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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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darauf, wer in Ihrem Team ist«, brüllte Kevin. »Nicht, dass da draußen einer zurückbleibt! Und jetzt los.«
    Während wir uns in gleichmäßigem Tempo vorwärts bewegten, suchten wir aufmerksam den Boden vor uns ab. Jimmy Fullenwilder ging ein paar Schritte vor uns her, da er bewaffnet war. Es war von Anfang an klar, dass die Hotshot-Leute, der Reverend und ich höchst unterschiedliche Waldläufer waren. Crystal bewegte sich mühelos durch das Unterholz, ohne sich hindurchkämpfen oder es beiseite schieben zu müssen, obwohl ihre Bewegungen zu hören waren. Jimmy Fullenwilder, ein passionierter Jäger, war im Wald zu Hause und sehr erfahren im Umgang mit der freien Natur. Ich hätte wetten mögen, dass er der Umgebung sehr viel mehr Informationen entnahm als ich. Aber er war nicht fähig, sich so zu bewegen wie Calvin und Felton, die beide wie Geister durch den Wald glitten und ähnlich viele Geräusche verursachten.
    Einmal, als ich in ein besonders dichtes Dickicht voll dornigen Gestrüpps geriet, spürte ich, wie sich zwei Hände um meine Taille legten und mich einfach darüber hoben, noch ehe ich reagieren konnte. Calvin Norris setzte mich sehr sanft wieder ab und ging sofort zurück auf seine Position. Niemand hatte etwas davon mitbekommen. Und Jimmy Fullenwilder, der als Einziger erschrocken wäre, lief ein Stück vor uns her.
    Unser Team fand nichts: nicht einen Fetzen Kleidung oder Haut, nicht einen Stiefelabdruck oder Panthertritt, keine Spur, keinen Geruch, keinen Blutstropfen. Aus einem anderen Team schrie jemand herüber, sie hätten den zerschundenen Kadaver einer Beutelratte gefunden, aber keine eindeutigen Anzeichen dafür, wodurch das Tier umgekommen war.
    Das Vorwärtskommen wurde immer mühsamer. Mein Bruder hatte in diesem Teil des Waldes gejagt und dort auch einigen Freunden die Jagd erlaubt, ansonsten aber die Natur auf den acht Hektar Land rund ums Haus wild wuchern lassen. Er hatte weder herabgestürzte Äste weggeräumt noch junge Schösslinge herausgerissen, was uns jetzt erheblich behinderte.
    Mein Team war zufällig jenes, das auf den Hochsitz stieß, den er zusammen mit Hoyt vor etwa fünf Jahren gebaut hatte.
    Der Hochsitz stand auf einer natürlichen Lichtung. Der Wald darum herum war so dicht, dass wir zeitweise außer Sichtweite der anderen Suchteams waren - was ich im Winter nie für möglich gehalten hätte angesichts all der kahlen Äste. Hin und wieder klang der entfernte Ruf einer menschlichen Stimme durch die Kiefern und Büsche und Äste der Eichen und Amberbäume zu uns herüber, doch der Eindruck völliger Abgeschiedenheit war überwältigend.
    Felton Norris rannte die Leiter des Hochsitzes in einer so wenig menschlichen Weise hinauf, dass ich Reverend Fullenwilder mit der Bitte ablenken musste, doch in seiner Kirche für die Rückkehr meines Bruders zu beten. Natürlich erzählte er mir, dass er das längst getan hatte, und ließ mich überdies wissen, wie gern er mich am Sonntag in seiner Kirche sehen würde, wo ich meine Stimme mit den anderen zum Gebet erheben konnte. Obwohl ich wegen meines Jobs viele Kirchgänge versäumte und wenn, dann ohnehin in die Methodistenkirche ging (was Jimmy Fullenwilder sehr wohl wusste), blieb mir nichts anderes übrig, als ja zu sagen. In dem Moment rief Felton von oben herunter, dass der Hochsitz leer sei. »Sei vorsichtig beim Runtersteigen, die Leiter ist nicht allzu stabil«, rief Calvin hinauf. Das war eine Warnung an Felton, so viel bekam ich mit, die Leiter wie ein Mensch herunterzuklettern. Als Felton langsam und unbeholfen hinabstieg, fing ich Calvins Blick auf, er wirkte amüsiert.
    Gelangweilt vom Herumstehen am Fuß des Hochsitzes, war Crystal Reverend Fullenwilder, unserem an der Spitze gehenden bewaffneten Mann, vorausgeeilt - wovor Kevin uns eindringlich gewarnt hatte. Gerade als ich dachte, ich sehe sie gar nicht mehr , hörte ich ihren Schrei.
    Innerhalb weniger Sekunden waren Calvin und Felton in großen Sätzen über die Lichtung gesprungen und in die Richtung verschwunden, aus der Crystals Stimme kam. Reverend Jimmy und ich konnten nur hinter ihnen herrennen. Ich hoffte, die Aufregung des Augenblicks würde seinen Blick dafür trüben, wie Calvin und Felton sich bewegten. In einiger Entfernung hörten wir einen unbeschreiblichen Lärm, ein lautes Kreischen, Quieken und hektische Bewegungen im Unterholz. Dann ertönte ein heiseres Brüllen und ein weiterer schriller Schrei, nur leicht gedämpft vom kahlen Dickicht

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