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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gezogen. Ich hatte die explosiven Ausbrüche, die ihre Liebesaffäre mit meinem Bruder begleiteten, allmählich satt gehabt. Ihre Beziehung war gespickt gewesen mit langen und lauten und in aller Öffentlichkeit ausgetragenen Streitigkeiten, aufgeknallten Telefonhörern und zugeschlagenen Türen.
    »So? Bei wem wohnt sie?«
    »Bei ihrer Cousine in Shreveport«, sagte Beck. »Sie wissen schon, diese Dovie.«
    Dovie Rodriguez war oft nach Bon Temps gekommen, als Carla hier wohnte. Die kultivierte Cousine aus der Stadt, die aufs Land kam, um uns Bauerntölpeln Lebensart beizubringen. Natürlich hatten wir alle Dovie beneidet.
    Ich fand, mich mit Dovie anlegen war eigentlich genau das, was ich jetzt tun wollte.
    Es sah ganz danach aus, als würde ich doch nach Shreveport fahren.

       Kapitel 4
    Gleich danach schüttelte der Detective mich eilig ab, indem er mir erzählte, dass er sich jetzt um die Spurensicherung kümmern müsse und wir in Kontakt bleiben würden. Mir kam der Gedanke, und zwar direkt aus seinem Gehirn, dass es da etwas gab, was ich nicht sehen sollte, und dass er Carla Rodriguez nur erwähnt hatte, um mich abzulenken.
    Ich fürchtete, er könnte mir die Schrotflinte wegnehmen, weil er es jetzt sehr viel wahrscheinlicher fand, dass er es mit einem Verbrechen zu tun hatte, und die Schrotflinte vielleicht so eine Art Beweismittel war. Doch Alcee Beck sagte nichts, und ich auch nicht.
    Ich war viel stärker erschüttert, als ich mir selbst eingestehen mochte. Innerlich war ich überzeugt gewesen, dass es Jason - auch wenn ich meinen Bruder erst wieder auftreiben musste - trotz allem gut ging und er vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war. Genauer, im falschen Bett. Er hatte doch wahrscheinlich bloß irgendeinen ziemlich harmlosen Ärger am Hals, hatte ich mir eingeredet. Jetzt wirkte die Lage viel ernster.
    Die Kosten für ein Handy waren bei mir finanziell nie drin gewesen, und so fuhr ich erst mal nach Hause. Ich überlegte, wen ich anrufen sollte, und gab mir schließlich dieselbe Antwort wie vorher. Niemanden. Es gab noch keine sicheren Informationen. Einsamer hatte ich mich in meinem Leben noch nie gefühlt. Aber ich wollte auch nicht als Mensch gewordene Krise bei meinen Freunden auf der Türschwelle stehen und meine Probleme abladen.
    Tränen traten mir in die Augen. Ich wollte meine Großmutter zurückhaben. Ich fuhr das Auto an den Straßenrand, hielt an und gab mir selbst eine heftige Ohrfeige. Und ich schimpfte fürchterlich mit mir.
    Shreveport. Ich sollte nach Shreveport fahren und Dovie und Carla Rodriguez zur Rede stellen. Dort konnte ich außerdem herausbekommen, ob Chow und Pam irgendetwas über Jasons Verschwinden wussten - auch wenn es noch Stunden dauerte, bis sie wach wurden, und ich in der Zwischenzeit in einem leeren Club Däumchen drehen musste; vorausgesetzt, dass überhaupt jemand da war, der mich reinließ. Aber ich konnte nicht einfach zu Hause sitzen und abwarten. Ich würde die Gedanken der menschlichen Angestellten lesen und herausfinden, ob sie irgendwas wussten.
    Wenn ich nach Shreveport fuhr, wusste ich einerseits zwar nicht, was zu Hause vor sich ging. Andererseits würde ich aber immerhin etwas unternehmen.
    Und während ich noch überlegte, ob es irgendeine dritte Seite zu bedenken galt, passierte etwas ganz anderes.
    Etwas noch Merkwürdigeres als all die vorangegangenen Ereignisse des Tages. Da saß ich also, in einem am Straßenrand geparkten Auto irgendwo im Niemandsland, und plötzlich hielt ein schnittiger schwarzer, brandneuer Camaro hinter mir. Auf der Beifahrerseite stieg eine wunderschöne, sehr große Frau aus. Ich erinnerte mich natürlich an sie; sie war am Silvesterabend auch in Merlotte's Bar gewesen. Meine Freundin Tara Thompson saß hinter dem Steuer.
    Oh, dachte ich verständnislos und starrte in den Rückspiegel, na so was. Ich hatte Tara seit Wochen nicht gesehen, zuletzt in einem Club für Vampire in Jackson, Mississippi. Sie war mit einem Vampir namens Franklin Mott dort gewesen; er hatte sehr gut ausgesehen, so die Art gediegener älterer Herr, äußerst gewandt, gefährlich und kultiviert.
    Tara, eine Freundin aus Schulzeiten, sah einfach immer großartig aus. Sie hatte schwarzes Haar, dunkle Augen und einen glatten olivfarbenen Teint und war noch dazu sehr klug, was sie zur erfolgreichen Besitzerin von Tara's Togs gemacht hat, einem Laden für hochklassige Damenbekleidung in einem Einkaufszentrum, das Bill gehört.

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