiner menschlichen Gestalt verharren musste, und bemühte sich, die Werwölfe und Vampire so lange abzuhalten, bis sein Fluch vollendet war.
Er hatte einen Singsang angestimmt, zusammen mit dem hohlwangigen Mann. Und Mark Stonebrook sang sogar noch weiter, als er Eric einen Hieb in die Magengrube versetzte.
Schwere Nebelschwaden durchzogen inzwischen den Raum. Die Hexen, die mit Messern oder Wolfszähnen kämpften, merkten, was da ablief, und jene, die sprechen konnten, fielen ein in das, was immer Mark da auch singen mochte. Der Nebel wurde dichter und dichter, bis schließlich keiner mehr Freund und Feind auseinander halten konnte.
Ich lief in Richtung Tür, um den erstickenden Nebelschwaden zu entkommen. Dies Zeug machte das Atmen zu einer echten Qual. Es war, als wollte man Watte ein- und ausatmen. Ich streckte meine Hand aus, aber in diesem Teil der Wand befand sich keine Türöffnung. Sie war doch genau dort gewesen! Ich spürte, wie Panik in mir aufstieg, während ich wie eine Wilde die Wand entlang tappte und versuchte, den Ausgang zu ertasten.
Doch ich scheiterte nicht nur daran, den Türpfosten zu finden. Bei meinem nächsten Schritt seitwärts verlor ich auch den Kontakt zur Wand. Ich stolperte über den Körper eines Wolfs. Und weil ich keine Wunde an ihm sah, packte ich ihn bei den Schultern und zog ihn aus den erstickenden Nebelschwaden hinaus.
Noch unter meinen Händen begann sich der Werwolf zu winden und verwandelte sich, was ziemlich unheimlich war. Schlimmer noch, er verwandelte sich in die nackte Hallow. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sich jemand so schnell verwandeln konnte. Entsetzt ließ ich sie los und stolperte rückwärts zurück in die dichten Nebelschwaden. Da hatte ich meine Anwandlungen als guter Samariter wohl an das falsche Opfer verschwendet. Und sogleich packte mich irgendeine namenlose Frau, eine der Hexen, mit übermenschlicher Kraft. Während sie mich mit der einen Hand am Arm festhielt, versuchte sie mit der anderen meinen Hals zu fassen. Doch ihre Hand glitt immer wieder ab, und ich biss sie, so fest ich konnte. Sie mochte ja vielleicht eine Hexe sein, und sie mochte auch ein Werwolf sein, ja, sie mochte vielleicht sogar fünf Liter Vampirblut getrunken haben, doch eine Kämpferin war sie nicht. Sie schrie auf und ließ mich los.
Mittlerweile hatte ich total die Orientierung verloren. Wo ging es hinaus? Ich hustete, und meine Augen tränten. Das Einzige, dessen ich noch sicher war, war die Schwerkraft. Sehen, Hören, Fühlen: alles wurde beeinträchtigt von diesen undurchdringlichen weißen Schwaden, die immer noch dichter wurden. In so einer Situation waren Vampire klar im Vorteil, sie mussten nicht atmen. Nur wir andern alle. Verglichen mit der dicken Luft, die hier im ehemaligen Blumen- und Bäckerladen herrschte, war die verschmutzte Stadtluft draußen geradezu rein und frisch gewesen.
Keuchend und weinend streckte ich die Arme aus und versuchte, eine Tür oder eine Wand zu finden, irgendeinen Anhaltspunkt. Der Raum, der gar nicht so riesig gewirkt hatte, schien gähnend große Ausmaße angenommen zu haben. Mir kam es so vor, als wäre ich schon kilometerweit durch das reine Nichts gestolpert. Doch das war unmöglich - es sei denn, die Hexen hatten die Dimensionen des Raums verändert. Mein prosaischer Verstand wollte sich mit dieser Möglichkeit nicht anfreunden. Um mich herum hörte ich Schreie und vom Nebel gedämpfte Geräusche, die deshalb nicht weniger furchterregend waren. Plötzlich ging ein Regen von Blut auf die Vorderseite meines Mantels nieder. Ich spürte, wie es bis in mein Gesicht spritzte. Ich stieß einen Laut der Verzweiflung aus, die ich nicht in Worte kleiden konnte. Ich wusste, dass es nicht mein Blut war, und ich wusste auch, dass ich nicht verletzt war - doch
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