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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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standen noch die Ahornmöbel, die meine Mutter einst im Discount-Möbelhaus ausgesucht hatte, und die Polster (cremefarben mit grünen und blauen Blumen, wie es sie in der Natur so nicht gab) waren immer noch von leuchtender Farbe, leider. Es hatte Jahre gedauert, bis mir klar wurde, dass meine Mutter zwar in mancherlei Hinsicht eine clevere Frau gewesen war, aber leider überhaupt gar keinen Geschmack gehabt hatte. Jason hatte das bis heute nicht begriffen. Er hatte die Vorhänge ersetzt, als sie ausgefranst und ausgeblichen waren, und er hatte einen neuen Vorleger gekauft, um die abgetretenen Stellen des alten blauen Teppichs zu überdecken. Die Haushaltsgeräte waren alle neu, und er hatte sich viel Arbeit mit der Renovierung des Badezimmers gemacht. Doch meine Eltern hätten sich, könnten sie das Haus noch einmal betreten, dort sicher ziemlich wohl gefühlt.
    Mit einem Schock wurde mir bewusst, dass sie bereits seit fast zwanzig Jahren tot waren.
    Während ich in der Nähe der Tür stehen blieb und betete, ich möge nirgends Blutflecken sehen, strich Alcee Beck durchs Haus. Nach einer Sekunde der Unentschlossenheit folgte ich ihm. Es gab nicht viel zu sehen; wie gesagt, es ist ein kleines Haus. Drei Schlafzimmer (zwei davon winzig), eine Küche, ein Badezimmer, ein recht großes Wohnzimmer und ein kleines Esszimmer: ein Haus, wie es zu Dutzenden in jeder amerikanischen Stadt zu finden war.
    Das Haus war ziemlich aufgeräumt. Jason hatte nie wie ein Schwein gehaust, auch wenn er sich manchmal wie eines benahm. Sogar das extra große Bett, das das größte Schlafzimmer fast ganz ausfüllte, war mehr oder weniger gemacht; die Laken waren schwarz und glänzend. Es sollte wie Seide wirken, ich war aber sicher, dass es sich um irgendeine Kunstfaser handelte. Wäre mir zu rutschig.
    »Kein Hinweis auf irgendeinen Kampf«, betonte der Detective.
    »Wenn ich schon hier bin, nehme ich gleich noch etwas mit«, sagte ich und ging zum Waffenschrank hinüber, der meinem Vater gehört hatte. Er war verschlossen, also sah ich noch mal an meinem Schlüsselbund nach. Ja, dafür besaß ich auch einen Schlüssel. Dunkel erinnerte ich mich an irgendeine lange Geschichte, mit der Jason mir erklärt hatte, warum ich diesen Schlüssel brauchte - für den Fall, dass er mal draußen auf der Jagd war und ein anderes Gewehr benötigte oder irgend so was. Als ob ich einfach alles stehen und liegen lassen würde, um für ihn ein anderes Gewehr zu holen!
    Na, vielleicht doch, wenn ich nicht gerade zur Arbeit musste oder so.
    Jasons Gewehre, und auch die meines Vaters, waren vollzählig im Schrank - wie auch all die erforderliche Munition.
    »Alles da?« Der Detective stand in der Tür zum Esszimmer und trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.
    »Ja. Ich werde eins davon mit nach Hause nehmen.«
    »Erwarten Sie irgendwelchen Ärger?« Zum ersten Mal sah Beck interessiert aus.
    »Wer weiß, was es mit Jasons Verschwinden auf sich hat?«, fragte ich und hoffte, dass das vieldeutig genug klang. Beck hielt ohnehin sehr wenig von meiner Intelligenz, ungeachtet dessen, dass er mich fürchtete. Jason hatte versprochen, mir die Schrotflinte zu bringen, und ich wusste, ich würde mich besser fühlen, wenn ich sie erst im Haus hatte. Also holte ich die Benelli heraus und fand auch die richtigen Patronen. Jason hatte mir sehr sorgfältig beigebracht, wie eine Schrotflinte geladen und abgefeuert wurde - sie war sein Stolz und seine Freude.
    »Wow, eine Benelli.« Detective Beck nahm sich die Zeit und bewunderte das Gewehr eingehend. »Das da ist die Munition dafür.«
    Ich steckte die Schachtel, auf die er gedeutet hatte, in meine Tasche. Dann trug ich die Schrotflinte hinaus zu meinem Auto, Beck trottete hinter mir her.
    »Sie müssen die Schrotflinte im Kofferraum einschließen und die Patronen vorn im Auto«, ließ mich der Detective wissen. Ich tat genau das, was er gesagt hatte, legte die Patronen sogar ins Handschuhfach, und drehte mich dann zu ihm herum. Er würde froh sein, wenn er mich endlich los war, und ich glaubte nicht, dass er mit großem Einsatz weiter nach Jason suchen würde.
    »Haben Sie auch hinten nachgesehen?«, fragte ich.
    »Ich war gerade erst angekommen, als Sie auftauchten.«
    Mit einer Kopfbewegung deutete ich zu dem kleinen Teich hinter dem Haus, und vorsichtig gingen wir ums Haus herum. Vor zwei Jahren hatte mein Bruder mit Hoyt Fortenberrys Hilfe eine große Veranda an der Rückseite angebaut. Dort waren ein paar

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