Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
herzuziehen. Eine Spur, die Nicolai nicht brauchte. Wo auch immer dieser Wüstling sie hinschleppte, Nicolai würde sie finden. Er hatte sie gezeichnet. Und dafür war sie dankbar.
Sie und ihr Entführer trafen auf dem Weg einen weiteren Riesen und blieben stehen. Ein wütendes Gespräch folgte. Sie verstand ein paar Worte wie „König“ und „sofort“ und Flüche, so düster, dass ihre Ohren davon wahrscheinlich anfingen zu bluten. Schließlich blutete sie bereits überall sonst.
Man musste kein Genie sein, um zu merken, was das Problem war. Die Nachricht von der Gefangennahme einer Frau war bereits bis zum König vorgedrungen. Ugga-Ugga hier sollte sie nicht zuerst bekommen. Er sollte sie zum König bringen, der über ihr Schicksal entscheiden würde und der Erste sein durfte, der sie vergewaltigte.
Komm schon, Nicolai. Wo bleibst du?
Ugga-Ugga setzte sich wieder in Bewegung, und der andere blieb dicht an seiner Seite. Anscheinend vertraute er nicht auf dessen Gehorsam. Oder vielleicht war es etwas anderes. Vielleicht folgte er ihnen auch, um in ihrer Nähe zu bleiben. Ein paarmal streckte der Bastard seine Hand aus und tätschelte ihr den Hintern. Das machte Ugga-Ugga immer so wahnsinnig wütend, dass er nach dem anderen schlug und sie dabei durchschüttelte.
Tatsächlich waren seine Schritte so schwer, dass es sie auf und ab warf und ihr immer wieder der Atem nahm. Als sie endlich ein verschlungenes Labyrinth aus Höhlen erreichten, war sie überzeugt, ihre Lungen müssten flach wie Pfannkuchen sein und ihre Eingeweide sich um ihre Wirbelsäule gewickelt haben.
Ihre Augen wurden langsam immer schwächer, dennoch hielt sie nach Nicolai Ausschau und hoffte, einen Blick auf ihn zu erhaschen, wie er den Monstern nachstellte und sich zum Angriff bereit machte. Sie entdeckte andere Dinge, die ihrem Entführer folgten – kleine Dinge mit Flügeln, die durch die Luft schwirrten, und wolfsartige Wesen, die sich im Schatten der Bäume herumtrieben. Nichts davon glich einem Vampir.
Und als sie ein Brüllen aus allen Richtungen widerhallen hörte, gebrochen und voller Schmerz, wollte sie sich übergeben. Das war Nicolais Stimme gewesen. Was in aller Welt taten die Riesen ihm an?
Dann verstummte der Laut plötzlich, und sie fand das Schweigen noch verstörender als das Brüllen. Hatten die Riesen ihn einfach … umgebracht? Nein! Nein, nein, nein. Aber was, wenn …
Oh Gott. Ein Schluchzen fing sich in ihrer Kehle. Wenn er noch lebte, wäre er ihr zu Hilfe gekommen.
Sie war sein, das hatte er gesagt. Oft. Und irgendwie gehörte er auch ihr. Sie kannte den Mann kaum, aber sie empfand etwas Tiefes und Unauslöschliches für ihn.
Nur Minuten zuvor hatte sie geglaubt, ihr Herz und ihre Seele seien vor seinen Verlockungen sicher und ihr Verstand zu sehr mit der Gefahr, in der er sich befand, beschäftigt. Doch jetzt, da sie ins Unbekannte verschleppt wurde, sich in Todesgefahr befand und glauben musste, er wäre tot, wurde ihr mit einem Schlag die Wahrheit klar.
Ihr Herz und ihre Seele waren nie in Sicherheit gewesen.
Nicolai faszinierte sie. Er war herrisch und arrogant, aber er beschützte sie, wenn es darauf ankam. Er war ein Killer mit den Händen eines Liebhabers. In seinen Armen war sie zum Leben erwacht und in Stücke gesprungen. Er war bereits ein Teil von ihr. In ihrem Blut, ihrem Herzen, in allem. Darum, nein. Nein, nein, nein. Er konnte nicht tot sein. Das ging einfach nicht.
Was auch immer man ihm angetan hatte, er würde heilen. Er musste heilen. Wahrscheinlich war sein Brüllen verstummt, weil er ohnmächtig geworden war oder so etwas. Ja, das musste es sein. Und weil er heilte, während er schlief, war das eine gute Sache.
Richtig?
Das Monster musste sich ducken, um eine der Höhlen zu betreten, und sie zwang sich dazu, sich zu konzentrieren. Die Gänge waren eng und stickig. Seine Schritte hallten von den Wänden wider, und in ihren Ohren klangen sie wie eine Symphonie des Terrors. Sie versuchte sich den Weg zu merken, den er einschlug, aber es war schwierig. So viele Abzweigungen, ihr wurde schwindelig davon. Alices Kaninchenbau, dachte sie mit einem freudlosen Lachen.
Endlich erreichten sie eine große Kammer, die vor geflügelten Riesen überquoll. Anerkennendes Gemurmel erhob sich, sobald man sie entdeckte, und steigerte sich schnell zu lustvollem Gejaule. Knurrend und starr vor Wut warf Ugga-Ugga sie auf eine Pritsche in der Mitte der Höhle.
Jane stand auf, so schnell sie konnte. Davon
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