Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Information haben wir bislang zurückgehalten, weil es sonst sofort in den Wäldern von Schwachköpfen nur so wimmelt.« Ich schwankte wie ein Baum im Wind. Hätte ich nicht die Fähigkeit des Gedankenlesens besessen, wäre ich in lautes Lachen ausgebrochen. Er hatte nicht an eine getigerte Hauskatze gedacht, als er von dem Blut sprach. Er hatte an einen Panther gedacht.
    Als »Panther« bezeichnete man in unserer Gegend Pumas. Soweit ich wusste, waren sie höchst selten geworden, ihre Zahl inzwischen so verschwindend gering, dass sie kurz vor dem Aussterben standen. In den letzten fünfzig Jahren war kein handfester Beweis erbracht worden, dass in Louisiana wirklich wild lebende Pumas existierten.
    Aber es kursierten natürlich Geschichten. Unsere Wälder und Bäche beherbergten eine Unzahl Alligatoren, Biberratten, Beutelratten, Waschbären und gelegentlich sogar einen Bären oder eine Wildkatze. Und auch Kojoten. Es gab jedoch weder Bilder, Filmaufnahmen noch sonstige Belege für die Existenz von Panthern... bis jetzt.
    In Andy Bellefleurs Augen brannte Begierde, aber nicht nach mir. Jeder begeisterte Jäger oder sogar jeder stinknormale Typ, der in der Natur fotografierte, hätte fast alles gegeben, um einmal einen echten wild lebenden Panther zu sehen. Denn dass diese großen Raubtiere extrem scheu waren und den Menschen aus dem Weg gingen, war für die Menschen noch kein Grund, ihnen umgekehrt den gleichen Gefallen zu tun.
    »Was halten Sie davon?«, fragte ich, obwohl ich verdammt gut wusste, was sie davon hielten. Aber um sie nicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen, behauptete ich lieber das Gegenteil. So fühlten sie sich besser und ihnen rutschte vielleicht eher was raus. Catfish dachte gerade, dass Jason höchstwahrscheinlich sowieso tot war. Die beiden Gesetzeshüter behielten mich wachsam im Auge. Catfish, der mich besser kannte, saß auf der Kante von Großmutters altem Lehnsessel und hatte seine großen roten Hände so fest ineinander verschränkt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Vielleicht hat Jason den Panther entdeckt, als er an dem Abend nach Hause kam«, sagte Andy vorsichtig. »Und da hat er dann schnell sein Gewehr geholt und die Spur aufgenommen.«
    »Panther sind vom Aussterben bedroht, Andy«, sagte ich. »Glaubst du, Jason hätte nicht gewusst, dass sie geschützt sind?« Natürlich, sie alle dachten, Jason wäre so impulsiv und hirnlos, dass es ihm einfach egal war.
    »Sind Sie sicher, dass das ganz oben auf seiner Liste stand?«, fragte Alcee Beck in einer Anwandlung von Behutsamkeit.
    »Sie glauben also, Jason hat den Panther erschossen«, entgegnete ich und hatte etwas Mühe, die Worte auszusprechen.
    »Wäre möglich.«
    »Und was dann?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
    Alle drei Männer tauschten einen Blick. »Vielleicht ist Jason dem Panther in den Wald gefolgt«, sagte Andy. »Vielleicht war der Panther gar nicht so schwer verletzt und hat ihn erwischt.«
    »Sie denken, mein Bruder würde einem gefährlichen verletzten Tier in den Wald folgen - nachts, ganz allein?« Genau das dachten sie. Ich konnte es laut und deutlich vernehmen. Sie glaubten, so ein Verhalten wäre typisch Jason Stackhouse. Sie vergaßen dabei allerdings, dass für Jason (rücksichtslos und wild, wie mein Bruder war) der wichtigste Mensch im ganzen Universum Jason Stackhouse war. Und diesen Menschen hätte er niemals einer solch offensichtlichen Gefahr ausgesetzt.
    Andy Bellefleur hegte einige Bedenken gegen diese Theorie, Alcee Beck jedoch nicht. Er glaubte, ich hätte Jasons letzte Stunden gerade eben korrekt geschildert. Die beiden Gesetzeshüter wussten aber nicht - und ich konnte es ihnen auch nicht erzählen -, dass Jason höchstwahrscheinlich einen Gestaltwandler gesehen hatte, wenn denn an jenem Abend überhaupt ein Panther bei seinem Haus gewesen war. Hatte Claudine nicht erzählt, die Hexen hätten einige Gestaltwandler, die sich in große Tiere verwandelten, um sich geschart? Ein Panther wäre doch ein sehr nützliches Tier für jemanden, der eine feindliche Übernahme erwägt.
    »Jay Stans aus Clarice hat mich heute Morgen angerufen«, sagte Andy Bellefleur. Er wandte sein rundes Gesicht mir zu, und seine braunen Augen fixierten mich. »Er hat mir von diesem Mädchen erzählt, das du gestern Abend auf der Landstraße gefunden hast.«
    Ich nickte und wusste nicht, was das jetzt sollte. Die Vermutungen über den Panther beschäftigten mich viel zu sehr, als dass ich ahnte,

Weitere Kostenlose Bücher