Der Vampir der mich liebte
zu bringen. »Außerdem hast du Humor und einen Sinn fürs Abenteuer.«
»Ach, hör auf«, sagte ich.
»Nein«, entgegnete er. »Du hast die schönsten Brüste, die ich je gesehen habe. Du bist mutig.« Ich legte ihm meine Finger auf den Mund, und er fuhr mit der Zunge darüber. Ich lehnte mich gegen ihn. Bis in die Fußspitzen spürte ich es kribbeln. »Du bist verantwortungsbewusst und arbeitest sehr hart«, sprach er weiter. Bevor er mir auch noch erzählte, dass ich unschlagbar war beim Auswechseln der Müllbeutel, wenn ich den Müll hinaustrug, ersetzte ich meine Finger durch meine Lippen.
»Siehst du«, sagte er sanft eine Weile später, »kreativ bist du auch noch.«
In der folgenden Stunde zeigte er mir, dass er selbst ebenfalls sehr kreativ war.
Es war die einzige Stunde eines extrem langen Tages, in der mich die Furcht nicht völlig auffraß: die Sorge um das Schicksal meines Bruders, die Angst vor Hallows bösen Plänen und die Erinnerungen an den schrecklichen Tod von Adabelle Yancy. Und noch so einige andere Dinge, aber nach so einem langen Tag konnte ich unmöglich die Schrecklichkeiten gegeneinander abwägen.
Als ich in Erics Armen dalag, eine kleine wortlose Melodie vor mich hinsummte und müßig mit einem Finger Erics Schulter entlangfuhr, war ich zutiefst dankbar über die Freude, die er mir bereitet hatte. Glück sollte nie als etwas Selbstverständliches hingenommen werden.
»Danke«, sagte ich, das Gesicht an seine totenstille Brust gepresst.
Er legte einen Finger unter mein Kinn, damit ich den Kopf hob und ihm in die Augen sah. »Nein«, sagte er ruhig. »Du hast mich von der Straße aufgelesen und mich in Sicherheit gebracht. Du bist bereit, für mich zu kämpfen. Das weiß ich. Ich kann mein Glück kaum fassen. Wenn diese Hexe erledigt ist, möchte ich dich an meiner Seite haben. Ich werde alles, was ich besitze, mit dir teilen. Jeder Vampir, der mir Treue schuldet, wird dir Ehre erweisen.«
Das reinste Mittelalter! Der Gute, so würden die Dinge mit Sicherheit nicht ausgehen. Wenigstens war ich klug und realistisch genug, mich selbst nicht eine Minute lang derart zu betrügen - obwohl es ein ganz wunderbares Hirngespinst war. Er dachte wie ein Burgherr, dem Vasallen zur Lehnstreue verpflichtet waren, und nicht wie der geschäftstüchtige untote Besitzer einer Vampir-Bar in Shreveport.
»Du hast mich sehr glücklich gemacht«, sagte ich nur. Und das entsprach der Wahrheit.
Kapitel 10
Der Teich hinter Jasons Haus war bereits abgesucht worden, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Alcee Beck hämmerte um etwa zehn Uhr gegen meine Tür; und weil es sich exakt wie das Klopfen eines Gesetzeshüters anhörte, zog ich erst mal Jeans und Sweatshirt über, ehe ich öffnete.
»Im Teich ist er nicht«, sagte Beck ohne lange Vorrede.
Ich sank gegen den Türpfosten. »Oh, Gott sei Dank.« Und für einen Moment schloss ich die Augen in einem stummen Dankgebet. »Kommen Sie doch herein.«
Alcee Beck trat argwöhnisch wie ein Vampir über die Türschwelle und sah sich erst mal schweigend um.
»Möchten Sie einen Kaffee?«, fragte ich höflich, als er auf meinem alten Sofa saß.
»Nein, danke«, entgegnete er steif. Ihm war in meiner Gegenwart genauso unbehaglich zumute wie mir in seiner.
Am Türknauf zu meinem Schlafzimmer entdeckte ich Erics Hemd, das von Detective Becks Platz aus wahrscheinlich nicht zu sehen war. Viele Frauen tragen Männerhemden, sagte ich mir, werd jetzt bloß nicht paranoid. Zwar wollte ich Alcee Becks Gedanken nicht zuhören, erfuhr aber trotzdem, dass er sich allein im Haus einer weißen Frau unwohl fühlte und hoffte, Andy Bellefleur würde bald auftauchen.
»Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment«, sagte ich, ehe ich der Versuchung nachgeben und fragen konnte, warum Andy hierher kommen wollte - das hätte Alcee zutiefst schockiert. Ich schnappte mir das Hemd, als ich in mein Schlafzimmer ging, faltete es zusammen und legte es in eine Schublade, bevor ich mir die Zähne putzte und das Gesicht wusch. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, war Andy bereits da. Jasons Boss, Catfish Hennessey, war mit ihm gekommen. Ich spürte, wie alles Blut aus meinem Kopf wich, und sank schwer auf die Polstertruhe neben dem Sofa nieder.
»Was?«, fragte ich. Ich brachte kein anderes Wort heraus.
»Das Blut auf dem Steg ist wahrscheinlich das Blut einer Katze, und wir haben darin einen Abdruck gefunden, neben dem von Jasons Stiefel«, sagte Andy. »Diese
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