Der Vampir der mich liebte
Auch er wirkte erfreut, versuchte aber, es unter einer Maske schroffen Verhaltens zu verbergen. »Ja, Sir«, sagte er zackig. Culpepper fand das wahnsinnig süß; das griff ich direkt aus ihren Gedanken auf. Mochte sie auch ein Werwolf sein, eine solche Bewunderung konnte niemand kaschieren.
»Äh, warum kontaktiere ich sie alle noch einmal?«, fragte Portugal nach einer Weile.
»Wir müssen wissen, welche Pläne sie haben und ob sie mit uns kämpfen wollen«, antwortete Colonel Flood. »Wenn nicht, können sie sich zumindest aus der Angelegenheit heraushalten.«
»Also werden wir Krieg führen?«, fragte ein älterer Mann, der mit der rothaarigen Frau zusammen zu sein schien.
»Die Vampire haben doch damit angefangen«, warf die rothaarige Frau ein.
»Das ist doch überhaupt nicht wahr «, rief ich entrüstet.
»Vampirflittchen«, sagte sie.
Ich hatte schon schlimmere Dinge über mich gehört, aber sie waren mir noch nie ins Gesicht gesagt worden.
Eric war bereits in der Luft, bevor ich recht wusste, ob ich nun eher verletzt oder eher wütend war. Er hatte sich umgehend für wütend entschieden, und er war sehr schnell. Sie lag mit dem Rücken auf dem Boden und Eric war mit entblößten Fangzähnen über ihr, bevor jemand auch nur den Kopf drehen konnte. Zum Glück für die rothaarige Frau waren Pam und Gerald ebenso blitzschnell, doch sie mussten zu zweit ihre ganze Kraft aufwenden, um Eric von ihr wegzuziehen. Sie blutete nur ein klein wenig, aber sie schrie wie am Spieß.
Einen Augenblick lang dachte ich, jetzt bricht hier die Hölle los. Dann schrie Colonel Flood: »RUHE!« Und dieser Stimme wagte sich keiner zu widersetzen.
»Amanda«, sagte er zu der rothaarigen Frau, die wimmerte, als hätte Eric ihr einen Arm ausgerissen, während ihr Mann sie in übertriebener Panik nach Wunden absuchte, »Sie werden gefälligst höflich sein zu unseren Verbündeten und Ihre verdammten Vorurteile für sich behalten. Ihre Beleidigung und das Blut, das vergossen wurde, heben sich gegenseitig auf. Keine Vergeltung, Parnell!« Der angesprochene Werwolf knurrte, nickte aber schließlich widerwillig.
»Miss Stackhouse, ich entschuldige mich für die schlechten Manieren des Rudels«, sagte Colonel Flood zu mir. Ich zwang mich zu nicken. Ich merkte, wie Alcide von mir zu Eric sah, und er wirkte - tja, entsetzt. Sam war so klug, absolut keine Miene zu verziehen. Ich straffte den Rücken und fuhr mir rasch mit der Hand über die Augen, um die Tränen abzuwischen.
Eric beruhigte sich langsam wieder, es kostete ihn allerdings einiges an Anstrengung. Pam murmelte etwas in sein Ohr, und Gerald hatte den festen Griff um Erics Arm noch nicht gelöst.
Und um den Abend perfekt zu machen, öffnete sich in diesem Augenblick die Hintertür vom Merlotte's, und Debbie Pelt kam herein.
»Macht ihr hier etwa Party ohne mich?« Sie blickte auf die seltsame Ansammlung und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Hey, Baby«, sagte sie zu Alcide, strich besitzergreifend über seinen Arm und schlang ihre Finger in die seinen. Alcides Gesicht zeigte eine sonderbare Miene. Es sah aus, als wäre er glücklich und niedergeschlagen zugleich.
Debbie war eine auffallende Erscheinung, groß und schmal und mit einem länglichen Gesicht. Sie hatte schwarzes Haar, doch es war nicht lockig und verwuschelt wie das von Alcide. Es war in vielen winzigen Stufen asymmetrisch geschnitten, sehr glatt und schwang bei jeder ihrer Bewegungen mit. Das war die albernste Frisur, die ich je gesehen hatte, und sie hatte zweifellos ein Vermögen gekostet. Männer schienen sich für ihren Haarschnitt kaum je zu interessieren.
Es wäre scheinheilig gewesen, wenn ich sie gegrüßt hätte. Das Stadium hatten Debbie und ich bereits hinter uns. Sie hatte versucht, mich umzubringen, und Alcide wusste das. Und trotzdem schien sie auf ihn noch eine merkwürdige Faszination auszuüben; obwohl er sie rausgeschmissen hatte, nachdem er davon erfuhr. Für einen klugen, praktisch veranlagten und hart arbeitenden Mann leistete Alcide sich da einen ziemlich großen blinden Fleck, der sich hier in engen Jeans und einem ebenso knallengen orangefarbenen Pullover präsentierte. Was tat sie hier, so weit entfernt von ihrem angestammten Territorium?
Plötzlich packte mich das Verlangen, mich umzudrehen und Eric von Debbies Anschlag auf mein Leben zu erzählen, nur um zu sehen, was passieren würde. Doch ich beherrschte mich wieder einmal. Diese ständige Selbstbeherrschung wurde allmählich
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