Der Vampir der mich liebte
Verwandlung besaß er den scharfen Geruchssinn eines Hundes, doch selbst in seiner menschlichen Gestalt war dieser Sinn immer noch stärker ausgeprägt als bei einem normalen Menschen. Sam würde in der Lage sein, eine nur wenige Tage alte Leiche zu riechen.
»Du gehst also in den Wald?«, fragte ich.
»Selbstverständlich. Ich werde mein Bestes tun. Sollte er dort sein, finde ich es bestimmt heraus.«
Kevin Pryor hatte mir erzählt, dass der Sheriff Spürhunde aus Shreveport angefordert hatte. Laut dem Polizisten, der sie trainierte, waren die Hunde an diesem Tag jedoch schon anderweitig im Einsatz. Ich fragte mich, ob das stimmte oder ob der Polizist nur nicht riskieren wollte, seine Hunde zu einem Panther in den Wald zu schicken. Ehrlich gesagt, konnte ich ihm das nicht verdenken. Und ich hatte jetzt sowieso ein besseres Angebot, direkt vor meiner Nase.
»Sam«, sagte ich, und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wollte ihm danken, doch mir fehlten die Worte. Ich hatte großes Glück, einen Freund wie Sam zu haben, und war mir dessen wohl bewusst.
»Scht, Sookie«, entgegnete er. »Weine nicht. Wir finden heraus, was Jason zugestoßen ist, und wir finden einen Weg, Erics Gedächtnis wiederherzustellen.« Mit dem Daumen wischte er die Tränen von meinen Wangen.
Niemand war nah genug, um zuzuhören, aber ich musste mich rasch umsehen, nur um sicher zu sein.
»Und dann«, fuhr Sam in deutlich grimmigem Tonfall fort, »holen wir ihn aus deinem Haus und bringen ihn zurück nach Shreveport, wohin er gehört.«
Keine Antwort war hier die beste Lösung, beschloss ich.
»Wie lautet dein Wort des Tages?«, fragte er und trat einen Schritt zurück.
Nun musste ich doch lächeln. Sam fragte immer, welches »Wort des Tages« mein Kalender hergab. »Heute Morgen hab' ich nicht nachgesehen. Gestern war's >Tohuwabohu<.«
Er hob die Augenbrauen.
»So eine Art wildes Durcheinander«, sagte ich.
»Sookie, wir finden einen Ausweg aus all dem.«
Als die Leute in Teams eingeteilt waren, entdeckte ich, dass Sam nicht der einzige Supra in Jasons Hof war. Ich staunte nicht schlecht, als ich eine Abordnung aus Hotshot erkannte. Calvin Norris, seine Nichte Crystal und noch ein zweiter Mann, der mir irgendwie bekannt vorkam, standen etwas abseits für sich. Nachdem ich einen Augenblick in meinem Gedächtnis gekramt hatte, fiel es mir wieder ein. Der zweite Mann war der, den ich in einiger Entfernung von Crystals Haus hinter einem Schuppen hatte auftauchen sehen. Ich erkannte ihn an seinem vollen, hellen Haar und der anmutigen Art, wie er sich bewegte. Kevin teilte dem Trio den Reverend Jimmy Fullenwilder als bewaffneten Mann zu. Unter anderen Umständen hätte ich die Kombination der drei Werwölfe mit dem Reverend sehr komisch gefunden.
Da ihnen noch eine fünfte Person fehlte, gesellte ich mich zu ihnen.
Die drei Werwölfe aus Hotshot begrüßten mich mit einem ernsten Kopfnicken. Calvins goldgrüne Augen fixierten mich nachdenklich. »Das hier ist Felton Norris«, sagte er, und ich nickte Felton zu.
Jimmy Fullenwilder, ein grauhaariger Mann um die sechzig, schüttelte uns allen die Hand. »Ich kenne natürlich Miss Sookie, aber bei Ihnen dreien bin ich mir nicht sicher. Ich bin Jimmy Fullenwilder, Pastor der Baptistenkirche Der Liebe Des Herrn«, sagte er und lächelte in die Runde. Calvin nahm diese Information mit einem höflichen Lächeln auf, Crystal grinste spöttisch und Felton Norris (gab es in Hotshot überhaupt keine anderen Nachnamen?) kühlte merklich ab. Felton wirkte eigenartig, selbst für einen Werwolf aus einem Stamm mit viel Inzucht. Seine Augen waren bemerkenswert dunkel und lagen unter sehr geraden dicken braunen Brauen, die in scharfem Kontrast zu seinem hellen Haar standen. Sein Gesicht war auf Höhe der Augenpartie breit und verjüngte sich dann etwas zu abrupt zu einem schmallippigen Mund hin. Obwohl er ein massiger Mann war, bewegte er sich leichtfüßig und lautlos. Auf unserem Weg in den Wald bemerkte ich, dass dies allen dreien aus Hotshot gemeinsam war. Im Vergleich dazu bewegten Jimmy Fullenwilder und ich uns wie trampelnde Elefanten.
Wenigstens hielt der Pastor sein Gewehr, als wüsste er damit umzugehen.
Den Anweisungen folgend stellten wir uns in einer Reihe auf, mit jeweils zwei Metern Abstand zwischen uns. Crystal war an meiner rechten Seite und Calvin an meiner linken. Die anderen Teams taten das Gleiche. Wir begannen unsere Suche in dem Waldstück hinter dem Teich.
»Achten Sie
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