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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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umsah. Und ich erkannte, dass der Kampf vorüber war. Keine Ahnung, wie lange er gedauert hatte, dieser lärmende, unsichtbare Kampf in den dichten Nebelschwaden. Seine Ergebnisse lagen jetzt jedenfalls nur allzu deutlich vor unser aller Augen.
    Vampire töten nicht fein säuberlich, sie töten auf grausame Weise. Und auch Werwölfe sind nicht für ihre Tischmanieren bekannt. Hexen scheinen ein bisschen weniger Blut zu verspritzen, doch das Endergebnis war wirklich fürchterlich, wie in einem richtig schlechten Film, bei dem man sich hinterher schämt, dass man dafür auch noch Eintritt bezahlt hat.
    Wir hatten anscheinend gewonnen.
    Das war mir in dem Augenblick allerdings fast egal. Ich war total erschöpft, körperlich wie geistig, und daher wirbelten all die Gedanken der Menschen und auch einige Gedanken der Werwölfe in meinem Hirn herum wie Wäsche in einem Trockner. Dagegen war nichts zu machen, also ließ ich diese Fetzen durch meinen Kopf fliegen und nahm meine letzten Kräfte zusammen, um die Leiche von mir zu stoßen. Ich lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Da ich überhaupt keinen eigenen Gedanken mehr fassen konnte, war ich völlig mit den Gedanken anderer angefüllt. Fast jeder dachte das Gleiche: wie erschöpft sie waren, wie blutig alles um sie herum war und wie unvorstellbar es war, dass sie einen Kampf wie diesen überlebt hatten. Der Typ mit dem stachelig aufgestellten Haar hatte sich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelt und dachte gerade, wie viel mehr er dies alles genossen hatte, als angebracht war. Sein nackter Körper lieferte denn auch den deutlich sichtbaren Beweis, wie sehr er es genossen hatte. Er unternahm immerhin den Versuch, sich dessen ein wenig zu schämen. Vor allem aber wollte er diese süße junge Wicca aufstöbern und sich mit ihr in eine stille Ecke verkriechen. Hallow hasste Pam, sie hasste mich, sie hasste Eric, sie hasste einfach jeden. Sie begann einen Fluch zu murmeln, der uns alle erledigen sollte, doch Pam stieß ihr den Ellbogen gegen den Hals, und das ließ sie sofort verstummen.
    Debbie Pelt erhob sich im Türrahmen vom Boden und sah sich um. Sie wirkte erstaunlich unversehrt und energiegeladen, als hätte sie nie Fell im Gesicht gehabt und als wüsste sie nicht mal ansatzweise, wie man tötet. Zwischen den verstreut herumliegenden Körpern, lebendigen wie toten, bahnte sie sich einen Weg, bis sie schließlich Alcide fand, der noch seine Wolfsgestalt hatte. Sie hockte sich neben ihn und suchte ihn nach Wunden ab, worauf er mit einem deutlich warnenden Knurren reagierte. Vielleicht glaubte sie einfach nicht, dass er sie tatsächlich angreifen würde, jedenfalls legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, und er biss sie so brutal, dass es blutete. Sie schrie auf und taumelte zurück. Ein paar Sekunden lang hielt sie kauernd ihre blutende Hand und weinte. Ihr Blick traf den meinen, und in ihren Augen loderte der Hass. Sie würde mir nie verzeihen. Sie würde mir für den Rest ihres Lebens die Schuld daran geben, dass Alcide die dunkle Seite ihrer Natur gesehen hatte. Zwei Jahre lang hatte sie mit ihm gespielt, ihn angelockt und wieder weggestoßen, und dabei die Wesenszüge verborgen, die er niemals akzeptiert hätte, denn gewollt hatte sie ihn immer. Doch jetzt war alles vorbei.
    Und das sollte meine Schuld sein?
    Aber ich dachte nicht in den Kategorien einer Debbie Pelt, ich dachte wie ein vernünftiger Mensch, und das war Debbie ja nun wirklich nicht. Hätte die große Hand aus dem dichten Nebel, die sie vorhin im Kampf am Hals gepackt hatte, sie doch bloß erwürgt. Ich sah zu, wie sie die Tür aufstieß und mit schnellen Schritten in die Nacht hinauseilte. In diesem Augenblick wusste ich, dass Debbie Pelt für den Rest ihres Lebens hinter mir her sein würde. Vielleicht würde sich die Bisswunde, die Alcide ihr verpasst hatte, entzünden, so dass sie an Blutvergiftung starb?
    Reflexartig machte ich mir gleich wieder Vorwürfe: Das war ein bösartiger Gedanke, Gott wollte nicht, dass wir irgendjemandem Böses wünschten. Da blieb nur zu hoffen, dass Er auch Debbie gut zuhörte; so wie du hoffst, dass der Verkehrspolizist, der dir wegen überhöhter Geschwindigkeit einen Strafzettel gibt, auch deinen Hintermann anhält, der dich trotz durchgezogener Linie noch zu überholen versucht hatte.
    Die rothaarige Werwolf-Frau Amanda kam herüber zu mir. Sie hatte hier und dort Bisswunden und eine große Beule auf der Stirn, doch sie strahlte förmlich:

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